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Abgezockt

Abgezockt

Titel: Abgezockt
Autoren: Simon Wood
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hinbringen.«
    »Wo
hin? Was meinst du?«
    »Hör auf mit der Fragerei und beweg deinen Arsch. Ich warte im Wagen.« Er klatschte in die Hände wie der König von Siam und verschwand durch die Haustür.
    Josh folgte ihm. Bei der Garderobe fiel sein Blick auf sein Spiegelbild. Er betrachtete die schlampige, ungepflegte Erscheinung: unrasiert und fern der Heimat. Hoffentlich war Bobs Idee nicht zu gut. Auf Stress konnte er verzichten. Er fand seine Jogging-Schuhe und schlüpfte barfuß hinein.
    Als er vor die Tür trat, blinzelte er in das helle Vormittagslicht und hielt sich schützend eine Hand über die Augen. Er hatte schon seit mehreren Tagen das Haus nicht mehr verlassen. In der Außenwelt sah es anders aus, als er sich erinnerte. Sie schien viel bunter, wie wenn man nach stundenlangem Skifahren die dunkle Brille abnahm. Er setzte sich zu Bob in den Wagen.
    »Wo fahren wir hin?«, fragte er noch einmal.
    »Das siehst du früh genug.«
    Bob verriet ihm das Fahrtziel nicht, bis sie angekommen waren. Er deutete auf ein Drei-Zimmer-Haus im Ranch-Stil, an der Südseite des Land Park. Ein »Zu verkaufen«-Schild stand davor. Bob brachte den Toyota zum Stehen, aber Josh wollte schon vorher hinausspringen. In einem weiten, sommerlich gemusterten Kleid stand Kate auf der Veranda. Josh stieß die Tür auf, aber Bob hielt ihn fest.
    »Geh hin und erobere sie zurück. Vergeig diese Sache nicht.« Ein breites Lächeln lag auf seinem Gesicht. »Es hat mich alle Mühe gekostet, sie so weit zu bringen.«
    Er ließ Joshs Unterarm los, und Josh sprang aus dem Wagen, um zu Kate hinüberzustürmen.
    Aus Angst vor ihrer Ablehnung verlangsamte er, als er näher kam, und blieb etwa anderthalb Meter vor ihr stehen.
    Bobs Toyota fuhr auf und davon.
    »Hallo, Josh.« Kates Reaktion war ohne jede Begeisterung.
    »Hallo, Kate.«
    »Ich hab dich letzte Woche im Fernsehen gesehen.«
    »Ja, anscheinend werde ich die Typen nicht los. Sie sind lästig wie Scheißhausfliegen.«
    »Arbeitest du wieder?«
    »Nein. Red Circle hat mir zwar meinen alten Job angeboten, aber ich habe abgelehnt. So was will ich nicht mehr.«
    Kate nickte.
    Eine lange Pause trat ein, bis Josh das Schweigen brach. »Wohnst du jetzt hier?«
    »Nein, ich bin bloß zur Besichtigung hier.«
    »Oh. Was macht Abby?«
    »Der geht es gut.«
    »Ist sie auch da?«
    »Nein, sie ist bei Mom.«
    »Dann wohnt ihr noch bei deinen Eltern?«
    »Ja.«
    »Gut siehst du aus.«
    »Ich wünschte, ich könnte dasselbe von dir behaupten, aber du läufst herum wie ein Penner.«
    Als Bob ihn auf sein Äußeres angesprochen hatte, war es egal gewesen, aber jetzt brachte es ihn in Verlegenheit. Er zupfte das T-Shirt zurecht und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, um es zu glätten. Auch seinen Geruch bemerkte er, den alten Schweißgestank. »Wahrscheinlich brauche ich zwei Frauen, damit ich nicht runterkomme«, sagte er mit einem zaghaften Lächeln.
    »Wen – mich und Bell?«, erwiderte Kate kalt.
    Sein Lächeln verblasste. Kates sarkastische Antwort tat weh. Er hatte es selbst herausgefordert. »So habe ich’s nicht gemeint.«
    Kate seufzte. »Ich auch nicht. Ich bin nicht hier, um mit dir zu streiten.«
    »Gut«, sagte Josh lächelnd.
    »Was hat Bob dir erzählt?«
    »Nichts. Er hat mich nur hergefahren.«
    »Seit seiner Rückkehr von Pinnacle Investments liegt er mir in den Ohren. Er meint, ich sollte mit dir reden.«
    »Das wusste ich nicht.«
    »Er sagte, du würdest verblöden.«
    Josh wand sich verschämt und betrachtete seine Schuhe. Ging es so mit ihm bergab, dass ein Blinder es sehen konnte? Er wünschte, er hätte sich vor dem Treffen mit Kate ordentlich hergerichtet! Aber wahrscheinlich gehörte das zu Bobs Plan – dass er völlig kaputt und heruntergekommen dastand, um seine Chancen bei ihr zu verbessern.
    Kate stiegen Tränen in die Augen. »Du hast dich wirklich gehenlassen, Josh.«
    »Ich weiß. Aber das lässt sich ändern. Eine Stunde im Bad und frische Kleider, mehr braucht’s nicht.« Er hielt einen Moment inne. »Und dass du mich wieder zu dir lässt.«
    Kate schniefte und wischte die Tränen mit dem Handrücken weg.
    »Nenne mir dafür einen guten Grund«, erwiderte sie. »Nur einen Einzigen.«
    »Weil ich dich und Abby liebe.«
    Kate hielt der Attacke nicht länger stand, und qualvolle Schluchzer erschütterten sie. Sie schlug sich die Hände vors Gesicht.
    Voller Angst vor Zurückweisung zögerte Josh immer noch. Als er aber sah, wie Kate litt, trat er zu ihr, zog sie
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