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Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.

Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.

Titel: Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.
Autoren: Michael Zeidler
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und schaute sogar auf den Hutständer. Oma beobachtete mich mit hochgezogenen Augenbrauen. Aus dem Fenster sah ich den Spielplatz. Dort stand die Wippe. Die hatte allerdings zwei gleich lange Arme um eine Achse, das ließ Opa sicher nicht gelten.
    Im Wohnzimmer setzte ich mich an Opas Computer.
    »Mach schon!«, fuhr ich den Bildschirm an, als eine Ewigkeit verging, bis mich das Windows-Logo anpiepste. Veralteter Schrott! Nach einer weiteren Ewigkeit war ich mit dem Internet verbunden und tippte endlich
Hebel
in die Suchmaske ein. Der zweite Link brachte mich zu Wikipedia und sogleich lachten mich mehrere Hebel vom Bildschirm an. Nussknacker, Wippe, Balkenwaage.
    Ich schaute mich im Wohnzimmer um. Richtig, ein Nussknacker starrte mit kantigem Antlitz vom obersten Regalbrett, ein Husar mit blauen Augen, rotem Jäckchen und grauem Bart. Hebel Nummer drei. Die Wippe draußen auf dem Spielplatz galt anscheinend doch, nur eine Balkenwaage konnte ich nirgends finden.
    Ich rannte zu Opa und erzählte ihm von den Hebeln.
    »Das ging aber fix. Sogar an eine Balkenwaage hast du gedacht! Wir haben eine im Keller«, sagte er anerkennend und ich sauste wieder zum Computer.
    Oma saß davor. Wie ärgerlich!
    »Seit wann interessierst du dich für Hebel?«, fragte sie und ich erzählte ihr von der ritterlichen und der fürstlichen Belohnung.
    Sie runzelte die Stirn und schaute auf den Bildschirm. »Der Computer ist also dein Gehirnschmalzersatz«, stellte sie fest.
    »Wikipedia weiß alles!«
    Oma erhob sich vom Stuhl. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass dein Großvater darüber erfreut ist, wie du deine Aufgabe löst.« Damit verließ sie das Zimmer. Den Computer ließ sie an.
    Ich setzte mich an den Schreibtisch. Warum sollte ich nicht in ein Lexikon schauen dürfen? Dafür waren die doch da. Welche Hebel hatte ich Opa doch gleich genannt? Ich schaute wieder auf den Bildschirm und schrieb Wippe, Balkenwaage und Nussknacker auf.
    Wie stolz er auf mich gewesen war. Sogar an die Waage hätte ich gedacht, hatte er gesagt. »Stimmt gar nicht«, flüsterte ich. »Das war der Autor des Artikels.« Und fünf Minuten später war es mir schon wieder entfallen! Ich kämpfte noch ein bisschen mit mir und schaltete den Computer aus. Das wäre doch gelacht, wenn ich die Hebel nicht ohne Wikipedia finden konnte.

    Das Wohnzimmer gab nichts mehr her. Das Badezimmer schien hebellos, ebenso das Schlafzimmer. So sehr ich mich auch bemühte, einen weiteren Hebel fand ich nicht, und die Versuchung, einen Hinweis online zu finden, wuchs. Vielleicht überlegst du falsch, dachte ich bei mir und ging wieder in den Bastelkeller. Die Kneifzange hatte mir Opa abgenommen. Warum nicht auch eine Schraubzange? Die schien zur selben Werkzeugfamilie zu gehören. Einen kurzen Arm sah ich da zwar nicht, aber wer weiß, vielleicht ließ Opa sie durchgehen. Immerhin besaß sie einen Drehpunkt und einen einzigen langen Arm – eine Art amputierter Hebel, dachte ich.
    Opa lud gerade ein paar Bretter und Steine in die Schubkarre, als ich mit dem Werkzeug wedelnd im Garten auftauchte.
    »Beeindruckend!«, rief er mir entgegen und lächelte breit.
    »Die gilt also?«
    »Na sicher!«
    »Ohne kurzen Arm?«
    »Der ist so kurz wie nur möglich. Er ist auf den Drehpunkt reduziert und auf den wirkt deine Kraft. Nummer fünf.«
    Mit einem Jauchzen kehrte ich zurück in den Bastelkeller und trat kurz darauf mit einer Rohrzange vor Opa.
    »Nun fehlen noch fünf«, fasste Opa zusammen.
    Mein Blick fiel auf die Schubkarre. Ich legte die Stirn in Denkerfalten. »Mit der bewegst du ein ziemliches Gewicht und die zwei Griffe könnten Hebelarme sein. Aber die Steine liegen auf der falschen Seite des Rades?«
    »Schau dir die Karre mal genau an. Die Ladeschale sieht in etwa aus wie ein V, oder?«
    »Und darunter ist das Rad.«
    »Stimmt. Was auch immer ich in die Schubkarre lade, liegt mit seinem Schwerpunkt exakt über dem Rad. Die langen Hebelarme hast du ja schon erkannt. Nummer sieben.«

    Wow, das schien mir doch recht einfach.
    Die Kirchturmuhr schlug vier. »Marmorkuchen!«, rief Oma aus der Küche.
    Ich lud mir ordentlich auf, um planetenschwer zu werden. Dabei überlegte ich, ob die Kuchengabel vielleicht auch ein Hebel war. Wohl nicht. Ich deutete über die Ofenbank: »Das Mobile hat lange und kurze Arme, und obwohl verschieden schwere Dinge daran hängen, ist alles im Gleichgewicht.« In der Tat hingen an Omas Reste-Mobile Nussschalen, Zweige, ein Fingerhut, ausgeblasene Eier
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