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Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Titel: Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika
Autoren: Jule Verne
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Geschrei noch Gefahren vermochten sie zu rühren. Mit ruhigem Herzen, klarem Blicke und bewunderungswürdig kaltem Blute wechselten sie vor dem Ocular ab; sie schauten hinaus und beobachteten mit solcher Genauigkeit, als befänden sie sich unter der Kuppel einer Sternwarte; und als sie nach kurzer Ruhe aus dem Geschrei der Makololos hörten, daß der Kampf wieder begonnen habe, blieben die beiden Gelehrten abwechselnd als Wache bei ihrem kostbaren Instrumente.
    Wirklich begann das Gefecht von Neuem. Die Mitrailleuse erreichte nicht mehr die Eingeborenen alle, die sich vor jeder Bresche drängten und ihr Mordgeschrei ausstießen. So dauerte vor den Fuß für Fuß vertheidigten offenen Stellen der Kampf noch eine halbe Stunde fort. Die Belagerten, denen ihre Feuerwaffen Schutz gewährten, hatten durch die Spitzen der Spieße nur einige Rißwunden erhalten. Die Erbitterung verminderte sich auf keiner Seite, und es stieg nur die Wuth bei diesem Ringen Mann gegen Mann.
    Da, gegen halb zwölf Uhr, während des dichtesten Handgemenges und mitten unter dem Krachen der Gewehre, trat Mathieu Strux zu dem Oberst Everest mit strahlendem und zugleich bestürztem Blicke. Ein Pfeil hatte seinen Hut durchbohrt und schwankte noch über seinem Haupte.
    »Das Lichtsignal! Das Lichtsignal! rief er laut.
    – Was! erwiderte der Oberst Everest, der sein Gewehr vollends lud.
    – Ja, ja! Das Signal!
    – Sie haben es gesehen?
    – Ja!«
    Zum letzten Male feuerte der Oberst seine Büchse ab, rief triumphirend ein Hurrah, und verfügte sich, von seinem unerschrockenen Collegen begleitet, nach der Warte.
    Dort kniete der Oberst bei dem Fernrohre nieder und spähte mit unterdrücktem Herzklopfen. O, wie drängte sich in diesem Augenblicke sein ganzes Leben in diesen Blick! Ja, das Licht war da, es blinkte zwischen dem Fadennetz des Instrumentes! Ja, es leuchtete von dem Gipfel des Volquiria! Das letzte Dreieck hatte endlich seinen Endpunkt gefunden!
    Ein merkwürdiger Anblick wäre es gewesen, diese beiden Gelehrten mitten unter dem Tumulte des Kampfes arbeiten zu sehen. Die Eingeborenen hatten durch ihre Ueberzahl den Wall genommen. Sir John und der Buschmann vertheidigten das Terrain Schritt für Schritt. Auf die Kugeln antworteten die Pfeile der Makololos, den Keulenschlägen die der Axt. Und unterdessen beobachteten, über ihren Apparat gebeugt, der Oberst Everest und Mathieu Strux ohne Unterlaß. Sie vervielfältigten die Angaben des Repetitionskreises, um die Fehler beim Ablesen zu verbessern, und der stets gleichmüthige Nicolaus Palander trug in sein Register ihre Beobachtungen ein. Mehr als einmal flog ihnen ein Pfeil über den Kopf hin und zersplitterte an der inneren Wand des Thurmes. Sie sahen immer nur nach dem Signal auf dem Volquiria, controlirten mit der Loupe die Angaben des Nonius und verbesserten so gegenseitig ihre erhaltenen Resultate.
    »Noch eine Beobachtung wollen wir anstellen«, sagte Mathieu Strux, der das Fernrohr über den Theilkreis gleiten ließ.
    Da schlug ein von der Hand eines Eingeborenen geschleuderter großer Stein Palander das Register aus der Hand und zertrümmerte den Repetitionskreis, indem er ihn zu Boden warf.
    Doch, die Beobachtungen waren ja beendet. Die Richtung des Signallichtes war bis auf ein Tausendtheil einer Secunde genau berechnet!
    Jetzt galt es zu fliehen und das Ergebniß dieser ruhmreichen und schönen Arbeiten zu retten. Die Eingeborenen drangen schon in die Kasematte ein und konnten jeden Augenblick in dem Thurme erscheinen. Der Oberst Everest und seine beiden Collegen nahmen ihre Waffen wieder, Palander raffte sein kostbares Register zusammen, und so flohen sie durch eine Bresche. Ihre Gefährten waren da zur Hand; Einige leicht verwundet, aber doch bereit, den Rückzug zu decken. Als sie schon im Begriff waren, die nördlichen Abhänge des Scorzef hinabzuklettern, rief Mathieu Strux:
    »Aber unser Gegensignal!«
    In der That mußte man ja auf das Lichtsignal der beiden jungen Astronomen durch ein eben solches antworten. Es war zur Vollendung der geodätischen Arbeit nothwendig, daß William Emery und Michael Zorn ihrerseits den Gipfel des Scorzef sahen, und unzweifelhaft warteten sie auf der Bergspitze, die sie eingenommen hatten, ungeduldig auf dessen Aufblitzen.
    »Noch eine Anstrengung!« rief der Oberst Everest.
    Während nun seine Gefährten mit übermenschlicher Anstrengung die Reihen der Makololos zurückdrängten, trat er in den Wartthurm ein.
    Dieser Thurm war aus Zimmerwerk
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