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Abraham Lincoln - Vampirjäger

Abraham Lincoln - Vampirjäger

Titel: Abraham Lincoln - Vampirjäger
Autoren: Seth Grahame-Smith
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bahnbrechende Zeitdokumente. Dokumente, die ein neues Licht auf viele bedeutende Ereignisse der amerikanischen Geschichte werfen, und sie decken darüber hinaus noch weitere Dimensionen im Charakter und Leben eines Mannes auf, der schon zuvor als ungewöhnlich vielschichtig wahrgenommen worden war.
    Es gibt mehr als fünfzehntausend Bücher über Lincoln, über seine Kindheit, seine geistige Verfassung, seine sexuellen Neigungen, seine Einstellung zur Rassenfrage, zu Religion und Rechtssystem. Die meisten tragen erheblich zur Wahrheitsfindung über das Wirken dieses außergewöhnlichen Mannes bei. Manche erwähnen sogar die Existenz eines »geheimen Tagebuchs« und einen »Hang zum Okkulten«. Aber kein einziges erwähnt den zentralen Kampf seines Lebens auch nur mit einem Wort. Ein Kampf, der schließlich sogar auf den Schlachtfeldern des Bürgerkriegs ausgetragen wurde.
    Offenbar ist der überragende Mythos vom »Ehrlichen Abe«, der untrennbar mit unseren frühesten Schulerinnerungen verbunden scheint, grundsätzlich trügerisch. Nichts als ein Flickwerk aus Halbwahrheiten und verschwiegenen Fakten.
    Was nun folgt, hätte beinahe mein Leben zerstört.
    Was nun folgt, ist endlich die Wahrheit.
    Seth Grahame-Smith,
    Rhinebeck, New York
    März 2010

TEIL 1
    KINDHEIT

EINS
    EIN AUSSERGEWÖHNLICHES KIND
    In dieser traurigen Welt, in der wir leben, bleibt der Kummer für niemanden aus; und die jungen Menschen leiden besonders bitter darunter, denn es trifft sie unerwartet.
    Abraham Lincoln in einem Brief an Fanny McCullogh
vom 23. Dezember 1862
    I
    Der Junge kauerte schon so lange am Boden, dass ihm die Füße eingeschlafen waren – dennoch wagte er nicht, sich zu bewegen. Denn hier auf dieser Lichtung im frostklirrenden Wald befanden sich die Geschöpfe, auf die er schon so lange gewartet hatte. Diese Geschöpfe, die er töten sollte. Er biss sich auf die Lippen, um seine Zähne am Klappern zu hindern, und legte das Steinschlossgewehr seines Vaters genau so an, wie es ihm beigebracht worden war. Auf den Körper, rief er sich in Erinnerung. Auf den Körper zielen, nicht den Hals. Leise und vorsichtig lud er das Gewehr und visierte sein Ziel an, ein großes Männchen, das hinter die anderen zurückgefallen war. Jahrzehnte später würde sich der Junge daran erinnern, was dann passierte:
    Ich zögerte. Nicht etwa, weil ich mich in einem Gewissenskonflikt befand, sondern aus Angst, mein Gewehr könnte zu nass geworden sein und sich folglich nicht mehr abfeuern lassen. Aber diese Angst war unbegründet, denn als ich den Abzug betätigte, traf mich der Rückschlag des Gewehrkolbens mit solcher Wucht an der Schulter, dass ich zu Boden geschleudert wurde.
    Truthähne flatterten in alle Richtungen davon, als sich der siebenjährige Abraham Lincoln vom schneebedeckten Boden aufrappelte. Als er wieder auf die Beine gekommen war, tastete er mit den Fingern nach der seltsamen Wärme, die er am Kinn verspürte. »Prompt hatte ich mir die Lippe aufgebissen«, schrieb er weiter in sein Tagebuch. »Aber kein Schmerzensschrei kam über meine Lippen. Alles, was mich interessierte, war, ob ich den armen Teufel getroffen hatte oder nicht.«
    Er hatte ihn getroffen. Das Männchen schlug wild mit den Flügeln und drehte sich im Schnee um die eigene Achse. Abe beobachtete das Tier aus der Distanz »voller Angst, er könnte sich noch einmal erheben und mich in Stücke reißen«. Das Flügelschlagen und das Geräusch von Federn im Schnee waren in diesem Moment die einzigen Laute auf der Welt. Bald mischte sich noch das Knirschen von Abes Sohlen darunter, der endlich den Mut gefasst hatte, näher heranzutreten. Das Flügelschlagen wurde immer schwächer.
    Das Tier war dabei, zu sterben.
    Er hatte es mitten in den Hals getroffen. Der Kopf hing in einem unnatürlichen Winkel herab, schleifte am Boden, während das Tier weiterhin zu flüchten versuchte. Auf den Körper, nicht den Hals. Mit jedem Herzschlag ergoss sich Blut aus der Wunde in den Schnee, wo es sich mit den dunklen Spuren, die von Abes blutender Lippe tropften, vermischte und mit den Tränen, die ihm übers Gesicht liefen.
    Der Vogel rang nach Atem, bekam aber keine Luft, und aus seinen Augen sprach eine Art von Angst, die ich bisher nicht gekannt hatte. Lange stand ich über das elende Tier gebeugt – es fühlte sich an, als verging darüber ein ganzes Jahr – und betete zu Gott, er möge seine Flügel endlich zur Ruhe kommen lassen. Ich bat ihn um Vergebung dafür, dass ich eine
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