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Aber bitte mit Sake

Aber bitte mit Sake

Titel: Aber bitte mit Sake
Autoren: Dana Phillips
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sich zur Musik zu bewegen, erst zaghaft, dann immer mutiger. Eine zweite Runde wird bestellt, dann eine dritte.
    »Jetzt fehlen nur noch die kubanischen Zigarren! Haben Sie schon mal welche geraucht?«, ruft Maria. Herr Murakami, der gerade meine Hand nimmt, um mich einmal im Kreis herumzuwirbeln, bleibt stehen.
    »Nein! Aber das würde ich sehr gerne machen!« Die anderen halten ebenfalls inne und nicken zustimmend. Was für ein Zufall, dass genau in diesem Moment die Tür aufgeht und eine Freundin von Maria und Lourdes die Bar betritt. Sie ist jünger als die beiden, stellt sich als Conchita vor und öffnet ihre Umhängetasche, in der sich vier Pakete mit säuberlich gerollten Zigarren befinden. Eines von ihnen fischt sie nun heraus, öffnet es, verteilt die Zigarren unter uns, zündet sich selbst, Lourdes und Maria eine an. Dann bringt sie uns bei, wie man ordnungsgemäß die Zigarre pafft, und einigen Mutigen, zu denen natürlich Herr Murakami gehört, zeigt sie, wie man den brennenden Stumpf der Zigarre in den Mund nimmt. Die Stimmung wird immer ausgelassener, Conchita verkauft zu günstigen Preisen ihre hochqualitativen Zigarren. Ein Paket mit 25 Stück für 100 kubanische Dollar, scheint mir ein guter Preis zu sein. Zufrieden machen wir unsere Einkäufe, und fast verpassen wir den rechten Zeitpunkt, um zum Schiff zurückzukehren. Ich werfe einen erschrockenen Blick auf meine Uhr, dann verabschieden wir uns unter lautem, ganz und gar unjapanischem Gejohle von den Kubanern und eilen die Straßen entlang zurück zum Hafen. Das Mittagessen haben wir verpasst; gerade noch rechtzeitig erreichen wir das Peaceboat , um, immer noch leicht beschwipst, in die Busse zu steigen, die bereits in Hafennähe warten und uns zu Fidel Castro bringen.
    Eine gute halbe Stunde durchqueren wir Havanna, denn das Konferenzzentrum, in dem Fidel mit uns, vor allem aber mit den Hiroshima-Überlebenden, sprechen möchte, liegt am Rande der Stadt. Nachdem im Vorfeld bereits unsere Personalien überprüft wurden, sind die Sicherheitsvorkehrungen hier am Eingang nun ziemlich lasch. Niemand kontrolliert unsere Ausweise, niemanden scheinen unsere Alkoholfahnen zu stören. Am Eingang ertönt plötzlich ein sonores und lautes »Dana« hinter mir. Ich drehe mich um und entdecke Henry freudestrahlend auf mich zulaufen.
    »Henry! Ich habe völlig vergessen, dass du hier bist!« falle ich ihm um den Hals und trete ihm dabei fast auf die nackten Füße.
    »Ich hatte gehofft, dass wir uns noch mal sehen!« Henry lacht mich an. Auch Gaki, Herr Murakami und Frau Matsunaga begrüßen ihn freundlich, nur Kyoko bringt außer einer knappen Verbeugung nichts hervor. Stumm und mit einem eingefrorenen Lächeln hält sie sich im Hintergrund.
    »Und? Wie war Kuba?«, fragt Henry.
    »Toll. All diese schönen alten Häuser und kultigen Autos. Und wir haben Zigarren gekauft!« Ich wühle in meiner Handtasche und ziehe das Päckchen hervor.
    »Was ist das denn für eine Marke? Die habe ich noch nie gesehen.« Henry schaut mich skeptisch an.
    »Keine Ahnung, aber die Frau, die sie mir verkauft hat, sagt, es sei eine exklusive neue Sorte.«
    »Eine Frau?«
    »Ja, wir haben sie auf der Straße getroffen, sie hat uns den Drehort zu Buena …«
    »Vista Social Club gezeigt? Da seid ihr nicht ernsthaft drauf reingefallen, oder? Das ist ja nun eine ganz alte Masche …« Henry lacht schallend. »Und dann habt ihr euch auch noch olle Zigarren andrehen lassen? Wahrscheinlich sind die aus Bananenblättern. Vermutlich wollten sie euch auch noch auf ein Salsa-Festival locken, das es überhaupt nicht gibt.«
    »Henry! Sag, dass das nicht wahr ist!«
    »Bestimmt, meine Liebe. Hat sie die gekauft?«, fragt er mit einem Seitenblick auf Kyoko. Die ihn argwöhnisch anblickt.
    »Wir dachten, dass wäre ein guter Preis, vier Dollar pro Zigarre«, entgegnet sie dann kurz angebunden.
    »Vier Dollar? So viel bezahlst du im Laden ja noch nicht mal für eine Romeo y Julieta. Da kann auch nur eine Japanerin drauf kommen.«
    »Henry …«, versuche ich ihn erneut zu bremsen.
    »Ist doch wahr.«
    »Können Sie nicht mal aufhören, immer so unhöflich zu sein?« Kyoko gibt sich für japanische Verhältnisse ganz untypisch konfrontationsfreudig. Ich führe das auf meinen guten Einfluss zurück. Dann blickt sie auf die Uhr. »Außerdem müssen wir jetzt los.«
    »Na klar, damit Sie bloß nicht zu spät kommen.« Henry lacht und zwinkert Kyoko zu, die plötzlich einen starren Gesichtsausdruck
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