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Aber bitte mit Sake

Aber bitte mit Sake

Titel: Aber bitte mit Sake
Autoren: Dana Phillips
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einem günstigen Moment bleibe ich stehen und strecke ihm die Hand entgegen. »Vielen Dank für alles, aber ich glaube wir müssen jetzt gehen.«
    Yolexy schaut enttäuscht. »Soll ich euch nicht noch das Salsa-Festival zeigen?«
    »Ohhh Salsa!«, raunen die Japaner in meinem Rücken, die nach den Tanzstunden an Bord Feuer gefangen haben und gerne ihr Können unter Beweis stellen würden. Das Gute allerdings ist, dass ich genau weiß, dass es weder Kyoko, noch Gaki, noch Herr Murakami wagen werden, mir zu widersprechen, und so lotse ich mein Grüppchen unter höflichen Verabschiedungen von Yolexi weg, über eine Kreuzung und um die nächste Ecke herum, bevor ich stehen bleibe, um den anderen zu erklären, was mich da gerade geritten hat.
    »Ahhh, ahhh, sosososo!«, raunen sie, als sie verstehen, dass wir dank meiner Wachsamkeit möglicherweise einem Verbrecher entronnen sind, und wirken sichtlich erleichtert. Unter meinem Kommando setzen wir uns wenig später in Bewegung, um auf eigene Faust das Salsa-Festival zu finden, das sich irgendwo in der Nähe befinden muss. Aber so sehr wir auch suchen, es ist nichts zu sehen. Ich drehe mich um, um meiner Gruppe zu bedeuten, dass es besser ist, umzukehren und ein Café zu suchen, in dem wir die restliche Stunde verbringen können, bis wir zum Schiff zurückkehren müssen. Just in diesem Moment laufe ich zwei Frauen in die Arme, die vor mir die Straße überquert haben und die ich nicht kommen sah.
    »Oh, das tut mir leid, ich hab dich nicht gesehen!«
    »Ich auch nicht, ich auch nicht!« Sie schlagen die Hände über dem Kopf zusammen, während sie sich mehrfach entschuldigen und lautstark auf mich einreden. Die beiden sind ein ungleiches Paar: die eine klein und dünn, die andere überragt selbst mich um einen Kopf und ist äußerst korpulent. Gemeinsam sind ihnen nur die leicht gebräunte Haut und das dunkle gelockte Haar. Beide tragen viel zu enge Jeans und bunte Plastikkreolen in den Ohren.
    »Sucht ihr etwas?«, fragt die kleinere von beiden, als sie sich wieder beruhigt haben. Ich erzähle ihnen von Yolexy und dem Salsafestival, das sich hier irgendwo ganz in der Nähe befinden muss.
    »Das Salsafestival!« Die beiden nicken. »Da braucht ihr keinen Fremdenführer. Kommt, wir laufen eh in die Richtung, wir können euch ein paar Meter begleiten, und bevor wir abbiegen müssen, erklären wir euch den Rest des Weges, es ist ganz einfach.« Dankbar folgen wir ihnen durch die Straßen Havannas. Lourdes erzählt, dass sie Salsalehrerin für Kinder ist, Maria arbeitet in einem Fremdenverkehrsbüro; beide sind unterhaltsam und lustig, und ich fühle mich sofort wohl in ihrer Gesellschaft.
    »Schau mal!« Lourdes bleibt so abrupt stehen, dass Gaki, die hinter ihr läuft und immer noch ein wenig beleidigt ist, dass wir Yolexy abgewimmelt haben, ungebremst in ihren Rücken prallt, aber während die Japanerin erschrocken schaut, lacht Lourdes nur. Dann zeigt sie auf eine Seitenstraße, die eher chinesisch als kubanisch anmutet. Nicht nur Yokohama, sondern auch Havanna hat also ein Chinatown.
    »Seht ihr die Bar dort hinten? Dort wurde der berühmte Film Buena Vista Social Club gedreht.«
    »Ahhhhh, ah sososo«, ertönt es zuverlässig hinter mir unisono. Auch ich habe ohne es zu merken, die Gewohnheit der Japaner übernommen, mein Interesse auf diese Art und Weise auszudrücken.
    »Vielleicht ist es ja offen?« Maria hält sich eine Hand über die Augen, um besser sehen zu können. »Sollen wir nachsehen und einen Drink nehmen?« Ich werfe einen Blick auf die Uhr. Zeit ist noch, bis wir wieder zurück in den Hafen müssen, um von dort aus zu dem Anti-Atomkraft-Symposium mit Fidel Castro, dem ehemaligen Staatsoberhaupt Kubas, zu fahren.
    »Weshalb nicht«, sage ich daher, und wir folgen unseren neuen Freundinnen zu einem schmalen Eingang, hinter dem sich eine unscheinbare Bar befindet, in die wir alle gemeinsam nur dicht gedrängt hineinpassen. In diesem kleinen Raum soll der Film gedreht worden sein? Einen Moment bin ich skeptisch, aber mein Misstrauen verfliegt, als der Barkeeper das Tablett mit Drinks herumreicht und die Salsa-Musik lauter dreht.
    »Was ist das?«, brülle ich gegen den Lärm an und nehme einen Schluck aus meinem Glas. Die Flüssigkeit ist hell und milchig. Sie schmeckt frisch, stark und nach Minze und scheint nicht nur mir, sondern auch Kyoko und Gaki gut zu schmecken. Das Salsa-Festival scheint vergessen, dafür beginnen die Japaner auf Anregung von Lourdes
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