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Abraham Lincoln - Vampirjäger

Abraham Lincoln - Vampirjäger

Titel: Abraham Lincoln - Vampirjäger
Autoren: Seth Grahame-Smith
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    Bevor Sie dieses Päckchen öffnen, muss ich Sie bitten, sich mit ein paar Bedingungen einverstanden zu erklären:
    Zuallererst mache ich Sie darauf aufmerksam, dass es sich hier nicht um ein Geschenk, sondern lediglich um eine Leihgabe handelt. Ich werde Sie zu einem von mir gewählten Zeitpunkt um die Rückgabe dieser Gegenstände bitten. In diesem Sinne müssen Sie mir feierlich versprechen, dass Sie sie um jeden Preis hüten werden und sie mit derselben Sorgfalt und demselben Respekt behandeln wie einen Gegenstand von unschätzbarem Wert. Zweitens ist der Inhalt dieses Päckchens absolut vertraulich. Ich muss mich darauf verlassen können, dass Sie ihn niemandem zeigen und auch mit keiner anderen Person darüber sprechen als mit mir oder den elf auf der Rückseite aufgelisteten Individuen, bevor Sie nicht meine ausdrückliche Erlaubnis dazu erhalten haben.
    Drittens wurden Ihnen diese Gegenstände überlassen in der Erwartung, dass Sie ein Manuskript von, sagen wir, hinreichender Länge darüber verfassen, das meiner Genehmigung unterliegt. Sie können sich damit so viel Zeit lassen, wie Sie eben benötigen. Bei zufriedenstellender Lieferung des Manuskripts werden Sie für Ihre Mühen fair vergütet.
    Wenn Sie nur eine der Bedingungen aus welchem Grunde auch immer nicht akzeptieren können, dann stoppen Sie an dieser Stelle und warten Sie bitte, bis Sie wieder von mir kontaktiert werden. Falls Sie jedoch mit allem einverstanden sind, so fahren Sie fort.
    Ich glaube, es ist in Ihrem Sinne, dies zu tun.
    H.
    Verdammter Mist, es war ausgeschlossen, dass ich das Päckchen nach dieser Einleitung nicht öffnete.
    Ich zerriss das Packpapier, und ein Bündel Briefe, fest mit einem roten Gummiband verschnürt, und zehn Notizbücher mit Ledereinband kamen zum Vorschein. Ich schlug das Buch auf, das ganz oben auf dem Stapel lag. Da fiel eine blonde Haarlocke heraus und landete auf dem Schreibtisch. Ich hob sie auf, betrachtete sie aufmerksam und ließ sie dabei durch die Finger gleiten, während mein Blick zufällig auf einen Absatz aus dem Büchlein fiel:
    … wünschte, ich könnte einfach von der Erde verschwinden, denn hier gibt es keine Liebe mehr. Sie wurde mir genommen und mit ihr alle Hoffnung auf …
    Wie gebannt überflog ich auch den Rest des ersten Buches. Irgendwo eine Etage höher zählte eine Frauenstimme die Namen der Verwaltungsbezirke auf. Seite um Seite – jeder Zentimeter war in einer engen Handschrift dicht beschrieben. Datiert waren die Einträge mit 16. November 1835 oder 3. Juni 1841. Das Buch enthielt auch Zeichnungen und Auflistungen, Namen wie Speed, Berry and Salem, und ein Wort tauchte immer wieder auf: Vampir.
    In den anderen Büchern war es ebenso. Nur die Daten und die Schrift änderten sich. Ich überflog sie alle:
    … dort, da ich zum ersten Mal sah, wie Erwachsene und Kinder verkauft wurden als … Vorkehrungen, da wir wussten, dass es in Baltimore nur so wimmelte von … war eine Sünde, die ich nicht vergeben konnte. Ich war gezwungen, etwas …
    Zwei Dinge waren ganz offensichtlich: Die Aufzeichnungen waren alle von ein und derselben Person verfasst worden, und sie waren alle sehr, sehr alt. Abgesehen davon hatte ich keine Ahnung, worum es sich handelte und was Henry dazu bewogen hatte, mir die Bücher anzuvertrauen. Und dann stieß ich auf der ersten Seite des ersten Buches auf die folgenden Worte; sie erschienen mir völlig absurd: Dies ist das Tagebuch von Abraham Lincoln. Ich musste lauthals lachen.
    Jetzt ergab alles einen Sinn. Ich war baff. Völlig baff. Nicht etwa weil ich das lange verschollen geglaubte Tagebuch des großen Befreiers in Händen hielt, sondern weil ich einen Menschen so falsch eingeschätzt hatte. Ich hatte Henrys ruhige Art einfach als ein Zeichen für seine Reserviertheit genommen und sein flüchtiges Interesse an meinem Leben als Zeichen für seine Kontaktfreudigkeit. Aber jetzt wurde mir einiges klar. Dieser Mensch war ganz einfach völlig irre. Entweder das, oder er wollte mich zum Narren halten. Wahrscheinlich erlaubte er sich einen Spaß mit mir, so wie es reiche Jungs, die zu viel Zeit zur Verfügung hatten, eben taten. Aber andererseits konnte das alles doch kein schlichter Scherz sein, oder? Wer würde sich dafür schon so viel Mühe machen? Oder war das … war es vielleicht Henrys eigener unvollendeter Roman? Ein kunstvoll verpacktes Buchprojekt? Nun fühlte ich mich furchtbar. Ja. Ja, natürlich, das war es. Ich durchblätterte die
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