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Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.

Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.

Titel: Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.
Autoren: Michael Zeidler
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bist ziemlich nah dran.«
    Als ich keine bessere Idee hatte, nahm Opa seinen Spazierstock und steckte ihn in den Fluss. »Schau!«
    Zuerst wusste ich nicht, worauf Opa hinauswollte, aber dann sah ich es: Wo der Stock die klare Wasserfläche durchstieß, schien er gebrochen, und als Opa ihn wieder herauszog, lag der Stab ohne einen Knick in seiner Hand.
    Gebrochen, aber nicht zerstört.
    Genial.
    »Wie funktioniert das?«, fragte ich und steckte den Spazierstock wieder ins Wasser.
    »Dass Licht aus Lichtwellen besteht, weißt du, oder?«
    Davon hatte ich schon einmal gehört.
    »Wenn die nun von der Luft aus schräg aufs Wasser treffen, dann wird das Licht abgelenkt oder gebrochen. Das funktioniert übrigens auch mit Glas oder anderen transparenten Materialien.«
    Ich runzelte die Stirn. »Warum?«
    »Weil sich Lichtwellen in Luft schneller ausbreiten als in Wasser. Sie werden also gebremst, wenn sie auf den Wasserspiegel treffen, und da sie schräg auftreffen, wird eine Seite früher gebremst als die andere. Dadurch wird der Strahl abgelenkt.«
    Ich verstand nichts.
    »Komm mit, ich habe eine Idee.«
    Wir gingen heim und stiegen in Opas Auto. Nicht viel später parkten wir beim Supermarkt.
    »Nun brauchen wir einen Einkaufswagen, der möglichst geradeaus fährt.« Er steckte einen Euro in den Pfandschlitz und schubste den Wagen vorwärts. »Der fährt nicht gut«, fand er und versuchte sein Glück beim nächsten.
    Nach ein paar weiteren Versuchen sagte Opa: »Der fährt schön geradeaus. Ist das nicht toll: für einen Euro einen Einkaufswagen gekauft, und das Geld dürfen wir sogar noch mitnehmen.« Er grinste mich an.
    Ich kicherte.
    Wir schoben unsere Beute über den Asphalt des Parkplatzes. »Locker aus dem Handgelenk, nur etwas Gas geben, ihn aber nicht lenken«, wies Opa mich an.
    »Okay.«
    Wir rollten auf einen Rasenstreifen zu. Die rechten Räder unseres Wagens griffen den Rasen, während die andere Seite noch über den Asphalt rollte. Mit einem Ruck schwenkte unser Gefährt etwas nach rechts. Ich packte den Griff.
    »Locker aus dem Handgelenk!«, sagte Opa, doch der Wagen stand schon. »Hast du gemerkt, wie er zur Seite gezogen ist? Die rechten Räder drehten sich langsamer auf dem Gras als die linken auf dem Asphalt, also änderte der Wagen seine Richtung. Das passiert in etwa mit dem Licht. Im Wasser ist es langsamer als in der Luft. Trifft das Licht schräg auf das Wasser auf, wird eine
Seite
gebremst.«
    »Und wenn es gerade auftrifft?«
    »Dann wird es nur verlangsamt, aber nicht gebrochen. Das versuchen wir das nächste Mal, wenn wir am Fluss sind.«
    Da musste ich erst drüber nachdenken, denn irgendetwas an Opas Erklärung gefiel mir nicht. »Aber ich habe einen Stock ins Wasser gesteckt und kein Licht!«, bemerkte ich schließlich.
    Opa klopfte mir auf die Schulter. »Gut beobachtet. Alles, was du im Leben siehst, ist von Objekten reflektiertes Licht, das in deine Augen fällt. Wenn nun ein Teil des Stocks im Wasser ist und der Rest in der Luft, dann wird ein Teil des Lichts gebrochen und der andere Teil nicht: Der Stock erscheint geknickt, obwohl er immer noch ganz ist. Es ist eine optische Täuschung.«
    »Ich sehe den Stock also, wo er gar nicht ist.«
    »Ein bisschen versetzt, genau.«
    »Funktioniert das auch mit mir? Kann ich mein Licht so brechen, dass es scheint, als wäre ich in der Schule, aber eigentlich sitze ich im Kino?«, fragte ich und grinste verschmitzt. Opa lachte laut auf.
    Der Heimweg führte uns an einer Litfasssäule vorbei. »Sieh mal! Tag der offenen Tür bei der Feuerwehr.«
    Ich biss mir auf die Unterlippe. Einerseits war das schon sehr verlockend, andererseits wartete die süßeste aller Prinzessinnen auf einen Topf voll Gold.
    »Wir können uns das gleich nach dem Mittagessen anschauen und danach den Regenbogen suchen«, schlug Opa vor.
    Gute Idee!
    »Der Drache war aber ganz schön blöd«, sagte ich unvermittelt.
    Opa schaute mich fragend an.
    »Ritter Roland hat das Licht gebrochen, nicht den Stock! Wenn ich der Drache gewesen wäre, hätte ich den Kerl gefressen!«
    Es wollte einfach nicht regnen! Zumindest nicht in Wollebach. Opa weigerte sich, uns ein paar Kilometer weiter in Richtung Kinzingen zu fahren, wo es heute Nachmittag schütten sollte. »Warum nutzt ihr nicht die Errungenschaften der Zivilisation?«, fragte Opa und deutete auf den Rasensprenger. »Wenn ihr nicht zum Regen kommt, holt den Regen doch zu euch.«
    Angetan von dieser Idee stellten wir den
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