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Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Titel: Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika
Autoren: Jule Verne
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Dorf, das nur einige Hütten umfaßte. Seine Bewohner, – einige Dutzend Eingeborene höchstens – ungefährliche Leute, nahmen die Europäer gut auf. Das war ein Glück für die Truppe des Obersten; denn ohne Wagen, Zelte, fast ohne Lagergeräthschaften, wäre es schwer gewesen, sich hinreichend einzurichten. Nun konnte die Messung der Basis einen Monat lang dauern, und diesen Monat konnte man nicht im Freien, lediglich unter dem Schutz der Baumgezweige, zubringen.
    Die wissenschaftliche Commission richtete sich also in den Hütten ein, welche zuvor zum Gebrauch der neuen Bewohner eingerichtet werden mußten. Die Gelehrten waren übrigens Leute, die sich mit Wenigem zu begnügen verstanden. – Ein einziger Gedanke belebte sie damals: die Prüfung ihrer früheren Operationen, welche durch directe Messung dieser neuen Basis vorgenommen werden sollte, d.h. der letzten Seite ihres letzten Dreiecks. In der That, der Berechnung nach hatte diese Seite eine mathematisch bestimmte Länge, und je näher das directe Maß dem berechneten kam, desto mehr mußte die Bestimmung des Meridians als richtig angesehen werden.
    Die Astronomen schritten unverzüglich zur directen Messung. Die Unterlagen und die Platinarichtscheite wurden auf dem völlig ebenen Boden nach einander gelegt, und zwar mit all’ den kleinlichsten Vorsichtsmaßregeln, welche man bei der Messung der ersten Basis angewendet hatte. Man zog alle atmosphärischen Bedingungen, die Veränderlichkeiten des Thermometers, die wagerechte Lage der Apparate u.s.w. in Berechnung, kurz es wurde nichts bei der Operation versäumt, die Gelehrten lebten nur in diesem einzigen Gedanken.
    Die am 10. April begonnene Arbeit ward erst am 15. Mai fertig. Es waren fünf Wochen für die mißliche Aufgabe erforderlich. Nicolaus Palander und William Emery berechneten die Ergebnisse unverzüglich.
    Wahrlich, es schlug diesen Astronomen das Herz gewaltig, als das Resultat gesprochen wurde. Welcher Lohn für ihre Mühen und Prüfungen, wenn die abgeschlossene Probe ihrer Arbeiten es möglich machte, sie als unanfechtbar der Nachwelt zu überliefern!
    Als von den Rechnern die gewonnenen Längenmaße auf Bögen im Verhältniß zum durchschnittlichen Niveau des Meeres und zur Temperatur von einundsechzig Grad Fahrenheit (16°11’ hunderttheilig) reducirt worden waren, überreichten Nicolaus Palander und William Emery ihren Collegen die folgenden Ziffern:
     
    Neue gemessene Basis 5075’,25
    Mit der nämlichen Basis abzüglich der ersten
    Basis und des ganzen trigonometrischen
    Netzes 5075,11
    Differenz der Berechnung und Beobachtung 0’,14
     
    Nur vierzehn Hunderttheile einer Toise, d.h. keine zehn Zoll, und die beiden Basen waren sechshundert Meilen von einander entfernt!
    Als die Messung des Meridians von Frankreich zwischen Dünkirchen und Perpignan vorgenommen wurde, betrug die Differenz zwischen der Basis von Melun und der von Perpignan elf Zoll. Die von der englisch-russischen Commission gewonnene Uebereinstimmung ist also noch auffallender, und macht diese unter den schwierigsten Umständen mitten in der afrikanischen Wüste unter Gefahren und Beschwerden aller Art zu Stande gebrachte Arbeit zur vollkommensten der bis auf den heutigen Tag vorgenommenen geodätischen Operationen.
    Dreifaches Hurrah begrüßte dieses bewundernswerthe Resultat, welches in den Annalen der Wissenschaft ohne Gleichen war!
    Und jetzt, welche Geltung hatte ein Meridiangrad bei diesem Theil des Erd-Sphäroids. Nach den Reductionen Nicolaus Palander’s gerade 57,037 Toisen. Das war, fast um eine Toise, die im Jahre 1752 von Lacaille beim Cap der Guten Hoffnung gefundene Ziffer. Nach Verlauf eines Jahrhunderts waren der französische Astronom und die Mitglieder der englisch-russischen Commission so nahe mit einander in Uebereinstimmung gekommen.
    Was die Geltung des Meters betrifft, so mußte man, um sie zu ermitteln, die Resultate der Operationen abwarten, welche später auf der nördlichen Hemisphäre vorgenommen werden sollten. Es sollte derselbe den zehnmillionsten Theil des Erdmeridianviertheils betragen. Nach den früheren Berechnungen machte dieses Viertheil, die Abplattung der Erde im Anschlag von 1/499,15 berücksichtigt, zehn Millionen achthundertsechsundfünfzig Meter aus, was die Länge des Meters genau zu 0’,513074 ergab, oder drei Fuß elf Linien und zweihundertsechsundneunzig Tausendstel einer Linie. War diese Ziffer die richtige? Das mußte aus den späteren Arbeiten der anglo-russischen
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