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About a Boy

About a Boy

Titel: About a Boy
Autoren: Nick Hornby
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anderen dran, und man musste raten, was auf deren Karten stand, »Fußballmannschaften« zum Beispiel. Er konnte es hier nicht spielen, weil er die Karten nicht dabeihatte und es keine andere Mannschaft gab, aber er spielte eine Variante: Er dachte sich einen Begriff aus, für den es viele Beispiele gab, wie etwa »Obst«, und versuchte, sich so viele verschiedene Obstsorten wie möglich auszudenken, bis derjenige, der sie gerade schikanierte, wegging.
    Schokoriegel. Mars, natürlich. Snickers. Bounty. Gab es noch irgendwelche mit Eiscreme? Topic. Picnic.
    »He, Marcus, wer ist dein Lieblings-Rapper? Tupac? Warren G?« Marcus kannte diese Namen, wusste aber nicht, was sie bedeuteten, und kannte keinen ihrer Songs, außerdem wusste er, dass von ihm keine Antwort erwartet wurde. Wenn er antwortete, wäre er erledigt.
    Sein Gehirn war völlig leer, aber das war ja der Sinn des Spiels. Zu Hause wäre es einfach, sich Namen von Schokoriegeln einfallen zu lassen, aber hier, während diese Kinder ihn schikanierten, war es fast unmöglich. Milky Way.
    »Ey, Zwerg, weißt du, was Blasen ist?« Nicky tat, als würde er aus dem Fenster starren, aber Marcus merkte, dass er nicht das Geringste sah. Picnic. Nein, das hatte er schon gehabt. »Komm, das ist langweilig.« Und weg waren sie. Bloß sechs. Kläglich.
    Eine Weile sagten die drei kein Wort. Dann sah Nicky Mark an, und Mark sah Nicky an, und endlich redete Mark. »Marcus, wir wollen nicht mehr, dass du bei uns rumhängst.« Er wusste nicht, was er sagen sollte, also sagte er: »Oh«, und dann: »Warum nicht?« »Wegen denen.« »Die haben doch nichts mit mir zu tun.«
    »Doch, haben sie. Wir haben nie mit irgendwem Ärger gehabt, bevor du kamst, und jetzt kriegen wir das jeden Tag ab.« Das sah Marcus ein. Er konnte sich vorstellen, dass Nicky und Mark, hätten sie ihn nicht kennen gelernt, so viel Kontakt mit Lee Hartley und dem Rest von denen gehabt hätten wie Piranhas mit Koalabären. Aber seinetwegen waren die Koalabären jetzt ins Wasser gefallen, und die Piranhas begannen sich für sie zu interessieren. Niemand hatte ihnen etwas getan, noch nicht, und Marcus hatte seine Erfahrungen mit Schlägen, Stei nen und Schimpfnamen. Aber Gemeinheiten wurden ähnlich abgefeuert wie Raketen, und wenn andere Leute zufällig in der Schusslinie standen, würden sie auch getroffen werden. Genau das war Nicky und Mark passiert: Er hatte sie sichtbar gemacht, er hatte sie zu Zielscheiben gemacht, und wenn er auch nur im Geringsten ein Freund war, würde er sich von ihnen fernhalten. Nur konnte er sonst nirgendwo hin.

    6

    1ch bin allein erziehender Vater. Ich habe einen zwei Jahre alten Sohn. Ich bin allein erziehender Vater. Ich habe einen zwei Jahre alten Sohn. Ich bin allein erziehender Vater. Ich habe einen zwei Jahre alten Sohn. So oft Will sich das auch sagte, er fand immer einen Einwand, der es ihm unmöglich machte, selbst daran zu glauben; vom Kopf her - nicht, dass der hier die entscheidende Rolle spielte, aber doch eine wichtige - fühlte er sich nicht als Vater. Er war zu jung, zu alt, zu dumm, zu clever, zu groovy, zu ungeduldig, zu selbstsüchtig, zu unvorsichtig, zu vorsichtig (ganz egal, wie es bei den Frauen, die er traf, mit der Verhütung aussah, er benutzte immer, immer ein Kondom, schon in den Zeiten, als man es noch nicht musste); er wusste nicht genug über Kinder, er ging zu oft aus, er trank zu viel, er nahm zu viele Drogen. Wenn er in den Spiegel schaute, sah er keinen Vater und konnte keinen sehen, schon gar keinen allein erziehenden Vater.
    Er versuchte den allein erziehenden Vater im Spiegel zu sehen, weil ihm die allein erziehenden Mütter ausgegangen waren, mit denen er schlafen konnte; um genau zu sein, hatte sich der Vorrat mit Angie bereits erschöpft, und Nachschub gab es nicht. Den Beschluss zu fassen, dass allein erziehende Mütter die Zukunft waren, dass Millionen von traurigen, bedauernswerten Julie-Christie-Doubles händeringend auf seinen Anruf warteten, war gut und schön, doch die frustrierende Wahrheit war, er hatte ihre Telefonnummern nicht. Wo trieben sie sich rum?
    Er brauchte erstaunlich lange, um darauf zu kommen, dass allein erziehende Mütter per definitionem Kinder hatten und Kinder einen bekanntermaßen daran hinderten, sich irgendwo herumzutreiben. Er hatte einige wenige zaghafte, halbherzige Erkundigungen bei Freunden und Bekannten eingeholt, aber ein echter Durchbruch war ihm bisher nicht gelungen; die Leute, die er kannte,
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