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About a Boy

About a Boy

Titel: About a Boy
Autoren: Nick Hornby
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anderen Gründen, wusste er, dass er viel zu geben hatte. Tollen Sex, reichlich Streicheleinheiten fürs Ego, Vaterschaft auf Zeit ohne Tränen und eine Trennung ohne Schuldgefühle - was konnte ein Mann sich Besseres wünschen? Allein erziehende Mütter – intelligente, attraktive, willige Frauen, Tausende von ihnen, überall in London - waren die beste Erfindung, von der Will je gehört hatte. Seine Karriere als Seriensoftie hatte begonnen.

    5

    Eines Montagmorgens weinte seine Mutter schon vor dem Frühstück, und das machte ihm Angst. Tränen am Morgen waren etwas Neues, und sie waren ein sehr, sehr schlechtes Zeichen. Sie bedeuteten, dass es nun ohne Vorwarnung zu jeder Tageszeit geschehen konnte; man war zu keiner Zeit davor sicher. Bis heute war es morgens okay gewesen: Sie schien jeden Tag mit der Hoffnung aufzustehen, was auch immer sie unglücklich machte, sei über Nacht irgendwie verschwunden, im Schlaf, so wie es manchmal bei Erkältungen und Bauchschmerzen war. Als sie ihm heute Morgen zugerufen hatte, er solle sich beeilen, hatte sie okay geklungen - nicht wütend, nicht unglücklich, nicht durchgedreht, eben normal und muttermäßig. Aber da saß sie nun zusammengesunken in ihrem Morgenmantel am Küchentisch und heulte, mit einem halbgegessenen Stück Toast auf dem Teller, völlig verschwollenem Gesicht und laufender Nase.
    Marcus sagte nie etwas, wenn sie weinte. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Er verstand nicht, warum sie es tat, und weil er es nicht verstand, konnte er ihr nicht helfen, und weil er ihr nicht helfen konnte, blieb ihm nichts anderes übrig, als dazustehen und sie mit offenem Mund anzuglotzen, und wenn es vorbei war, benahm sie sich so, als sei nichts geschehen. »Möchtest du Tee?«
    Er musste raten, was sie sagte, weil sie so verrotzt war. »Ja, bitte.« Er nahm sich eine saubere Schale vom Abtropfständer und ging zum Vorratsschrank, um sich seine Frühstücksflocken auszusuchen. Das besserte seine Stimmung. Er hatte ganz vergessen, dass sie ihm am Samstagmorgen erlaubt hatte, eine Kombipackung mit mehreren Sorten in den Einkaufswagen zu legen. Er durchlebte die übliche Qual der Wahl: Er wusste, es wäre vernünftiger, zuerst die langweiligen Sachen zu nehmen, die Cornflakes und die mit Früchten drin, denn wenn er sie jetzt nicht aß, würde er sie nie essen, sie würden nur im Schrank vergammeln, seine Mutter wäre sauer auf ihn, und für die nächsten paar Monate würde er mit einer Riesensparpackung von irgendetwas Scheußlichem auskommen müssen. Er wusste all das, trotzdem entschied er sich wie immer für die Coco Pops. Seine Mutter bemerkte es nicht - bisher der erste Vorteil, den er an ihrer schrecklichen Depression entdecken konnte. Es war allerdings kein sehr großer Vorteil; alles in allem hätte er es lieber gesehen, sie wäre in der Verfassung gewesen, ihn an den Schrank zurückzuschicken. Er hätte mit Freuden auf Coco Pops verzichtet, wenn sie darauf verzichtet hätte, ununterbrochen zu weinen.
    Er aß seine Pops, trank seinen Tee, nahm seine Tasche und gab seiner Mutter einen Kuss, nur einen ganz normalen, keinen schmalzigen, verständnisvollen, und ging. Keiner von ihnen sagte ein Wort. Was sollte er sonst machen?
    Auf dem Schulweg versuchte er zu verstehen, was ihr fehlte. Was für ein Problem hatte sie, von dem er nichts wusste? Sie hatte Arbeit, also waren sie nicht arm, obwohl sie auch nicht reich waren - sie war Musiktherapeutin, also eine Art Lehrerin für behinderte Kinder, und sie sagte immer, die Bezahlung sei erbärmlich, lächerlich, lausig, ein Verbrechen. Aber sie hatten immer genug für die Wohnung, fürs Essen, und für Ferien einmal im Jahr, und ab und zu sogar für Computerspiele. Was konnte einen noch zum Weinen bringen, vom Geld abgesehen? Der Tod? Aber das wüsste er, wenn jemand Wichtiges gestorben wäre; so weinen würde sie nur um Großmutter, Großvater, seinen Onkel Tom und Toms Familie, und die hatten sie alle am letzten Wochenende beim vierten Geburtstag seiner Cousine Ella gesehen. Hatte es was mit Männern zu tun? Er wusste, dass sie sich einen Freund wünschte, aber das wusste er auch nur, weil sie manchmal Witze darüber machte, und er konnte sich nicht vorstellen, wieso aus den gelegentlichen Witzen darüber ein ununterbrochenes Heulen darüber werden sollte. Und überhaupt hatte sie doch Roger den Laufpass gegeben, und wenn sie so verzweifelt war, hätte sie ihn festgehalten. Was blieb also sonst? Er versuchte sich zu
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