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Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.

Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.

Titel: Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.
Autoren: Michael Zeidler
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Prinzen, wo Albaner ihren Strom herbekommen.«
    Er nahm die Kiepe mit den Zitronen unter den Arm und bat mich, ihm zu folgen. In einem kleinen Raum mit Kaffeemaschine, einem Tisch und Kühlschrank wies er mich an, auf einen der Hocker zu setzen. An der Wand hing ein ausgeblichenes Panoramaposter. Es zeigte grüne Berghänge und einen Fluss im Tal.
    »Meine Heimat«, sagte er und deutete auf das Bild. Er stellte die Kiste auf den Tisch und holte eine Büchse Cola aus dem Kühlschrank. »Für dich«, sagte er und öffnete die Büchse. In einem Karton fand er einen Nagel und etwas Draht. Mehrere Schubladen wurden geöffnet, bis er rief: »Aha, hier ist die Leuchte!« Er nahm etwas heraus und steckte es sofort in seine Hosentasche. »Später!«, sagte er und fuhr fort: »Du musst mir etwas helfen, sonst dauert das eine Ewigkeit. Schau, der Nagel ist galvanisiert. Das bedeutet, das Eisen ist mit Zink beschichtet. Für den albanischen Baumstrom brauchen wir Zink. Der Nagel ist unsere erste Elektrode, den steckst du jetzt in eine Zitrone.«

    »Elektrode?«, fragte ich. »Das hört sich an wie elektrisch.«
    »Genau. Zwischen zwei Elektroden fließt ein elektrischer Strom.«
    »Wir haben aber nur eine!«, sagte ich und deutete auf den Nagel.
    »Die andere ist hier«, antwortete Herr Berisha und hielt ein Stück Draht hoch. »Damit wir die beiden auseinanderhalten können, nennen wir den Nagel Anode und den Draht Kathode.«
    »Warum nennen wir sie nicht Nagel und Draht, wäre das nicht einfacher?«
    Herr Berisha lachte und rief: »Du hast recht. Allerdings könnten wir auch andere Metalle nehmen, und um es allgemein einfacher zu haben, nennt man den Nagel Anode und den Draht Kathode.«
    »Warum nicht umgekehrt?«
    »Vom Nagel aus fließen Elektronen zum Draht, es ist eine Einbahnstraße. Den Anfang nennen wir Anode, da fließen die Elektronen weg. Bei der Kathode kommen sie an. Steck die Elektroden mal in die Zitrone, aber pass auf, dass sich Draht und Nagel nicht berühren.« Ich tat, wie mir geheißen.
    Nun zeigte er mir die Leuchte. Es sah aus wie ein lang gezogener, roter Stecknadelkopf, aus dem zwei Drähte ragten. »Eine Leuchtdiode«, sagte Herr Berisha. »Das sind die Kontakte«, erklärte er und zeigte auf die Drähte. Vorsichtig brachte er einen mit dem Nagel und den anderen mit dem Draht in Verbindung. »Der Stromkreis ist geschlossen!«, rief Herr Berisha.
    Nichts geschah.
    Herr Berisha schaute zuversichtlich drein. »Mit einer Zitrone lässt sich nicht viel anfangen. Verbinden wir mal mehrere.«
    Nun steckten wir Nägel und Drähte in die anderen Zitronen, die wir vorher matschig rollten. Den Draht einer Zitrone wickelten wir um den Nagel einer anderen und so weiter, bis wir zwanzig Zitronen zu einer Kette verbunden hatten. Nun schloss Herr Berisha den Stromkreis – und die Diode begann zu leuchten.
    »Vom Nagel werden Elektronen zum Draht geleitet, und das ist ein elektrischer Strom. In Albanien tragen die Elektrozitronenernter Schutzanzüge aus Gummi, damit kein Unfall passiert, wenn sie die Früchte von den Bäumen schütteln.«
    »Wozu brauchen wir die Zitrone? Können wir nicht einfach den Nagel und den Draht aneinanderhalten und die tauschen dann Elektronen aus? So etwas in der Art ist doch auch in meinem Mund passiert.«
    »Nicht ganz. Wir brauchen einen Elektrolyt, eine Flüssigkeit, die elektrischen Strom leitet.« Er deutete auf die Zitrone. »Die schließt den Stromkreis, denn damit ein Strom fließen kann, muss der Kreis geschlossen sein.«
    »Ich habe aber keine Zitrone im Mund«, antwortete ich.
    »Nein, aber Spucke. Die leitet auch. Wenn die Elektronen fließen, lädt sich die Anode positiv auf, denn sie verliert Elektronen. Die Kathode lädt sich negativ auf. Diese Ladung wird durch den Elektrolyt ausgeglichen. Das geht so lange weiter, bis der Elektrolyt verbraucht ist. Verwirrt?«
    Ich nickte.
    »In deinem Mund hast du einen Kurzschluss fabriziert, und das hat wehgetan.«
    Er griff eine Handvoll Nägel und etwas Draht. »Hier, für dich.«
    Nun drückte er mir dazu noch zwei Zitronen in die Hand. »Wer weiß, wann du mal eine albanische Batterie gebrauchen kannst. Begleite mich nun nach oben.«
    Über dem Obstladen gab es zwei Etagen und eine Terrasse auf dem Dach. Wir genossen den Ausblick über den Marktplatz. Ich sah Olli und Tanja die Straße herunterkommen.
    »Würdest du jetzt springen, um ganz schnell zu deinen Freunden zu gelangen, was wäre das?«
    »Selbstmord.«
    »Eine
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