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About a Boy

About a Boy

Titel: About a Boy
Autoren: Nick Hornby
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kannten entweder keine allein erziehenden Mütter, oder sie waren wegen Wills legendär miesem Ruf in Herzensdingen nicht bereit, eine Bekanntschaft zu vermitteln. Aber nun hatte er den idealen Ausweg aus dieser unerwarteten Beuteknappheit gefunden. Er hatte einen zweijährigen Sohn namens Ned erfunden und sich einer Gruppe allein erziehender Eltern angeschlossen.

    Den meisten Menschen wäre es nicht der Mühe wert gewesen, so viele Umstände zu machen, nur um eine Laune zu befriedigen, aber Will fand oft Dinge der Mühe wert, die andere Leute nicht der Mühe wert fanden, einfach weil er die Zeit dazu hatte. Den ganzen Tag nichts zu tun bot ihm unendlich viele Gelegenheiten, zu träumen und zu planen und immer wieder neue Rollen für sich zu erfinden. Nach einem extrem exzessiven Wochenende hatte er sich in einem Anfall von Schuldbewusstsein als freiwilliger Helfer in einer Volksküche gemeldet, und obwohl er dann nie zum Dienst angetreten war, hatte der Anruf ihm erlaubt, sich ein paar Tage lang einzureden, er sei der Typ, der so was machen würde. Er hatte auch an den freiwilligen Entwicklungsdienst gedacht und ein paar Formulare ausgefüllt, und er hatte aus der Tageszeitung eine Anzeige ausgeschnitten, in der es darum ging, Lernschwachen das Lesen beizubringen, und er hatte mit Immobilienmaklern verhandelt, um ein Restaurant und dann einen Buchladen zu eröffnen …
    Und wenn man schon so daran gewöhnt war, sich und anderen etwas vorzumachen, war es weder schwierig noch ein Grund zur Panik, sich einer Gruppe allein erziehender Eltern anzuschließen, ohne selbst Alleinerziehender zu sein. Falls es nicht

    klappte, würde er eben etwas Neues versuchen. Es war keine große Sache.

    SPAT (Single Parents - Alone Together) traf sich am ersten Donnerstag des Monats in einem städtischen Zentrum für Erwachsenenbildung, und heute Abend ging Will das erste Mal hin. Er war fast sicher, dass er heute Abend auch das letzte Mal hingehen würde: Er würde irgendwas durcheinander bringen, den Namen der Katze von Pat, dem Postboten, die Farbe von Noddys Auto (oder, schlimmer, den Namen seines eigenen Kindes - aus irgendeinem Grund dachte er sich ihn immer als Ted, dabei hatte er ihn erst heute Morgen Ned getauft), und er würde als Hochstapler entlarvt und im Polizeigriff abgeführt werden. Aber wenn die Chance bestand, eine Frau wie Angie kennen zu lernen, musste er einen Versuch wagen. Auf dem Parkplatz am Zentrum stand nur ein weiteres Fahrzeug, eine verbeulte Ente, die den Aufklebern am Fenster zufolge in Chessingtons Abenteuerwelt und in Alton Towers gewesen war; Wills Auto, ein neuer GTI, hatte so etwas nicht vorzuweisen. Warum nicht? Ihm fiel kein Grund ein, außer dem einen, der sich überdeutlich aufdrängte: Er war ein kinderloser Junggeselle von sechsunddreißig Jahren und hatte daher nie den Wunsch verspürt, meilenweit zu fahren, um sich dann auf einem Teetablett von einem Plastikmärchenberg zu stürzen.
    Das Zentrum deprimierte ihn. Er hatte seit fünfzehn Jahren keinen Fuß in ein Gebäude mit Klassenräumen, Fluren und selbst gemalten Plakaten gesetzt und vergessen, dass das britische Bildungswesen nach Desinfektionsmitteln roch. Er hatte nicht einmal damit gerechnet, die SPAT-Gruppe vielleicht nicht direkt finden zu können. Er glaubte, das fröhliche Stirnmengewirr von Leuten, die ihre Sorgen vergaßen und ein wildes Besäufnis veranstalteten, würde ihn direkt hinführen, aber es gab kein fröhliches Stimmengewirr, nur das ferne, wehmütige Scheppern eines Eimers. Endlich entdeckte er an einer Klassentür einen Zettel: SPAP stand mit Filzstift geschrieben auf dem Zettel. Das Ausrufungszeichen stieß ihn ab. Ein bisschen sehr gewollt.
    Es war nur eine Frau im Raum. Sie nahm Flaschen aus einem Pappkarton - Weißwein, Bier, Mineralwasser und No-NameCola - und stellte sie auf einen Tisch in der Mitte des Raums. Die restlichen Tische waren an die Wand gerückt worden; hinter ihnen standen die Stühle in Reihen aufgestapelt. Es war der trostloseste Partyraum, den Will je gesehen hatte. »Bin ich hier richtig?«, fragte er die Frau. Sie hatte ein spitzes Gesicht und rote Bäckchen; sie sah aus wie Worzel Gummidges Freundin Tante Sally.
    »SPAT? Kommen Sie rein. Sind Sie Will? Ich bin Frances.« Er lächelte und gab ihr die Hand. Er hatte vorhin noch mit Frances telefoniert.
    »Es tut mir leid, dass sonst noch keiner da ist. Bei uns läuft es oft schleppend an. Babysitter.«
    »Natürlich.« Also war es ein Fehler
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