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Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.

Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.

Titel: Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.
Autoren: Michael Zeidler
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Beobachtung der Ruderboote auf der Fränkischen Saale wurde von Opa korrigiert. Der Drehpunkt des Hebels beim Ruderboot lag nicht auf der Dolle, sondern auf dem Ruderblatt. »An dem stützt sich das Ruder ab, wenn es das Boot vorwärtsschiebt.« Das Ruder war demnach ein einseitiger Hebel, bei dem Last und Kraft auf derselben Seite angriffen. »Macht aber nichts«, sagte Opa. »Es zählt trotzdem. Und wegen Nummer elf mach dir keine Sorgen. Die fürstliche Belohnung hast du dir verdient, auch wenn du den Flaschenöffner nicht als Hebel erkannt hast.«
    Ein Theaterabend auf der Ruine Osterburg, zu dem ich Olli mitbringen durfte! Ritterlicher konnte die Belohnung nicht sein. Wir freuten uns mit Siegfried, als er den Drachen erschlagen hatte und die schöne Kriemhild zum Traualtar führte. Eine Eisbombe wartete am nächsten Tag auf uns. Einen fürstlicheren Start in den Sommer konnte ich mir kaum vorstellen.

Eine anspruchsvolle
Prinzessin
    Olli Gunther rannte mit einem Besenstiel als Lanze auf die brüllende Bestie zu, einen Topfdeckel zum Schutz erhoben.
    »Für Kriemhild!«, rief ich unseren Schlachtruf, schwang das Astschwert Balmung und fegte mir beinahe die Tupperschüssel vom Kopf, die ich gegen die Drachenflammen aufgesetzt hatte.
    »Siegfried, meine Lanze ist zerbrochen!«, schrie Gunther in Panik. Ich stürzte herbei. »Den Schild!«, rief ich. Er hob den Topfdeckel, ich duckte mich darunter und stach mit meinem Schwert aus der Deckung hervor dem Untier tief in die Eingeweide.
    Wir sprangen beiseite, als der massige Körper zu Boden schlug, uns noch einmal den giftigen Atem entgegenblies und schließlich verendete.
    Olli nahm das Spaghettisieb vom Kopf und wischte sich Ritterschweiß von der Stirn. »Was für ein Gegner!« Ich nickte erschöpft und schaute auf den erlegten Strohballen, der noch vor Kurzem Tod und Gift auf uns gespuckt hatte.
    Seit wir die Ritterspiele auf der Osterburg besucht hatten, lebten wir in der Welt der Nibelungen, und davon konnte uns selbst der leichte Nieselregen nicht abhalten.
    »Was nun?«, fragte Ritter Gunther.
    »Wir haben 99 Heldentaten begangen«, antwortete ich. »Nun ist es Zeit, das Herz einer Prinzessin mit Gesang und Ehrerbietung zu gewinnen.«
    »Genau, die Minne! Gute Idee. Ich kenne auch eine Prinzessin, unter deren Fenster wir schmachten können wie der Held von den Festspielen.«
    Kurz darauf liefen wir mit Topf, Löffel und Opas alter Gitarre ausgerüstet durchs Dorf die Sonnengasse hinauf bis zum letzten Haus. Dort wohnte unsere Prinzessin in ihrem Schloss.
    Vorsichtig traten wir in die Blumenbeete unter ihrem Fenster. Ich begann, auf der Gitarre zu klimpern, und Olli hämmerte auf die Trommel. Dazu sangen wir den Refrain des Schlagers, der bei Opa immer aus dem Radio klang. »Schöne Maid, hast du heut für mich Zeit, oh ja oh ja oooooh.« Wenige Wiederholungen später öffnete sich das Fenster im ersten Stock und ein blonder Struwwelkopf mit Sommersprossen und Stupsnase schaute heraus.
    »Was ist denn mit euch los?«, fragte der Struwwelkopf.
    »Wir sind fahrende Ritter und werben um dich!«, antwortete Olli. »Willst du mitspielen? Du bist die Prinzessin, um die wir kämpfen werden.« Er hob seinen Besenstiel. Sie sah mich an und Olli stellte mich vor: »Das ist Simon, der ist neu hier. Aber der ist echt nett.«
    Ich fühlte mich geehrt.
    »Und das ist Tanja.«
    Kurz darauf stand die Prinzessin neben uns und wir erklärten ihr das Spiel. Tanjas Augen begannen zu leuchten.
    Sie verschwand ins Haus und trat in einen Glitzermantel gehüllt auf den Balkon. In ihrem Haar steckte ein Plastikdiadem.
    »Edle Ritter«, rief sie mit einer Glockenstimme, die mir Wärme ins Gesicht jagte. »Seid ihr bereit, um mein Taschentuch zu kämpfen?« Sie hielt es hoch.
    Olli und ich verbeugten uns. »Jawohl!«, riefen wir gleichzeitig.
    Tanja deutete in den Himmel hinter uns. Von ihrem Grundstück aus konnte man bis auf den Spielplatz blicken, der auf dem anderen Hügel lag. Vor grauen Nieselwolken malte die Sonne einen prächtigen Regenbogen in den Himmel, der am Hügelkamm nahe der Rutsche niederzugehen schien.
    »Geht und bringt mir den Topf voll Gold, der am Fuße des Regenbogens begraben liegt. Nur so werdet ihr den Preis erstreiten.« Damit drehte sie sich hoheitsvoll um und ließ uns alleine.
    »Regenbögen halten nicht lange«, warnte Olli und wir brachen auf.
    »Die kann aber ritterlich reden«, sagte ich begeistert, während wir durchs Dorf eilten.
    »So ein Unsinn!«
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