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Abgezockt

Abgezockt

Titel: Abgezockt
Autoren: Simon Wood
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Fassungslos starrte er Josh an. Ihm fehlten die Worte.
    »Gut. Jetzt sind wir Blutsbrüder, Tyrell.« Josh presste die Wunden noch fester aufeinander. »Ich bin infiziert, Mr. Tyrell, und wenn ich Glück habe, dann Sie auch.«
    »O mein Gott!« Bob sackte in einen von Tyrells Klubsesseln.
    »Was fällt Ihnen ein!«
    Josh genoss das Entsetzen von Tyrell.
    »Meine Erpresserin, meine ehemalige Geliebte, die von Ihrem Handlanger ermordet wurde, hat mir vor ihrem Tod etwas Wichtiges mitgeteilt. Sie war HIV -positiv.« Josh genoss den Moment in vollen Zügen. Das Wort » HIV -positiv« löste bei allen Angst und Schrecken aus, und Dexter Tyrell war da keine Ausnahme. Josh lächelte, als er die Angst des Mannes sah.
    Tyrell versuchte seinen Arm loszureißen, aber Josh umklammerte die Hand des Ressortmanagers nur umso fester und verpasste Tyrell einen Kopfstoß.
    Der Geschäftsmann heulte auf, sein Gesicht wurde totenblass, und sein Widerstand erstarb.
    Josh löste seinen Griff. »Egal, was mit Ihnen oder mit mir passiert, ich habe jetzt die Genugtuung, dass Ihr Leben genauso unsicher ist wie meines«, sagte er.
    Dexter Tyrell starrte erst seinen blutenden Arm an, dann Josh. Sein panischer Gesichtsausdruck verriet alles. Er versuchte zu begreifen, was ihm geschehen war und was ihm in Kürze bevorstand. Solche Dinge passierten doch immer den anderen, nicht ihm.
    Bob schaute fassungslos auf den Manager, danach auf seinen Freund. »O Josh.«
    »Ruf die Polizei. Lass uns diese Sache zu Ende bringen«, sagte Josh.
    So sanft, als ob sie zerbrechlich wäre, legte Bob die Pistole auf den Schreibtisch. Er wollte nichts mehr damit zu tun haben. Er verließ das Büro, und Josh stellte den Sessel, den er umgeworfen hatte, wieder hin, um sich darin zurückzulehnen. Vorher aber nahm er die Waffe vom Schreibtisch, legte sie sicherheitshalber außer Reichweite, während er auf die Polizei wartete.

[home]
33
    D er Werbeblock endete, und die Talkshow ging weiter. In der ersten Hälfte der Sendung wurde der Untergang von Pinnacle Investments nachgezeichnet; die zweite war ein offenes Diskussionsforum über den Weiterverkauf von Lebensversicherungen.
    »Hört endlich auf! Wisst ihr nicht, wann ihr eine Sache in Ruhe lassen solltet?«, sagte Josh zu dem Bildschirm.
    Er griff über die Couch nach der Fernbedienung und schaltete um. Noch eine Sendung über die furchtbare Wahrheit, die er aufgedeckt hatte, hielt er nicht aus. Das Thema war von den Medien totgeritten worden, doch immer noch wollten sie es wiederbeleben. An jeder Ecke sah er das Wort »Lebensversicherung«. Demnächst stünde es noch auf Cornflakes-Packungen. Beim Trickfilmkanal hörte er auf zu zappen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Tom und Jerry ihre Lebensversicherung verkauften.
    Trickfilme. Gott sei Dank, dass es die gab! Sie waren eine willkommene Abwechslung. Josh hatte erlebt, wie sich die Geschichte von Pinnacle Investments im Fernsehen ausbreitete. Die Polizei hatte John Kelsos Adressbuch im River City Inn gefunden. Das Buch nannte siebenundfünfzig Namen und Anschriften. Alle bis auf einen – Mark Keegan – waren Kunden von Pinnacle Investments. Alle waren Opfer eigenartiger Unfälle geworden, offenbar eingefädelt von John Kelso. Josh fiel auf, dass Kelso den Namen seines letzten Opfers, Belinda Wong, nicht festgehalten hatte. Dazu war er nicht mehr gekommen.
    Wenn sich die Sendungen nicht mit dem Killer befassten, dann mit Dexter Tyrell. In den Nachrichten sah man Schnappschüsse des erfolgreichen Managers, die aus Finanzmagazinen stammten. Die Bilder standen in krassem Gegensatz zu dem gebrochenen Mann, den die Polizei den Medien vorführte. Es sah aus, als habe er seit seiner Verhaftung zehn Kilo abgenommen. Dexter Tyrell kam nie vor Gericht. Auf dem Weg zum Verhör riss er sich vor laufenden Kameras von seinem Bewacher los und lief in einen Bus. Tyrell war auf der Stelle tot. Josh erlebte den Selbstmord live im Fernsehen. Er bemerkte den Ausdruck absoluten Glücks, als der Spitzenmanager den Bus heranfahren sah. Noch nie hatte jemand glücklicher gewirkt.
    Josh nahm zwar die Trickfiguren auf dem Bildschirm wahr, aber seine Gedanken waren woanders. Der Talkshow-Moderator hatte ihn gezwungen, die Ereignisse noch einmal durchzugehen. An die beiden letzten Wochen seit seiner Rückkehr von Pinnacle Investments erinnerte er sich nur verschwommen. Polizei aus zwei Staaten sowie das FBI befragten ihn zum Tod von Mark Keegan, Margaret Macey, Joseph Henderson alias
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