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Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Titel: Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika
Autoren: Jule Verne
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machen, als ein Schrei – ein Schrei, der gar nicht von einem Menschen herzurühren schien – einige Hundert Schritt weit zur Linken im Gehölz hörbar wurde. Gleich darauf wurde Nicolaus Palander sichtbar.
    Er lief, so schnell ihn die Beine tragen wollten. Er war im bloßen Kopfe, mit fast zu Berge stehendem Haar, und hatte seine meisten Kleider eingebüßt, von denen noch einige Fetzen seine Lenden bedeckten.
    Der Unglückliche kam bei seinen Gefährten an, die ihn mit Fragen bestürmten. Aber mit weit aufgerissenem Auge, erweiterten Pupillen, eingefallenen Nasenflügeln, welche die unvollkommene, stoßweise Respiration hinderten, war der Arme gar nicht im Stande zu sprechen. Er wollte antworten, brachte aber kein Wort heraus.
    Was war geschehen? Woher kam diese Bestürzung, dieser Schreck, deren zweifellose Anzeichen Nicolaus Palander in so hohem Grade zeigte? Niemand wußte, was davon zu halten war.
    Endlich konnte Palander fast unvernehmlich die Worte vorbringen:
    »Die Register! Die Register!«
    Bei diesen Worten schauderten die Astronomen, einer wie der andere, zusammen. Man denke! Die beiden Register, worin das Resultat aller trigonometrischen Arbeiten eingetragen war, wovon der Rechner nie sich trennte, selbst im Schlaf nicht! Diese fehlten, Nicolaus Palander hatte sie nicht mehr! Was war aus ihnen geworden? Mußte man Alles von Neuem vornehmen?
    Während die Anderen voll Schrecken sich schweigend ansahen, ließ Mathieu Strux seinem Zorn den Lauf! Wie mißhandelte, schimpfte er den Armen!
    Auf Alles hatte Nicolaus Palander als Antwort nur ein Kopfschütteln.
    »Aber hat man sie denn entwendet! fragte endlich der Oberst Everest.
    – Einerlei! rief Mathieu Strux außer sich. Warum ist der Tropf, nach all’ unsern Ermahnungen, nicht bei uns geblieben?
    – Ja, erwiderte Sir John, aber man muß doch wissen, wo sie hingekommen sind. Hat man sie Ihnen geraubt, Herr Palander?«
    Derselbe bejahte mit einem Zeichen.
    »Und wer hat sie geraubt? Waren’s Makololos?«
    Nicolaus Palander verneinte.
    »Europäer, Weiße? fragte Sir John weiter.
    – Nein, erwiderte Nicolaus Palander mit beklommener Stimme.
    – Aber wer denn? rief Mathieu Strux mit geballter Faust.
    – Nein, keine Eingeborenen, keine Weißen, – es waren Paviane.«
    Wahrhaftig, wär’ es nicht eine so ernste Sache gewesen, sie hätten bei dieser Aeußerung alle aufgelacht! Affen hatten Nicolaus Palander beraubt!
    Der Buschmann erzählte seinen Gefährten, so etwas komme oft vor. So viel er wisse, seien Reisende schon manchmal von »Chacmas«, die zu den Pavianen gehören und in zahlreichen Schaaren beisammen leben, geplündert worden.
    Inzwischen gab der Buschmann seinen Rath. Er allein war kaltblütig, die Europäer ohne Ausnahme voll Bestürzung.
    »Meine Herren, sagte der Buschmann, die Augenblicke sind kostbar; wir dürfen keinen einzigen verlieren. Verfolgen wir unverzüglich die Räuber! Da die Register nichts zum Fressen sind, so werden wir wohl, wenn wir die Thäter finden, auch die Register wieder bekommen!«
    Ein Hoffnungsstrahl, den man nicht durfte erlöschen lassen. Nicolaus Palander kam bei diesem Vorschlag wieder zu vollem Bewußtsein. Er bekleidete sich rasch mit geliehenen Matrosenkleidern und war schnell bereit, seine Genossen zum Schauplatz der That zu führen.
    Noch denselben Abend änderte man nach Angabe des Rechners die Richtung des Wegs.
    Weder diese Nacht, noch am folgenden Tag ergab sich ein Resultat. An manchen Stellen erkannte der Buschmann und der Foreloper frische Spuren von Affen. Nicolaus Palander sagte aus, er habe mit einem Dutzend derselben zu thun gehabt. Man schritt also mit äußerster Vorsicht voran und hielt sich stets verdeckt, denn die Paviane sind gescheit und von scharfen Sinnen, lassen sich Niemand nahe kommen. Der Buschmann rechnete nur durch Ueberrumpelung auf Erfolg.
    Am folgenden Tag gegen acht Uhr früh gewahrte ein russischer Matrose, der vorausgegangen war, einen solchen Räuber, und begab sich vorsichtig zurück zu den Andern.
    Der Buschmann ließ Halt machen, und die Europäer lauschten seiner Anweisung. Er bat sie, an dieser Stelle zu bleiben, nahm nur Sir John und den Foreloper mit, und wendete sich, stets von Bäumen oder Gebüsch verdeckt, nach der von dem Matrosen angegebenen Richtung.
    Nicht lange, so gewahrte man den gemeldeten Affen und zugleich ein Dutzend anderer, die zwischen den Zweigen sprangen. Der Buschmann duckte sich mit seinen Begleitern hinter einen Stamm und beobachtete
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