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Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Titel: Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika
Autoren: Jule Verne
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Mathieu Strux und dem Oberst Everest riefen keine weiteren Erörterungen hervor. Die persönlichen Eifersüchteleien schienen vergessen zu sein. Gewiß bestand kein eigentlich inniges Einvernehmen zwischen den beiden Gelehrten, aber der Sachlage nach konnte man nicht mehr von ihnen verlangen.
    Während einundzwanzig Tagen, vom 6. bis 27. März, trug sich kein nennenswerthes Ereigniß zu. Man suchte vor allen Dingen eine geeignete Stelle zur Messung einer Basis, aber diese bot die Landschaft nicht. Zu diesem Zwecke war ein mehrere Meilen langes, ebenes und horizontales Stück Land nöthig, aber die Unebenheiten des Bodens, welche der Auswahl der Visirpunkte so günstig waren, hinderten gleichzeitig die directe Messung der Basis. Man ging immer nach Nordosten zu, und folgte manchmal dem rechten Ufer des Chobe, eines der Hauptzuflüsse des oberen Zambesi, um so Maketo, den Hauptflecken der Makololos, sicher zu vermeiden.
    Ohne Zweifel konnte man also annehmen, daß die Rückkehr unter günstigen Bedingungen stattfinden, und die Natur den Astronomen keine weiteren materiellen Schwierigkeiten und Hindernisse in den Weg legen werde, daß also die Zeit der Prüfungen vorbei sei. Der Oberst Everest und seine Begleiter durchzogen jetzt eine verhältnißmäßig bekannte Gegend und wollten nicht zaudern, die Flecken und Dörfer am Zambesi zu erreichen, welche Doctor Livingstone kurz vorher besucht hatte. Sie glaubten also nicht ohne Grund, daß der schwierigste Theil ihrer Arbeit überwunden sei. Sie täuschten sich damit wohl auch nicht, und doch hätte ein Zufall, dessen Folgen von höchster Wichtigkeit werden konnten, beinahe den Erfolg der ganzen Expedition auf’s Spiel gesetzt.
    Nicolaus Palander war der Held oder vielmehr das Opfer dieses Abenteuers.
    Wir wissen, daß der unverzagte, aber unbedachtsame Rechner, der ganz in seine Zahlen vertieft wurde, nicht selten weit von seinen Begleitern abkam. In ebenem Lande hatte diese Gewohnheit keine besondere Gefahr, denn man kam bald auf die Fährte des Abwesenden. In holzreicher Gegend konnte dieses Umherschweifen Palander’s aber von bedenklichsten Folgen sein. Mathieu Strux und der Buschmann machten ihm auch in dieser Hinsicht tausendmal Vorstellungen. Nicolaus Palander versprach, sich danach zu richten, war aber über dieses Uebermaß von Vorsicht höchlichst erstaunt. Der würdige Mann merkte seine Zerstreuung selbst nicht.
    Da fiel es an jenem Tage, dem 27. März, Mathieu Strux und dem Buschmann auf, daß sie Nicolaus Palander seit mehreren Stunden nicht gesehen hatten. Die kleine Truppe durchzog mehrere Holzungen, die mit vielen niedrigen und dichten Bäumen besetzt waren, und so den Ausblick ungemein behinderten. Dort war es besonders nöthig, geschlossen beisammen zu bleiben, denn es war sehr schwer, die Spuren einer im Walde verirrten Person wieder aufzufinden. Nicolaus Palander aber, der Nichts sah und Nichts vorhersah, war, den Bleistift in der einen, seine Register in der andern Hand, erst an der linken Seite der Gesellschaft gegangen, bald aber vollständig verschwunden.
    Man denke sich die Unruhe des Mathieu Strux und seiner Begleiter, als sie um vier Uhr Nachmittags Nicolaus Palander noch nicht wieder bei sich sahen. In ihnen war die Erinnerung an die Krokodile noch lebhaft und unter Allen war wohl der zerstreute Rechner der Einzige, dem sie entschwunden war!
    In der kleinen Gesellschaft herrschte also eine große Angst, und gleichzeitig war sie verhindert, weiter zu ziehen, bevor Nicolaus Palander wieder aufgefunden war.
    Man rief laut. Vergeblich. Der Buschmann und die Seeleute zerstreuten sich auf einen Umkreis einer Viertelmeile, schlugen auf die Büsche, trieben den Wald ab, durchforschten die hohen Gräser, feuerten die Gewehre ab – Nichts war von Erfolg. Nicolaus Palander erschien nicht.
    Die Unruhe Aller stieg auf’s Höchste, und bei Mathieu Strux gesellte sich zu dieser Unruhe noch eine tiefgehende Erbitterung gegen den unglücklichen Collegen. Es war nun das zweite Mal, daß ein solcher Fall durch Nicolaus Palander’s Verschulden vorkam, und wirklich, wenn der Oberst Everest sich dafür hätte an ihn halten wollen, so hätte er, Mathieu Strux, Nichts zu erwidern vermocht.
    Unter diesen Umständen war demnach nur der eine Entschluß zu fassen, sich in dem Gehölz zu lagern, und die genauesten Nachforschungen anzustellen, um den Rechner wiederzufinden.
    Der Oberst und seine Begleiter waren eben im Begriff, an einer ziemlich großen Lichtung Halt zu
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