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Abenteuer im Ferienlager

Titel: Abenteuer im Ferienlager
Autoren: Stefan Wolf
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–, sind alle Häuser überbelegt. Mehr als 200 Kinder und Jugendliche wollen hier die Sommerferien genießen. Jedes Haus hat einen Betreuer (wir haben Rasputin). Verpflegt werden wir von der Gemeinschaftsküche. Vor jeder Mahlzeit ziehen zwei Hausbewohner mit dem Wägelchen los und holen Futter für alle: in Behältern und Kannen. Dass Seeluft Hunger macht, merken wir schon. Klößchen frisst natürlich für drei. Gaby hat Sorge um ihre schlanke Linie; worauf ich beinahe gesagt hätte, wenn man so hübsch sei wie sie, wären ein paar zusätzliche Pfunde nicht schlimm.
    Dass Karl mit dem ganzen Geld, das er kürzlich bei einem großen Preisausschreiben gewonnen hat, unsere Ferienreise finanziert, werde ich ihm nie vergessen. Gaby und Klößchen sind ihm genauso dankbar, obwohl er davon kein Wort hören will und sich jedes Mal die Ohren zuhält, wenn einer auch nur anfängt. Er ist schon ein prima Freund.
    Zum ersten Mal verbringen wir vier die Sommerferien gemeinsam. Es kann eine tolle Zeit werden. Gaby meint allerdings, dass es so friedlich bliebe, traue sie uns einfach nicht zu. Bestimmt würden wir bald in eine heiße Sache reinsegeln, wo es dann rundgeht.
    Ach so, das Wetter: Es ist ein bisschen kühl und vorhin hat’s geregnet. Nichts für den Strand – so nennen wir das Watt vor dem Deich. Wir fahren nachher in den Ort.
    *
    »Hier gibt’s offenbar alles«, sagte Tarzan. »Sogar ein Kaufhaus. Wollen wir rein?«
    Peter Carsten, genannt Tarzan, stoppte seinen Drahtesel und setzte einen Fuß auf die Bordsteinkante. Er war vor ein paar Monaten 13 Jahre alt geworden, wie seine Freunde auch, hatte dunkle Locken und gebräunte Haut. Zu Hause war er als Super-Sportler bekannt – in Judo und Volleyball meisterlich; allerdings auch in Mathematik. Dass er – ohne sich aufzuspielen – immer der Anführer war, überließen ihm die anderen ohne Neid. Er hatte die Nase vorn und liebte Abenteuer; und wenn es darum ging, eine Ungerechtigkeit aus der Welt zu schaffen, scheute er nichts.
    »Wahrscheinlich gibt’s Schokolade im Kaufhaus«, meinte Klößchen. »Im Sonderangebot. Ich muss unbedingt einkaufen. Hier stirbt man ja vor Hunger.«
    Dass Willi Sauerlich, genannt Klößchen, sofort an Schokolade dachte, war typisch für ihn. Als Sohn eines reichen Schokoladenfabrikanten liebte er Schokolade über alles – und sah auch so aus: Rund und schwer, wie sein Spitzname verriet. Das Mopsgesicht mit den Sommersprossen passte dazu. Abgesehen von seiner unseligen Fresssucht war er ein netter Kerl. Für seine drei Freunde ging er durchs Feuer.
    Karl lachte. »Bin ja gespannt, welche Schokoladensorte du kaufst. Die von deinem Vater. Oder die von der Konkurrenz.« Dann hustete er und spuckte eine Fliege aus, die ihm in den Mund geraten war.
    Karl Vierstein, genannt Computer, war lattendürr und trug eine Nickelbrille. Sein Gedächtnis konnte es mit einem Computer aufnehmen – deshalb der Spitzname.
    »Unsere Schokolade ist die beste«, blaffte Klößchen. »Ein Kenner wie ich kann das beurteilen. Stimmt doch, Gaby?«
    »Entzieht sich meiner Kenntnis.« Gaby Glockner blies gegen den goldblonden Pony, der ihr fast in die Augen hing.In die blauesten Augen, die man sich vorstellen kann. Und dazu schwarze Wimpern und ein bildhübsches Gesicht. Das lange Haar hatte sie heute zum Pferdeschwanz gebunden.
    Tarzan sah die Straße hinunter. Sie war belebt wie in einer Großstadt, obwohl der Ort nur 8000 Einwohner zählte. Aber jetzt war Saison. Feriengäste bevölkerten Hotels und Pensionen. In Cafés wurde um Plätze gekämpft. Hunderte schlenderten durch die Fußgängerzone, die dort hinten begann. Von den schwarzen Regenwolken, die tief dahinzogen, ließ sich niemand beirren.
    Oskar, Gabys schwarz-weißer Cockerspaniel, zerrte an der Leine. Er hatte einen Dackel erspäht und wollte sich bekannt machen. Aber der Dackel verschwand mit seinem Frauchen im Kaufhaus.
    Einer musste auf die Räder aufpassen. Karl erbot sich. Die drei anderen betraten das Kaufhaus, sahen sich in den Abteilungen um und fuhren mit der Rolltreppe bis zum vierten Stock, wobei Tarzan seinen Freund Oskar auf dem Arm trug, damit er sich nicht die Pfoten einklemmte. Klößchen hatte bereits Schokolade gekauft: 20 Tafeln, was bei seinem Konsum nur ein bescheidener Vorrat war.
    Gaby und Tarzan waren in einer anderen Abteilung, als Klößchen wieder zu ihnen stieß. Er hatte die Verschnürung am Saum seiner orangeroten Windjacke fest zugebunden. Und der Reißverschluss war
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