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Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.

Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.

Titel: Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.
Autoren: Michael Zeidler
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elektrochemisch. Unser Steckdosenstrom wird elektromagnetisch hergestellt.«
    »Mit einem Magneten?« Ich wunderte mich.
    »Genau. Hast du noch den von Herrn Berisha? Bring den mal her.«
    Als ich kurz darauf mit dem Stabmagneten in der Hand wieder ins Wohnzimmer kam, hielt Opa eine Drahtspule in der Hand. »Steck ihn hier rein.« Ich tat, wie mir geheißen. »Wenn du einen Magneten in eine Drahtspule steckst und diese Spule um den Magneten bewegst, entsteht ein Strom. Du kannst natürlich auch den Magneten drehen und die Spule stillhalten. Bewegt sich die Spule in einem magnetischen Feld, entsteht elektrischer Strom. Das geschieht in unseren Kraftwerken und auch im Dynamo an deinem Fahrrad. Das Rädchen dreht einen Magneten im Innern des Dynamos und dieser Magnet ist von einer Drahtspule umgeben.«
    »Wie viele Fahrräder gibt es denn in den Kraftwerken?«
    »Keine. Die Spulen sind riesig, ebenso die Magneten.
    Die könnte kein Mann auf einem Fahrrad in Bewegung bringen.«
    »Sondern?«
    »Turbinen sorgen für die Drehbewegung.«
    »Und was treibt die Turbinen an?«
    »Wasserdampf. Der wiederum entsteht, wenn z. B. Kohle verbrannt wird, um Wasser zu erhitzen.«
    »Mit Kohle macht man Wasser heiß, um eine Turbine anzutreiben, die eine Spule oder einen Magneten dreht?«, fragte ich skeptisch. Das schien mir eine ziemliche Verschwendung von Kohle zu sein.
    »Genau.«
    »Und daher kommt der Strom aus der Steckdose?«
    »Ja.«
    »Das ist aber sehr einfach.«
    Opa nickte.
    Die Kirchturmuhr schlug vier Uhr dreißig. Opa schlüpfte in seine Wanderhosen und Stiefel und steckte sich mit einer Nadel das Wappen der Westerburg an den Hut. Ich schnallte mir den Rucksack auf den Rücken, nahm das Zepter in die Hand und los ging es.
    Wir trafen die anderen an der Platane. Jeder trug mindestens ein Instrument zum Musizieren oder zumindest etwas zum Krachmachen: Pfeifen, Ratschen, Flöten, Topfdeckel, Hölzer, Sandra hatte sogar ihre Violine mitgebracht.
    Es dauerte etwas, bis die Letzten eintrudelten, und bis dahin übten wir Westerburgkrachmachmusik.
    Schließlich stellte sich Opa auf eine umgedrehte Obstkiste und rief: »Werte Westerrittsies und Westerritter. Ich, der westerprinzliche Ratgeber, habe mit euren Eltern gesprochen. Sofern ihr euch nach den Regeln der Burg verhaltet, sei es euch gestattet, im Burghof zu zelten!«
    Ein Jubelschrei ertönte, dann ein Pfeifen, Klappern, Ratschen und Klatschen.
    Opa hatte zwei klapprige Leiterwagen aufgetrieben, in die wir Zelte und Verpflegung einluden und denen wir die größten Ritter als Zugpferde vorspannten. Die anderen zündeten ihre Laternen an. Zwar stand die Sonne noch hoch und leuchtete kräftig, aber man konnte ja nie wissen.
    Das war ein bunter Zug, der sich da in Bewegung setzte. Opa lief mit mir an der Spitze und schwang seinen Spazierstock im Takt. Dazu sang er Unsinnslieder, in die wir alle mit lauten Stimmen einfielen.
    Doch je tiefer wir in den Wald eindrangen, umso verhaltener erklangen unsere Lieder. Als wir die Sarazenenbäume erreichten, schrien einige überrascht auf. Sie waren ja erst vor ein paar Tagen nach Hause gekommen und hatten die langsame Verwandlung der Bäume nicht mitbekommen. Furchtbar sahen sie aus! Die Fratzen in den Stämmen starrten uns an.
    »Die sind farbig!« Olli flüsterte, als wolle er die Bäume nicht unnötig auf sich aufmerksam machen.
    Am Fuß der Bäume waberte Nebel und in den Kronen bewegten sich Äste, obwohl kein Wind ging.
    Theo fing an zu weinen. Tanja legte ihm den Arm um die Schultern und hielt ihre Ratterknatter hoch. »Von euch lasse ich mir keine Angst einjagen!«, rief sie und die anderen fielen ein: »Westerritter kennen keine Angst!«, »Nieder mit den Sarazenen!« und dergleichen. Theo beruhigte sich und der Zug setzte sich wieder in Bewegung.
    Der Wald schien jeden unserer Schritte zu beobachten. Hier und da sahen wir etwas zwischen den Bäumen huschen, Zweige knackten, in der Ferne heulte es wie ein Schlossgespenst. Wir rückten näher zusammen und machten uns mit Witzen Mut.
    Hinter einer Wegbiegung saß die Silberfee auf einem Baumstumpf und lachte uns entgegen. Vor ihr standen eine Tasche, Pappbecher und eine Karaffe mit Limonade. Sie schenkte jedem von uns einen Becher ein und teilte eine Tafel Schokolade aus der Tasche unter uns auf. »Gutes Gelingen!«, wünschte sie uns.
    An der Ruine erwartete uns Herr Berisha, der Barde der Westerburg, mit seiner Gitarre. Er half uns, die Zelte aufzubauen, und teilte Gruppen zur
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