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Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.

Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.

Titel: Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.
Autoren: Michael Zeidler
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Kurzschlusshandlung. Wenn du die Elektroden direkt verbindest, sausen alle Elektronen sofort von Anode zur Kathode. Die Batterie entlädt sich ganz fix und ist danach tot. Wenn du allerdings die Treppe hinuntergehst, wirst du gebremst, brichst dir nicht das Genick und kommst auch ans Ziel. Die Treppe ist sozusagen ein Widerstand, genau wie die Leuchtdiode.«
    Wir gingen wieder hinunter.
    »Eine einzige Zitrone hat nicht genug Strom für die Leuchte?«, fragte ich im Treppenhaus.
    »Nein, die Spannung reicht nicht aus.« Er deutete auf die Treppe. »Eine Treppenstufe allein bringt dich nicht ins Erdgeschoss. Wie Treppenstufen ihre Höhen addieren, addieren Zitronen ihre Spannung. Die wird übrigens mit Volt angegeben.«
    »Das habe ich schon gehört. In unseren Steckdosen sind 230 Volt drin.«
    »Nicht ganz korrekt ausgedrückt, aber im Prinzip richtig. 230 Volt ist die Netzspannung, die von den Stromkraftwerken zur Verfügung gestellt wird. Eine Zitrone bringt nur etwa ein halbes Volt, deswegen mussten wir mehrere hintereinanderschalten. Nun stell dir mal Albanien vor: ein ganzes Land, das an Stromzitronen hängt. Körbe von gelben Sauerfrüchten, nebeneinander aufgereiht bis zum Horizont.«
    Faszinierend! Dennoch: So viele Zitronen konnte ich mir nicht vorstellen. »Wo sollen die denn alle herkommen?«
    Herr Berisha lächelte. »Das hast du richtig erkannt. Deswegen benutzen wir nicht diese Zitronen hier. Die sind nur für den Hausgebrauch. Kleine Ladungsträger, leicht zu transportieren und zu installieren. Als Kraftwerke benutzen wir Zitrogiganten, eine spezielle Frucht, tausend Mal größer als diese hier. Und unsere Nägel solltest du mal sehen!«
    Am Himmel zogen Wolken auf, die Olli Unheil verkündend nannte. Tanja tat das als Unsinn ab, doch ich stimmte Olli insgeheim zu. Heute Abend erwarteten wir den Ansturm der Sarazenenbäume, und je weiter der Tag voranschritt, desto nervöser wurden wir alle – sogar Tanja. Ich versuchte, uns Ablenkung zu verschaffen, und auf dem Weg zu unserer Platane erzählte ich ihnen, was ich über albanische Stromgewinnung gelernt hatte.
    »So große Zitronen habe ich noch nie gesehen, nicht einmal im Fernsehen«, bemerkte Olli skeptisch.
    Tanja stimmte ihm zu. »Und stellt euch erst mal vor, wie groß die Nägel sein müssen! Die würden uns doch auffallen.«
    »Vielleicht nicht«, erwiderte ich. »Strommasten! Das könnten Nägel sein, die tief in der Erde in albanischen Zitrogiganten stecken. Herr Berisha hat gesagt, wenn die hintereinandergeschaltet sind, erhöht sich die Spannung. Strommasten stehen in einer langen Kette.«
    »Ich weiß, was du meinst«, antwortete Tanja. »Jeder Mast steckt in einer Zitrone und in der Stadt kommen ganz viele Wolks an.«
    »Volt hieß das, glaube ich«, verbesserte ich sie.
    Wir erreichten die Brücke über die Fränkische Saale und schauten in den Fluss. Olli kickte einen Kiesel hinein, Tanja deutete auf einen Schwan, der gemächlich am Ufer schwamm. Aber müssten die Kabel dann nicht unterbrochen sein?« Olli nahm unsere Unterhaltung wieder auf. »So wie ich das in Erinnerung habe, sind die durchgängig.« Da hatte er einen guten Punkt angesprochen. »Außerdem habe ich noch nie von Zitrogiganten gehört.«
    »Es müssen doch keine Zitronen sein«, warf Tanja ein. »Vielleicht gibt da unten etwas ganz anderes Strom. Simon hat doch erzählt, es müsse nur eine Säure sein.«
    »Oder Spucke oder was auch immer sonst leitet.«
    »Spucke!«, rief Olli und prustete los. »Stellt euch das mal vor: Alle paar Wochen kommen Tausende Elektriker und spucken in ’nen Tank!«
    Wir lachten alle laut.
    »Was ist denn so komisch?«, fragte Opa. Er saß hinter uns auf seinem Fahrrad. Wir hatten ihn nicht kommen hören. »Oma schickt mich. Dir hat sie anscheinend nur den halben Einkaufszettel mitgegeben.«
    Ich erzählte Opa von den spuckenden Elektrikern, und darüber musste er auch lachen.
    »Ich glaube das alles nicht!«, sagte Olli. »Wenn die Masten wirklich Nägel wären ...«
    »Elektroden«, unterbrach ich ihn.
    »... Elektroden wären, die in unterirdischen Zitrogiganten stecken, dann bräuchten wir keine Stromkraftwerke, oder?«
    Wir schwiegen.
    Ich schürzte die Lippen.
    Wir dachten nach. Tanja runzelte die Stirn.
    »Aber das mit der Zitrone funktioniert«, rief ich und schaute Opa an. »Zu Hause zeige ich dir das, da sehen wir mit Zitronenstrom fern!«
    »Das bezweifle ich.«
    »Wir brauchen nur genug Zitronen«, verteidigte ich meinen
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