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Abgezockt

Abgezockt

Titel: Abgezockt
Autoren: Simon Wood
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Sie sich. Und jetzt?«
    »Ganz gut, schätz ich. Ich habe Hunger.«
    »Das ist ein positives Zeichen.« Der Arzt starrte Josh an, als könnte er in dessen innere Organe blicken, und überlegte einen Moment. »Ich glaube, Sie können nach Hause gehen. Anscheinend sind Sie so weit in Ordnung – keine ernsthaften Verletzungen. Ich werde Sie entlassen.«
    »Danke.«
    »Fahren Sie heim, ruhen Sie sich aus und nehmen Sie ein paar Tage frei. Machen Sie Urlaub, wenn Sie wollen. Sie hatten ein traumatisches Erlebnis, darüber müssen Sie hinwegkommen.« Er wies lächelnd mit einem Finger auf Josh. »Anweisung des Arztes, verstanden?«
    »Okay, ich werd’s versuchen«, antwortete Josh widerstrebend.
    »Nicht
versuchen
«, sagte Dr. Green beim Hinausgehen. »Tun Sie’s.«
    Sie haben leicht reden,
dachte Josh. Der Arzt hatte die Sache ja nicht am eigenen Leib erlebt. Wie oft war er wohl hilflos im Auto eingesperrt am Grunde des Flusses gewesen?
    Josh konnte das Erlebnis nicht so einfach vergessen und auch den Drängler nicht. Er glaubte fest daran, dass der Fahrer ihm nicht nur einen Schreck einjagen wollte – er wollte Joshs Tod.
    Gleich nach Greens Abgang vertauschte er seinen Patientenkittel gegen seine eigenen Sachen, die ihm Kate in einer kleinen Reisetasche mitgebracht hatte. Er wollte raus aus diesem Krankenhaus. Es erinnerte ihn an die Hilflosigkeit, die er in seinem Wagen verspürt hatte – eine Umgebung, über die er keine Kontrolle besaß und wo er den nächsten Schritt nicht selbst bestimmen konnte. Er griff nach seinem Telefon und rief Kate an.
     
    Kate holte ihn mit Abby von der Klinik ab und brachte ihn heim. Es tat so gut, die vertrauten vier Wände wiederzusehen. Sie waren nichts Besonderes, ein ganz schlichtes Einfamilienhaus mit zwei Stockwerken und drei Schlafzimmern im Südwesten von Sacramento. Für ihn persönlich aber war es seit sechs Jahren ein gemütliches Nest.
    »Da wären wir, Schatz. Zu Hause«, verkündete Kate.
    Josh sagte mit einem Blick aus dem Beifahrerfenster: »Jawohl, zu Hause.«
    Kate zupfte ihn am Arm, er drehte sich zu ihr um, und sie zog ihn an sich, um ihn fest auf den Mund zu küssen. Der Kuss wurde von Gelächter gestört. Sie sahen zu dem Störenfried auf dem Rücksitz.
    »Was gibt’s da zu lachen, Abby?« Josh unterdrückte nur mit Mühe ein Grinsen.
    »Euch beide«, antwortete das Mädchen. »Ihr seid so komisch.«
    »Wer zuletzt lacht, lacht am besten. Ich hab diese Adoptionspapiere noch nicht weggeworfen«, erwiderte Josh mit hochgezogener Braue.
    Kate boxte ihn leicht gegen den Arm. »Hör auf.«
    Die ganze Familie stieg aus dem Minivan, und Josh wurde, ein weibliches Wesen an jedem Arm, nach drinnen eskortiert. Kate und Abby stützten ihn, als wäre er aus Porzellan. Er hatte das Gefühl, als sähe so möglicherweise seine Behandlung für die nächsten paar Tage aus, und stellte sich vor, wie sie ihn bedienten. Das sollte man genießen, solange es ging. Nachdem Kate die Tür aufgeschlossen hatte, stürmte Abby ins Haus.
    »Wiener, wir sind wieder da!«, rief sie, während sie ins Wohnzimmer verschwand.
    Der dreijährige Langhaardackel kam schwanzwedelnd aus der Küche gelaufen. Er war schwarz und hellbraun, mit einem dunklen Fleck über jedem Auge, was ihm einen Ausdruck ständigen Erstaunens verlieh. Josh hatte ihn gekauft, als Kate eine Fehlgeburt gehabt hatte und sie erfuhren, dass sie nie wieder ein Kind bekommen könnte. Der Hund sollte Abby als Ersatz für ein Geschwisterchen dienen. Es war eine dumme Idee aus der Zeit, als sie alle nach einem Trostpflaster für ihre seelischen Wunden suchten. Heute jedoch gehörte Wiener zur Familie. Der Hund kam zu Josh, um sich streicheln zu lassen, und lief dann zu Abby hinüber.
    Kate legte Josh einen Arm um die Taille. »Hast du irgendeinen besonderen Wunsch?«
    »Gegen ein Sandwich oder so hätte ich nichts einzuwenden. Das Krankenhausessen war ganz so, wie man es sich vorstellt.« Er zog ein schiefes Gesicht.
    »Was würdest du zu Roastbeef sagen?« Kates Augen leuchteten vor Liebe.
    Noch bevor Josh etwas antworten konnte, unterbrach Abby. Sie kam mit einem selbst gemalten Bild angerannt, Wiener im Schlepptau.
    »Das hier hab ich für dich gemacht«, verkündete sie und hielt Josh das Blatt hin.
    Josh stellte seine Tasche ab, um die Zeichnung anzusehen.
    Kate, die das Bild schon kannte, drückte sich eine Hand auf den Mund, um nicht loszukichern. »Sag ihm, wie es heißt, Schatz.«
    »Es heißt ›Daddys Unfall‹«,
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