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Abgetaucht

Abgetaucht

Titel: Abgetaucht
Autoren: Andreas Schlueter , Irene Margil
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Verfügung, aber es war besser
     als nichts. Das zierliche Mädchen kauerte sich in dem Trikot zusammen. Es bibberte und zitterte. Die Lippen waren dunkelblau
     angelaufen. Immer wieder hustete es leise.
    Linh hatte die ganze Notfallsituation mit ihrem Fernglas beobachtet und war direkt zu Frau Kick geeilt. Gleichzeitig mit Jabali
     traf sie am Zeltplatz ein und berichtete von dem Vorfall.
    Frau Kick wurde für einen Moment kreidebleich. Doch dann hatte sie sich schnell wieder gefangen. Sie griff nach ihrem Handy,
     um nach einem Krankenwagen zu rufen. Mit einem Blick aufs Display erinnerte sie sich, dass es hier keinen Netzempfang gab.
    »Verflucht«, schimpfte sie leise vor sich hin. »Die se Dinger funktionieren überall, wo man sie nichtbraucht. Aber wenn es mal darauf ankommt, lassen sie einen im Stich.«
    »Geben Sie«, schlug Jabali vor. »Ich renne vor bis zur Hauptstraße und rufe von dort einen Krankenwagen. Dort gibt es Empfang.«
    Erleichtert dankte Frau Kick Jabali, überreichte ihm das Handy und trug Linh auf: »Los, zeig mir die Stelle!«
    Linh lief voraus, so schnell sie konnte. Aber leider war Linh überhaupt keine Läuferin. Sie war ein Ass in Kampfsportarten,
     eine hervorragende Turnerin. Sie war flink, geschickt und sogar recht stark. Aber eben keine Läuferin.
    Immer wieder musste Frau Kick sie antreiben. »Los, los, schneller, Linh. Das schaffst du!«
    Linh hatte das Gefühl, die Strecke in persönlicher Bestzeit zu laufen. Aber sie klagte nicht, sondern wusste, dass es um Sekunden
     gehen konnte, um dem fremden Mädchen zu helfen.
    Als sie die Unfallstelle erreichte, sah Frau Kick erleichtert, dass das Mädchen neben Ilka saß.
    »Es geht ihr schon ein wenig besser«, gab Ilka sofort Entwarnung.
    »Gott sei Dank«, hechelte Linh, beugte sich vornüber,stützte die Hände auf die Oberschenkel und schnaufte erst mal durch.
    Lennart winkte in den See hinein. Dort schaute Frauke sich verwundert um.
    Bis zur Wende hatte sie sich noch als Führende gefühlt und sich beste Chancen für den Sieg ausgemalt. Erst auf der Hälfte
     des Rückwegs wurde ihr bewusst, dass sie konkurrenzlos schwamm und alle Augen und alle Aufmerksamkeit nicht ihr, sondern irgendeinem
     Ereignis in der Nähe des Ufers galten.
    »Jabali ist unterwegs, um einen Krankenwagen zu rufen«, beruhigte Frau Kick das Mädchen und hockte sich neben sie. Sie wollte
     den Puls des Mädchens fühlen, doch es zog den Arm zurück.
    »Für mich?«, fragte es erschrocken nach. »Mir geht es gut. Ich brauche keinen Krankenwagen!«
    Ihre Erscheinung sprach eine andere Sprache. Sie zitterte, obwohl es warm war und Frau Kick ihr ein großes Badetuch um den
     Körper gewickelt hatte. Ihr Gesicht war schneeweiß, die Lippen blau, der ganze Körper schlaff und matt. Ihre Augen rot unterlaufen.
    »Glaub mir, das kann ein Arzt besser beurteilen«,widersprach Frau Kick. Dann zeigte sie auf Ilka. »Das ist übrigens Ilka, die dich gerettet hat.«
    »Gerettet?« Das Mädchen wiederholte das Wort, als hätte Frau Kick einen bösen Fluch ausgesprochen.
    Ilka war froh, dass ein richtiger Sanitäter sich das Mädchen noch mal anschauen würde.
    »Wie heißt du denn?«, fragte sie.
    »Thuy.«
    »Wie passend!«, konnte sich Linh nicht verkneifen.
    »Wieso?«, fragte Frau Kick.
    »Thuy ist vietnamesisch und bedeutet
Wasser
«, klärte Linh auf.
    Das Mädchen vernahm überrascht, wie gut sich Linh mit vietnamesischen Namen auskannte.
    »Meine Tante heißt auch so«, ergänzte Linh. »Ich bin übrigens Linh.«
    »Lotusblüte!«, übersetzte Thuy.
    Frau Kick sah Linh fragend an: »Wirklich?«
    Linh nickte und lächelte.
    »Was für ein schöner Name!«, fand Frau Kick und drehte sich wieder zu Thuy. »Und? Was ist passiert?«
    Thuy zog die Schultern hoch. »Plötzlich kam ich nicht mehr voran. Als ob mich eine Schlingpflanze festgehalten hätte.«
    »Hier gibt es keine Schlingpflanzen«, versicherte Ilka. Sie hatte sich in allen Einzelheiten über die Badetauglichkeit dieses
     Sees schlaugemacht. Eine Gewohnheit, der sie – seit sie Rettungsschwimmerin war – immer nachging. Und von Schlingpflanzen
     in diesem See hatte sie absolut nichts gelesen.
    »Nein, nein«, stellte Thuy richtig. »Ich meine das nur symbolisch. Ich kam einfach keinen Zentimeter mehr vorwärts. Als hätte
     ich Blei in Armen und Beinen. Alle meine Kräfte hatten mich plötzlich verlassen.«
    »Komplett leerer Akku«, kommentierte Lennart. »Kenn ich. Wie bei einem Hungerast.«
    »Na, ein
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