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Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.

Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.

Titel: Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.
Autoren: Michael Zeidler
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und vieles mehr.
    »Hebel Nummer acht!«, rief Opa. »Sehr gut!«
    Schwer wäre ich auch gerne gewesen, aber ich fühlte mich leider nur unglaublich voll mit Kuchen und Sahne und Kakao. Zu meiner Verabredung mit Olli zog ich mir zwei Pullis über und Opas Winterjacke, in die ich mir noch dazu ein paar Steine steckte. An die Füße kamen die Skischuhe von letztem Winter und auf den Kopf setzte ich Opas Helm, ein Erbstück aus dem Ersten Weltkrieg. Meine Großeltern staunten nicht schlecht, als sie mich wie für Schneesturm und Bombenregen gekleidet aus dem Haus stapfen sahen. Was tut man nicht alles, um der Gewichtigste zu sein! Den Kuchen schwitzte ich leider schon aus, bevor ich die Wippe erreicht hatte.
    Mit den klobigen Skischuhen fühlte ich mich wie ein Tiefseetaucher und bewegte mich behäbig auf die Wippe zu. Da sah ich auch schon Olli, der sich ebenfalls gut eingepackt über die sonnige Wiese schleppte.
    Schwitzend standen wir uns gegenüber und auf einmal war ich mir gar nicht mehr so sicher, dass ich wirklich gewichtiger war als er.
    »Skischuhe?«, fragte Olli.
    »Damit ich ohne Schleimprobleme zu bekommen auf Schnecken trampeln kann.«
    Er lachte.
    Ich nahm den Helm ab und er zog die übergroße Motorradjacke aus; dabei fielen ihm ein paar faustgroße Steine aus den Taschen.
    »So geht das nicht«, stellte Olli fest und ich nickte.
    Wir verschoben unseren Wettkampf auf den nächsten Vormittag. Nur Badehosen waren erlaubt.
    Wieder zu Hause zog ich mich um. Beim Abendessen legte ich mir drei Schichten fettige Salami aufs Brot, denn die lag bekanntlich schwer im Magen. Opa lachte, als er hörte, wie Olli und ich uns gegenübergestanden hatten. »Das kommt vom Schummeln!«, sagte er mit erhobenem Zeigefinger.
    Es war Zeit nachzudenken. Ich schlenderte ins Dorf auf die Brücke über die Fränkische Saale. Dort stand ich gerne, ließ Stöcke und Steine ins Wasser fallen und schaute den Enten zu, die herbeigeflattert kamen. Dabei kamen mir immer die besten Ideen. Heute trainierten Ruderer im Abendlicht. Zwei schmale, wellenschnittige Boote pflügten den Fluss. Mein geübtes Auge erkannte sofort, dass ein Ruder auch nichts anderes als ein Hebel war. Seltsamerweise zogen oder drückten die Sportler am kurzen Arm. Meine Verwirrung hielt aber nur ein paar Augenblicke an, denn ich erkannte sehr wohl die Wirbel, welche von den Ruderblättern auf der Saale hinterlassen wurden, und die elegante Wucht, mit denen die Boote vorwärtspreschten. Wäre der Hebelarm im Boot länger als der im Wasser, so wäre es zwar einfacher, sie zu bewegen. Allerdings kämen die Boote auch kaum voran und die Blätter platschten wahrscheinlich nur nutzlos herum – außerdem würden die Ruderer dann nicht solche Muskelpakete bekommen.

    Im Laufschritt eilte ich heim, um Opa vom vorvorletzten Hebel zu berichten. Da sah ich aus der Ferne eine Gestalt an der Wippe stehen. Olli! Ich huschte hinter einen Busch, damit er mich nicht bemerkte. Er schaute nach links, nach rechts und nach hinten, bückte sich fix, werkelte etwas unter dem Sitz herum und verschwand hastig nach Hause. Die Wippe senkte sich langsam zu der Seite, die Olli so beschäftigt hatte.
    Ich wartete noch ein paar Minuten, bevor ich hinschlich und mich interessiert unter den Sitz bückte. Mit einem Paketband hatte er einen Stein darunter befestigt.
    Dieser ausgefixte Schummler!
    Genial!
    Nun hieß es nachdenken. Ich könnte Olli morgen zur Rede stellen, aber das bedeutete, einen sicheren Vorteil aufzugeben. Ich wusste jetzt, auf welche Seite der Wippe sich Olli setzen würde, und daraus konnte ich sicher Kapital schlagen. Aber wie? Gedankenverloren brach ich einen Zweig vom Fliederbusch und spielte damit herum. Grübelnd hockte ich auf der Treppe vor unserem Hauseingang, da zwickte mich etwas in der Gesäßtasche. Opas Schere! Ich legte den Zweig zwischen die Scherblätter und spielte Hebelwirkung. Knack! Mühelos durchschnitt ich ihn. Meine Gedanken wanderten zu Olli, während ich immer kleinere Holzstücke knipste.
    He! Was war das? Auf einmal schaffte ich es nicht mehr, den Zweig zu zerschneiden! Ich drückte meine Finger mit aller Kraft zusammen, aber der Zweig hielt stand. Aha, er lag fast an der Spitze der Schere und nicht da, wo sich die Scherblätter überkreuzten. Ich schnitt noch ein paar andere Zweige durch und schließlich dämmerte mir das Prinzip des Hebels. Ein paar Versuche später rannte ich zu Opa und rief: »Ich hab’s! Die ritterliche Belohnung ist
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