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Abraham Lincoln - Vampirjäger

Abraham Lincoln - Vampirjäger

Titel: Abraham Lincoln - Vampirjäger
Autoren: Seth Grahame-Smith
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nicht mächtig, noch nicht einmal fähig, seinen eigenen Namen zu schreiben, bevor es ihm meine Mutter beibrachte. Er trug keinen Funken Ehrgeiz in sich … nicht das geringste Interesse, seine Lebensumstände zu verbessern oder seiner Familie mehr als nur das Nötigste zum Überleben zu bieten. Er pflanzte niemals auch nur eine Reihe Getreide mehr, als nötig war, damit unsere Mägen nicht knurrten, oder versuchte nie auch nur einen Penny mehr zu verdienen, damit wir etwas anderes als nur die einfachste Kleidung am Leibe tragen hätten können.
    Ein ausgesprochen strenges Urteil, das der einundvierzigjährige Abe da am Tage der Beerdigung seines Vaters fällte. Er hatte beschlossen, nicht daran teilzunehmen, und deswegen überkam ihn womöglich eine plötzliche Anwandlung von Schuldgefühlen. Auch wenn niemand behaupten kann, dass Thomas Lincoln besonders »ehrgeizig« gewesen wäre, so war er seiner Familie doch stets ein verlässlicher, wenn auch nicht unbedingt großzügiger Ernährer. Dass er trotz aller Not und allen Kummers seine Familie niemals im Stich ließ oder das ländliche Siedlungsgebiet für ein angenehmeres Stadtleben verließ (wie so viele andere seiner Zeit), spricht durchaus für seinen Charakter. Und selbst wenn er das Streben seines Sohnes nicht immer verstand oder befürwortete, so erteilte er doch (letztendlich) immer seine Erlaubnis dafür. Dennoch konnte Abe ihm niemals die Tragödie vergeben, die das Leben der beiden für immer veränderte.
    Wie für die damalige Zeit üblich war auch das Leben von Thomas Lincoln ein ständiger Überlebenskampf gewesen und von einer Reihe von Tragödien gekennzeichnet. Geboren im Jahre 1778, zog er mit seinem Vater Abraham und seiner Mutter Bathsheba noch im zarten Kindesalter von Virginia nach Kentucky. Mit acht Jahren musste Thomas mit ansehen, wie sein Vater vor seinen Augen ermordet wurde. Es war im Frühling, und Abraham senior war gerade dabei, die Felder für die Aussaat vorzubereiten, »da lauerte ihm eine Gruppe Wilder vom Stamm der Shawnee auf«. Thomas musste hilflos zusehen, wie sein Vater von den Indianern massakriert und skalpiert wurde. Was (wenn überhaupt) den Überfall provoziert hatte und warum sein eigenes Leben verschont worden war, konnte er nicht sagen. Welche Gründe es auch immer dafür gegeben haben mochte, für Thomas Lincoln war das Leben von da an nicht mehr dasselbe. Ohne jede Hinterlassenschaft seines Vaters blieb ihm nur die Möglichkeit, rastlos von Stadt zu Stadt zu ziehen und sich mit allerlei Gelegenheitsarbeiten über Wasser zu halten. Er ging bei einem Zimmermann in die Lehre, arbeitete als Gefängniswärter und steuerte Lastkähne den Mississippi und den Sangamon River hinunter. Er fällte Bäume, pflügte Felder und ging zur Kirche, wann immer er konnte. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass er den Fuß jemals in eine Schule setzte.
    Dieses wenig bemerkenswerte Leben hätte wohl keinerlei geschichtliche Beachtung gefunden, wäre er im Alter von achtundzwanzig Jahren nicht nach Elizabethtown gekommen und dort zufällig der Tochter eines Farmers aus Kentucky begegnet. Ihre Heirat am 12. Juni 1806 veränderte den Lauf der Geschichte, wie es sich niemand je hätte erträumen können.
    Allen Berichten zufolge war Nancy Hanks eine gescheite, freundliche und schöne Frau, die außerdem »bemerkenswert« wortgewandt, aber schrecklich scheu war, weshalb sie nur selten in der Gegenwart von Fremden sprach. Sie konnte lesen und schreiben, denn sie hatte die ordentliche Schulbildung genossen, die ihrem Sohn später verwehrt sein würde. Aber Nancy war eine erfinderische Frau, und obwohl es in der Wildnis von Kentucky schwer war, an Bücher zu kommen, schaffte sie es dennoch immer, sich wenigstens eines auszuleihen oder zu erbetteln, um in den wenigen Mußestunden nach getaner Arbeit darin zu schmökern. Kaum war Abe dem Kleinkindalter entwachsen, fing sie an, ihm alles, was sie in die Hände bekommen konnte, vorzulesen: Voltaires Candide, Defoes Robinson Crusoe, die Gedichte von Keats und Byron. Aber es war die Bibel, die der kleine Abraham am liebsten mochte. Der Junge saß auf dem Schoß seiner Mutter und lauschte fasziniert den legendären Geschichten aus dem Alten Testament: David und Goliath, die Arche Noah, die zehn Plagen. Besonders hatte es ihm das Buch Hiob angetan, der rechtschaffene Mann, dem alles genommen wird, der jeden nur erdenklichen Fluch, jedes Leid und jede Enttäuschung erdulden muss und der dennoch nicht
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