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Abgezockt

Abgezockt

Titel: Abgezockt
Autoren: Simon Wood
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Josh die verbliebene Luft ein.
Ich kann das nicht. Ich will das nicht. Irgendjemand muss mich retten!
Aber es war klar: Nichts zu tun würde ihm nicht helfen, und etwas zu tun könnte seine Rettung sein. Er hielt sich am Fensterrahmen fest, nahm einen letzten Atemzug und zog sich dann durch das offene Fenster. Doch der Fluss presste ihn in den Wagen zurück.
    Josh glitt nach hinten und schluckte Wasser, bevor er sich, wild mit den Armen rudernd, nach oben kämpfen konnte. Er atmete noch einmal tief ein.
    Der Wagen versank unter der Wasseroberfläche, und aufgrund des entstehenden Druckausgleichs im Wagen konnte sich Josh durch die Fensteröffnung und aus der Blechkiste zwängen, die fast sein Sarg geworden wäre. Er fuchtelte mit Armen und Beinen, aber der natürliche Auftrieb kam ihm zu Hilfe. Auf dem Weg zur Oberfläche schluckte er viel von der schmutzigen Brühe, Blasen sprudelten beim Auftauchen um ihn herum, die spiralförmig von dem Wagen hochstiegen.
    Hustend und prustend atmete Josh tief die lebensrettende Luft ein. Dabei konzentrierte er sich zu wenig aufs Schwimmen und sank erneut unter Wasser. Mit allen vieren zappelnd, in einer Art Kraulen und Paddeln eines Hundes, tauchte er wieder auf.
    Er richtete seinen Blick ausschließlich auf das rettende Ufer. Während er nach Luft rang, drosch er mit Armen und Beinen auf den Fluss ein, als wollte er einen Angreifer abwehren. Seine Bewegungen brachten ihn langsam, aber sicher an Land, allerdings musste er zusätzlich gegen die Strömung ankämpfen. Der Sacramento glich einem mächtigen Lebewesen, das schon manch guten Schwimmer verschlungen hatte, doch Josh wollte verdammt sein, wenn er sich unterkriegen ließ. Nicht jetzt – nicht, wo er so weit gekommen war. Er kämpfte sich weiter vorwärts.
    Das Herz hämmerte schmerzhaft in seiner Brust. Das Gurgeln der Fluten füllte seine Ohren. Seine Glieder waren müde vom Strampeln, und er fühlte, wie ihn die Kraft verließ. Sein Kopf begann immer wieder unter Wasser zu sinken, dabei hatte er noch etwa fünfzehn Meter vor sich.
    Josh wusste nicht, woher er die Kraft nahm, die ihn zum Schwimmen befähigte, aber sie brachte ihn dem Ufer ständig näher. Er behielt das rettende Festland im Auge. Er wollte es schaffen. Er
musste
es schaffen. Unsichtbare Hände zogen weiter an ihm, wollten ihn flussabwärts mitnehmen. Das Ufer war gar nicht mehr fern. Oder bildete er sich das nur ein?
    In seiner Angst, den Kampf gegen den Fluss zu verlieren, machte Josh einen letzten Vorstoß, und seine Finger trafen auf schlammigen Boden. Er krallte sich fest, und seine Knie berührten den Grund. Zu Joshs Erleichterung blieb sein Kopf über Wasser. Er kroch auf allen vieren wie ein Kind und brach zusammen, seinen Kopf kaum im Trockenen. Er atmete in kurzen, scharfen Zügen, Sterne flimmerten ihm vor den Augen, und er hatte einen widerlich sauren Geschmack im Mund. Josh war glücklich, außer Gefahr zu sein, war aber zu erschöpft, um reagieren zu können. Nun, da er alles Nötige getan hatte, entspannte sich sein Körper, und seine Blase entleerte sich in den Strom.
    »Ja, ich piss auf dich«, murmelte er heiser und lächelte dem Fluss zu.
    In seinem Kopf ertönte ein Brummen. Das Geräusch wurde lauter, und Josh drückte die Augen zu, um es auszublenden, aber es wurde immer lauter und auch Stimmen waren zu hören. Er fühlte, wie das Wasser anstieg und seinen Körper am Ufer entlangschob. Er hörte auf die Stimmen, während er in freundliche Bewusstlosigkeit fiel. Er war in Sicherheit.

[home]
2
    M r. Michaels … Mr. Michaels … Hier sind Leute für Sie«, sagte die sanfte Stimme.
    Josh schlug die Augen auf. Zusammenhanglose, kaleidoskopartige Bilder wurden sichtbar. Seine Welt drehte sich, unkenntliche Objekte verschwammen mit anderen zu neuen Bildern. Langsam rückte alles an seinen Platz.
    Er lag in einem weißen Zimmer in einem weißen Bett. Ein Mann in einem weißen Laborkittel stand mit wohlwollendem Lächeln, das weiße Zähne entblößte, vor ihm. In der Ferne murmelte eine körperlose Stimme. Die Luft war von einer sauberen Frische erfüllt, aber der unangenehme Geschmack war nach wie vor in Joshs Mund.
    »Sind Sie Petrus?«, fragte er.
    Der Mann lachte aus vollem Hals. »Ich bin ja schon vieles genannt worden, aber Petrus, das war noch nie da. Nein, ich bin Ihr Arzt, Robert Green – und Sie sind nicht im Himmel, sondern im Sutter Memorial Hospital.«
    »Wie komme ich hierher?«
    »Sie haben ein Riesenglück gehabt. Zwei
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