Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.

anderen Ritter – und Rittsies.
    Plötzlich ertönte eine Fanfare und nach ein paar Minuten erreichte ein bunter Zug die Westerburg.
    »Das Flammenzeichen hat die Westerburger erweckt!«, schrie Opa.
    »Da ist mein Papa!«, rief Tanja.
    Olli sah seine Eltern ebenfalls in der Gruppe. Alle trugen wallende Gewänder mit Westerburgwappen und die meisten machten mit irgendetwas Krach. Wimpel und Fahnen flatterten im lauen Wind. Die Wollebacher stellten sich in einem großen Kreis auf und musizierten, was das Zeug hielt. Jeder sang ein anderes Lied, jeder hämmerte seinen eigenen Takt. Es dröhnte in hundert Dissonanzen, aber es machte unglaublich viel Spaß. Tanja trällerte mit den anderen aus dem Turmfenster, ich klatschte in die Hände und Olli pfiff auf zwei Fingern.
    Wir sahen, wie sich die geisterhaften Gestalten langsam wieder in den Wald zurückzogen.
    »Die Geisterverkleidungen wirkten sehr echt aus, findest du nicht?«, flüsterte Tanja. Zur Antwort gab ich ihr einen Knuff in die Seite und zischte: »Kannst du es nicht gut sein lassen? Im Kino sagt man doch auch nicht, dass alles nur gestellt ist, sondern genießt die Darstellung.«
    Der Nebel verflog, die Gefahr war gebannt.
    Draußen ertönte lautes Jubeln und noch einmal legten sich alle mit ihren Instrumenten ins Zeug.
    Opa kam die Treppe zum Bergfried hochgelaufen.
    »Der Westerstromgenerator ist im Eimer. Wie habt ihr die Lampe nur zum Leuchten gebracht?«, fragte er. Staunend betrachtete er unsere Colabatterie. »Wie seid ihr darauf gekommen?«
    »Cola ist eine Säure und somit ein Elektrolyt«, sagte ich.
    Opa lächelte mich an und hielt den Daumen hoch. »Eine tolle Konstruktion.«
    Olli trat heran und griff nach einem Becher Cola. »Und Durst löscht die auch!«
    Bevor er jedoch trinken konnte, fuhr ihm Abrakadabrus in die Hand. »Strom verwandelt saure Zitronen und süße Cola in ungenießbares Gift. Gieß dir lieber frische Cola in einen neuen Becher und lösche damit deinen Durst.« Er kippte unsere Batterie in einen Eimer und leerte diesen durch das Burgfenster – nachdem er sich versichert hatte, dass da unten niemand stand.
    Es folgte eine laute, lustige Nacht. Alle unsere Bekannten aus Wollebach feierten mit. Wir brieten Würstchen im Lagerfeuer, es gab Tee und Kakao, und Herr Berisha begleitete unseren Gesang mit seiner Gitarre. Nach einer Weile kamen auch die älteren Jugendlichen und gesellten sich zu uns. Sprosse, Hängeschulter und Fetti waren auch dabei. Bei Hängeschulter entdeckte ich einige Reste weißer Schminke im Gesicht und Sprosse trug dieselbe Jeans wie die Torwachen vor einigen Tagen.
    »Lügner!«, raunte ich ihm zu.
    Hängeschulter schüttelte den Kopf und erwiderte: »Lügen tut der da!« Damit deutete er auf Sprosse.
    »Das ist nicht wahr«, rief Sprosse und wir lachten alle drei.
    Es wurde später. Tanja legte ihren Kopf an meine Schulter und summte zu Herrn Berishas Melodien. Schließlich mummelten wir uns in die Schlafsäcke ein. Einige Ritter legten sich in die Zelte, die meisten bereiteten ihr Lager jedoch in der Nähe des Lagerfeuers, und Opa erzählte noch viele spannende Geschichten aus der alten Zeit, bis auch die letzten Augen zugefallen waren.

MICHAEL ZEIDLER

    Geboren 1970 in Berlin. Ausbildung zum Bankkaufmann und Biologiestudium an der FU Berlin. Heute arbeitet Michael Zeidler als Genetic Engineer an der University of Michigan, USA, und schreibt mit Vorliebe populärwissenschaftliche Romane, die Evolution und Genetik zum Thema haben. 2007 erschien sein erster Roman »Wie Lukas Charles Darwin aus der Klemme half« im Herder Verlag. Zahlreiche seiner Kurzgeschichten wurden im STORIES & FRIENDS Verlag veröffentlicht.
    Weitere Informationen finden Sie im Internet:
    www.facebook.com/abenteuerwissenschaft

RÄTSELHAFT + WUNDERBAR
EINE LITERARISCHE REISE IN DIE WELT DER ZAHLEN
    Zum Jahr der Mathematik 2008
    Mit einem Vorwort von Prof. Günter M. Ziegler
    Die einen halten Mathematik für eine faszinierende Wissenschaft – die anderen finden sie langweilig und kompliziert. Wir wollen es genau wissen und laden Sie ein auf eine abenteuerliche Reise in die Welt der Zahlen. Es wird bewiesen, dass Mathematik reich und glücklich macht, dass Zahlen sexy oder romantisch sind und dass es nichts Spannenderes gibt als eine Kurvendiskussion zu zweit. Lernen Sie Prozentrechnung mit Murmeln, Volumen- und Flächenberechnung beim Kuchenbacken und das Schreiben von Bestsellern mit Hilfe eines Algorithmus.
    Dieses Buch bietet mehr