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Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.

Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.

Titel: Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.
Autoren: Michael Zeidler
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Vorschlag und erzählte ihm, was Herr Berisha mir erklärt und ich den anderen weitergegeben hatte.
    Opa widersprach. »Selbst wenn du genug Spannung aufbauen könntest, würdest du nie genug Ampere aufbringen. Mit Ampere wird die Stromstärke angegeben«, erklärte er das seltsame Wort, bevor einer von uns ihn danach fragen konnte.
    »Mit tausend Zitronen bekommen wir 500 Volt, das muss doch reichen!«, protestierte ich.
    Tanja sprang mir zur Seite. »Aus einer Steckdose kommen immerhin nur 230.«
    »Herr Berisha hat euch Volt mit Treppenstufen erklärt, nicht wahr?«
    Ich nickte. »Jede Stufe stand für eine Zitrone.«
    »Lasst mich ein anderes Bild bemühen. Stellt euch einen Bergsee vor, und unten im Tal liegt das durstige Dorf Schlaumeierhausen. Im See befindet sich Wasser, und zwar eine ganze Menge. Das drängt nach unten.«
    »Schwerkraft«, bemerkte Tanja klug.
    Opa fuhr fort: »Leider hat der See keinen Abfluss. Wenn die Wassertechniker Schlaumeierhausens nun einen ganz langen Strohhalm bis ins Tal legen, werden sie genug zu trinken haben, um den Durst aller zu stillen?«
    Opa war bei uns für seine Fangfragen bekannt, deswegen dachten wir darüber nach, bevor wir antworteten. Schließlich wagte ich mich hervor. »Mit einem Strohhalm? Der reicht vielleicht für einen Durstigen. So viel kommt da sicher nicht herausgeflossen, oder?«
    »Kann ich mir auch nicht vorstellen«, stimmte Tanja mir zu.
    Opa nickte. »Genau. Die Spannung ist da, denn der See befindet sich ja hoch über Schlaumeierhausen und möchte abfließen. Aber es gelangt einfach nicht genug Wasser durch den Strohhalm, um den Durst der Einwohner zu stillen.«
    »Man müsste ein dickes Rohr legen oder eine Pipeline«, gab Olli zu bedenken.
    »Genau. Je breiter das Rohr, desto mehr Wasser fließt. Je mehr Wasser fließt, desto mehr Schlaumeier können ihren Durst stillen. In Stromsprache übersetzt bedeutet das, je höher die Stromstärke bei einer gewissen Spannung, desto mehr Leistung erhaltet ihr. Überlegt mal, so ein Fernseher braucht vielleicht um die hundert Watt.«
    »Watt?«, fragte Tanja.
    Ich hätte gerne eingeworfen, dass sich das Watt an der Nordsee befindet, aber ich hatte so ein Gefühl, dass Opa darauf nicht hinauswollte.
    »Je mehr Spannung – oder Volt – ihr habt, desto weniger Stromstärke – oder Ampere – braucht ihr und umgekehrt. Ampere und Volt arbeiten zusammen und erbringen eine gewisse Leistung, die z. B. einen Fernseher laufen lässt. Beide hängen voneinander ab. Um Watt herauszubekommen, müsst ihr einfach die Volt nehmen und mit den Ampere multiplizieren. Für 100 Watt bräuchtet ihr also entweder zweihundert Zitronen und ein Ampere oder 50 Zitronen und ...«
    »Zwei Ampere«, unterbrach Tanja.
    »... um dieselbe Leistung zu erhalten.«
    »Also funktioniert es doch!«, trumpfte ich auf.
    »Theoretisch«, gab Opa zu bedenken. »Praktisch ist die Stromstärke in Zitronen so gering, dass ihr Tausende bräuchtet.«
    »Wenn man endlich die letzte Zitrone angeschlossen hat, ist die erste schon vergammelt«, sagte Olli.
    Tanja lachte auf.
    »Verlassen wir uns fürs Fernsehen also lieber auf die Kraftwerke als auf die Bauernhöfe in Italien«, schloss Opa und verabschiedete sich zum Einkaufen.
    Wir schlenderten weiter zur Platane.
    »Was ich bei der ganzen Sache so kurios finde, das sind diese Elektronen«, sagte Olli. »Die sind so klein, die sieht man gar nicht, und dennoch bringen die meinen Computer zum Laufen.«
    »Und das Licht im Haus«, fügte Tanja an.
    »Die Mikrowelle«, sagte ich.
    »Ampeln.«
    »MP3-Spieler.«
    »Fahrstühle.«
    So ging das noch ein paar Minuten weiter, da warf Olli ein: »Ich frage mich, wie viel Strom auf der Erde noch vorhanden ist.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Tanja.
    »Die Elektronen müssen irgendwann alle verbraucht sein, oder? Genau wie Erdöl.«
    »Eine Welt ohne Strom?«, fragte ich entgeistert.
    »Elektrischen Strom«, verbesserte mich Tanja.
    »Vielleicht werden Elektronen in Windfarmen hergestellt? Oder in Sonnenkraftwerken?«, fragte ich.
    »Aber das reicht doch nicht für die ganze Welt.« Tanja machte eine allumfassende Handbewegung.
    Ich beschloss, Opa danach zu fragen, und bis dahin verbannten wir den gruseligen Gedanken an eine stromlose Welt.
    An der Platane warteten schon die anderen Westerritter auf uns. Etwa fünfzehn Kinder und Jugendliche standen um den Baum herum.
    Einige trugen Wämse mit aufgesticktem Westerburgwappen, andere waren in Mäntel gehüllt,
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