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Aber bitte mit Sake

Aber bitte mit Sake

Titel: Aber bitte mit Sake
Autoren: Dana Phillips
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zwei peruanischen Alpakadecken, die getöpferte Vase, das Mineralwasser aus Panama, Kyokos Yukata und die kubanischen Zigarren aus Bananenblättern. Zumal sie im Gesamtgewicht nur einen geringen Unterschied ausmachen dürften.
    »Das interessiert mich nicht. Also, zahlen Sie oder nicht? Wenn nicht, bitte ich Sie, zur Seite zu gehen, damit wir weitermachen können.«
    »Was heißt das für mich? Dass ich hierbleiben muss?«
    »Ja, ich fürchte, genau das. Sie sollten sich daher gut überlegen, was Sie machen wollen. Und wenn es geht, möglichst schnell.«
    »Aber ich kann doch unmöglich mehr für mein Gepäck zahlen, als für meinen Flug!«
    Mein Gegenüber zeigt sich ungerührt. »Tut mir leid, das ist nicht mein Problem. Es gibt Vorschriften, wie viel sie pro Kilo Übergepäck zahlen müssen. Bei Flügen von Kuba nach Europa sind das nun mal 26 Euro pro Kilo. Und Sie haben eben gut zwanzig Kilo zu viel dabei.«
    »So viel Geld habe ich aber nicht. Das kann ich nicht zahlen!«
    »Dann muss ich Sie bitten, zur Seite zu treten.« Seine Miene ist todernst. Offenbar kann hier auch nicht gehandelt werden, sein ungeduldiger Ton signalisiert mir, dass ich klein beigeben muss. »Also gut«, seufze ich und lege meine Kreditkarte auf den Tisch. Aber der Mann hinter dem Schalter macht keine Anstalten, die Karte zu nehmen, stattdessen verschränkt er die Arme vor der Brust und schaut mich immer noch grinsend an. »Wir nehmen nur Bargeld.«
    Nur Bargeld, schon klar. Hier werden Touristen gemolken, und das Geld wird in die eigene Tasche gesteckt. Ein weiterer Blick auf meine Uhr zeigt aber, dass ich mir, wenn ich noch in den Flieger Richtung Heimat steigen möchte, keine Widerworte erlauben kann.
    »Aber wo kriege ich denn jetzt Bares her?« Meine Stimme klingt dünn und zittert leicht.
    »Dort hinten ist ein Automat.« Er zeigt auf das andere Ende der Halle. »Aber Sie müssen sich beeilen. Ich fertige derweil hier die Nachzügler ab.« Auf einmal begreife ich den Ernst der Lage, schnell schiebe ich mich an der vierköpfigen Familie vorbei, die gerade mit ihrem Wagen durch die Abflughalle auf uns zukommt. Hier zu bleiben, das würde bedeuten, allein in Havanna zu sitzen, an einem Ort, an dem ich nicht gerade die besten Erfahrungen gemacht habe, und auf einen freien Platz in einem der nächsten Flugzeuge zu warten. Es würde bedeuten, mir ein Hotel suchen zu müssen, mein ganzes Gepäck wieder in die Stadt und morgen oder an einem anderen Tag wieder herbringen zu müssen, es würde viel Geld kosten und mich trotzdem nicht von der Verpflichtung befreien, für das Übergepäck zu zahlen. Das Peaceboat hat mittlerweile auch schon abgelegt und durchquert samt meinen japanischen Freunden auf dem Weg nach Afrika vermutlich gerade das Bermudadreieck. Ich würde hier sitzen bleiben, am anderen Ende der Welt, mutterseelenallein. So schnell meine Beine mich tragen, eile ich zum Geldautomaten, an dem sich natürlich eine Schlange befindet. Keiner der Wartenden lässt mich vor, und so bin ich gezwungen auszuharren, unruhig von einem Bein auf das andere hüpfend, bis ich an der Reihe bin. Aber der Geldautomat spuckt kein Geld aus. Ich versuche es ein zweites Mal. Nichts.
    Langsam gerate ich in Panik. So schnell ich kann, eile ich zurück zum Schalter. Währenddessen rufe ich Ellen an, die nach dem zweiten Klingeln sofort abnimmt. Bevor sie auch nur ein Wort sagen kann rufe ich aufgeregt in den Hörer: »Ellen! Die wollen mich im Flieger nicht mitnehmen, weil ich mein Übergepäck nicht zahlen kann!«
    Ellen – und ich danke Gott, wenn es ihn geben sollte, auf Knien für diese Freundin – begreift sofort und verzichtet darauf, mir Fragen zu stellen.
    »Dana, du musst jetzt sofort anfangen zu weinen. Das kannst du doch so gut. Sofort. Das ist deine letzte Chance.«
    Ohne ihr zu antworten, lege ich auf. Ellen hat recht. In Krisensituationen wie dieser muss ich mich auf meine Stärken besinnen. Und auf Knopfdruck in Tränen ausbrechen zu können gehört definitiv dazu. Was das betrifft, stehe ich den Japanern in nichts nach. Ich hole einmal tief Luft, blicke den Mann am Schalter mit weit aufgerissenen Augen an und stammele: »Der Geldautomat geht nicht, aber ich muss doch nach Hause!« Und schon fließen Sturzbäche meine Wangen hinunter. »Ich werde gefeuert«, schluchze ich.
    Der kubanische Flughafenbeamte weicht zurück und hebt abwehrend die Hände.
    »Gefeuert werde ich, wie soll ich denn meine Miete zahlen? Ich muss unbedingt nach
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