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Abgezockt

Abgezockt

Titel: Abgezockt
Autoren: Simon Wood
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dem Asphalt, und ihr Geräusch tönte Josh in den Ohren. Der Wagen zog mühelos an ihm vorbei, aber Josh ging trotzdem vom Gaspedal, um den Raser loszuwerden. Das Heck befand sich links vor seiner Motorhaube, da scherte das Fahrzeug ohne Vorwarnung wieder ein.
    Josh trat auf die Bremse und riss das Steuer herum. Durch die Servolenkung geriet der Wagen mit einem scharfen Ruck nach rechts. Die beiden Fahrzeuge verfehlten einander um Haaresbreite, und Josh kam von der Straße ab. Rutschend, schlingernd und Staub aufwirbelnd, suchten die Reifen auf dem unbefestigten Randstreifen Halt. Mit einem Fluch und mit genauso hektischen Bewegungen wie die des Fahrzeugs bemühte sich Josh, den Wagen unter Kontrolle zu bringen.
    Die Brücke lag direkt geradeaus, und drohend wurde der Fluss sichtbar. Joshs Ford raste an der äußeren Leitplanke entlang – eine Rückkehr auf die Straße, ein rechtzeitiges Halten waren unmöglich.
    »Großer Gott!«, schrie er entsetzt. Wusste der Drängler, was er getan hatte?
    Josh bremste noch stärker, aber trotz perfekter Zusammenarbeit von Mensch und Maschine gelang es ihm nicht, rechtzeitig zu stoppen.
    Mit einem Satz sprang der Ford über die Uferböschung und rasierte im Vorbeifliegen die obersten Zweige der Sträucher ab. In der Luft kippte die Fahrzeugschnauze nach unten, und die dunklen Fluten füllten Joshs Blickfeld aus. Entsetzt sah er sein Schicksal voraus. Seine Hände umklammerten das Lenkrad, dass ihm die Fingernägel Rillen ins Fleisch gruben. In der vergeblichen Hoffnung, den Sturz zu verhindern, trat er das Gaspedal durch. Vom Gefühl der Schwerelosigkeit wurde ihm schlecht. Er wollte die Augen schließen, ganz fest, aber eine morbide Neugier ließ ihn hinschauen.
    Das Brummen des Motors verstummte gleichzeitig mit den träger werdenden Bewegungen des Lenkrads. Es klang, als würde der Contour seufzen, sich in sein Schicksal ergeben.
    Der Wagen schlug mit voller Wucht auf dem Wasser auf. Während der dumpfe Aufprall im Innern nachbebte, ertönte das Rauschen des Wassers. Die heiße Motor- und Auspuffanlage zischte.
    Bei dem Aufprall wurde die erschütterungssichere Stoßstange abgerissen und unter den Wagen gezogen, während sich die Motorhaube verformte. Die Seitenverkleidung klaffte auseinander, und der Kofferraum sprang auf, so dass sich sein Inhalt in den Fluss ergoss wie die Lebendköder eines Anglers. Der Krimskrams des modernen Kraftfahrers – Kugelschreiber, CDs, Benzinquittungen, Handy und diverse andere Sachen – schlug an Joshs Hinterkopf und die Windschutzscheibe.
    Josh selbst konnte den Aufprall nicht sehen. In Sekundenschnelle quoll eine Rauchsäule vor ihm hoch, und alles wurde silberweiß. Er spürte einen stechenden Schmerz in der Brust, und seine rechte Hand prickelte wie elektrisiert. Einen Moment glaubte er, er wäre tot und im Himmel.
    Aber das war er nicht. Der Sicherheitsgurt nagelte ihn auf seinem Sitz fest, und der Airbag traf ihn mitten ins Gesicht. Das eisige Wasser, das Josh in die Schuhe lief, verriet ihm, dass er nicht tot und der Schrecken noch nicht überstanden war. Wasser drang durch die Türdichtungen und irgendwo unterhalb der Armaturenbretts herein.
    Der Wagen schaukelte mitten im Fluss, etwa dreihundert Meter vom Ufer entfernt. Das war nicht einmal die Länge eines Schwimmbeckens. Aber Josh war Nichtschwimmer.
    Er hatte als Kind zwar schwimmen lernen sollen, als er aber eine Wasserrutsche hinunterschlitterte und am Grund des Beckens landete, hatte er sich vor Angst fast in die Badehose gemacht. Seither war er höchstens bis zur Brust ins Wasser gegangen. Die Wellen klatschten an die Seitenfenster.
    Erst nach einem Moment merkte Josh, dass sein Fuß immer noch auf der Bremse war. Er wollte die Fenster öffnen und um Hilfe schreien, aber er wusste, dass das Wasser dann ins Wageninnere hereinkäme. Er schaute zur Brücke. Vielleicht hatte ja jemand alles beobachtet. Dort stand der andere Fahrer. Er lehnte neben seinem Wagen am Brückengeländer und sah in aller Seelenruhe zu, wie der Ford allmählich unterging und Josh ertrank. Josh schrie: »Helfen Sie mir! Tun Sie doch irgendwas!« Der andere Mann reagierte nicht.
    Josh konnte das Gesicht nicht genau erkennen, da es größtenteils von Sonnenbrille und Baseballmütze verdeckt war. Aber die Bewegungen, die sah er deutlich. Der Fahrer zog ein Handy hervor und begann eine Nummer zu tippen.
    »Gott sei Dank«, sagte Josh aufatmend und ließ seinen Kopf zurücksinken. Gleich käme ein
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