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About a Boy

About a Boy

Titel: About a Boy
Autoren: Nick Hornby
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von ihm gewesen, pünktlich zu sein. Er hatte sich mehr oder weniger schon verraten. Und natürlich hätte er niemals »natürlich« sagen dürfen und damit andeuten, dass sie etwas aufgeklärt hatte, das er verwirrend fand; er hätte mit den Augen rollen und etwas wie »Davon kann ich ein Lied singen« oder »Hören Sie mir auf mit Babysittern« sagen müssen, etwas Konspiratives, das ihn als Leidensgenossen auswies.
    Vielleicht war es noch nicht zu spät. Er verdrehte die Augen. »Hören Sie mir auf mit Babysittern«, sagte er. Er lachte bitter und schüttelte sicherheitshalber den Kopf. Frances ignorierte das exzentrische Timing der Konversation und biss an. »Dann hatten Sie heute Abend auch Probleme?« »Nein. Meine Mutter kümmert sich um ihn.« Er war stolz auf den Gebrauch des Pronomens, es klang so familiär. Ein Minuspunkt war das etwas übertriebene Kopfschütteln und Augenrollen für einen Mann, der keine aktuellen Babysittersorgen hatte.
    »Aber früher hatte ich Probleme«, fügte er hastig hinzu. Das Gespräch war noch keine zwei Minuten alt, und er war bereits mit den Nerven am Ende. »Haben wir das nicht alle?«, sagte Frances.
    Will lachte herzlich. »Ja«, sagte er. »Ich ganz bestimmt.« Er hatte das Gefühl, mittlerweile sei völlig klar, dass er entweder ein Schwindler oder ein Schwachsinniger war, aber ehe er sich sein eigenes Grab noch tiefer schaufeln konnte, begannen andere SPAT-Mitglieder einzutreffen - alles Frauen, alle bis auf eine um die dreißig. Frances stellte ihn jeder einzeln vor: Sally und Moira, die verbiestert aussahen, ignorierten ihn völlig und verzogen sich mit einem Pappbecher Weißwein in die hinterste Ecke des Raums (Moira trug, wie Will interessiert feststellte, ein Lorena-Bobbitt-T-Shirt); Lizzie, klein, süß und schwatzhaft; Helen und Susannah, die SPAT offensichtlich für unter ihrer Würde hielten und pampige Bemerkungen über den Wein und die Örtlichkeit machten; Saskia, die zehn Jahre jünger war als alle anderen im Raum und mehr nach Tochter als nach Mutter aussah; und Suzie, groß, blond, blass, genervt und schön. Die ist es, entschied er und verschwendete keinen Blick mehr an die anderen, die hereinkamen. Blond und schön waren zwei der Eigenschaften, nach denen er suchte; blass und genervt waren zwei der Eigenschaften, die es ihm gestatteten. »Hallo«, sagte er. »Ich bin Will, ich bin neu, und ich kenne niemanden.«
    »Hallo, Will. Ich bin Suzie, ich bin alt, und ich kenne jeden.« Er lachte. Sie lachte. Er verbrachte so viel Zeit, wie der Anstand erlaubte, in ihrer Gesellschaft. Sein Gespräch mit Frances hatte seine Sinne geschärft, daher schlug er sich an der Ned Front besser; auf jeden Fall wollte Suzie reden, und unter diesen Umständen hörte er nur zu gerne zu. Und er bekam viel zu hören. Suzie war mit einem Mann namens Dan verheiratet gewesen, der sie betrogen hatte, als sie im sechsten Monat schwanger war, und sie am Tag, bevor die Wehen einsetzten, verlassen hatte. Dan hatte seine Tochter Megan nur einmal gesehen, durch Zufall, im Body Shop in Islington. Er hatte sie anscheinend kein zweites Mal sehen wollen. Suzie war jetzt arm (sie versuchte sich zur Ökotrophologin umschulen zu lassen) und verbittert, und Will verstand, warum. Suzie sah sich im Raum um.
    »Einer der Gründe, warum ich herkomme, ist, dass man sauer sein kann, ohne dass jemand deshalb schlechter von einem denkt«, sagte sie. »Hier hat fast jeder irgendeinen Grund, sauer zu sein.«
    »Wirklich?« Für Will sahen sie gar nicht so sauer aus. »Sehen wir mal, wer hier ist … Da drüben die Frau in dem Jeanshemd? Ihr Mann ist abgehauen, weil er glaubte, ihr kleiner Junge wäre nicht von ihm. Hmmmmm … Helen … langweilig … er ist mit einer von der Arbeit abgehauen … Moira … er hatte sein Coming-out … Susannah Curtis … ich glaube, er hatte zwei Familien … «
    Es waren endlose Variationen ein und desselben Themas. Männer, die nur einen Blick auf ihr neues Kind warfen und abhauten, Männer, die nur einen Blick auf ihre neue Kollegin warfen und abhauten, Männer, die einfach nur so abhauten. Plötzlich verstand Will vollkommen, dass Moira Lorena Bobbitt vergötterte; nachdem Suzie mit ihrer Litanei von Verrat und Betrug durch war, wollte er sich selbst den Penis mit einem Küchenmesser abschneiden.
    »Kommen denn gar keine anderen Männer zu SPAT?«, fragte
er Suzie.
»Nur einer. Jeremy. Er ist in Urlaub.«
    »Dann hauen Frauen also auch manchmal ab.« »Jeremys Frau
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