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Abenteuer im Ferienlager

Titel: Abenteuer im Ferienlager
Autoren: Stefan Wolf
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Unklaren zu lassen.«
    »Und wenn er davonläuft?«
    »Das Risiko müssen wir eingehen.«
    Im Gemeinschaftsraum, wo lange Tische und ein Fernsehapparat standen, warteten sie auf Gaby und Oskar. Gaby trug jetzt ihr Haar offen, und Tarzan konnte sich vorstellen, wie es im Seewind wehen würde. »Wenn ich nur heimlich ein Bild von ihr machen könnte«, dachte er. »Und das dann behalten!« Aber den Gedanken schob er doch schnell wieder beiseite. Nur zu gut konnte er sich das Grinsen seiner Freunde vorstellen – wenn’s rauskam.
    Billy Schneider lehnte an der Hauswand. Mit geschlossenen Augen hielt er das Gesicht in die Sonne. Eben stieß er Rauch durch die Nase wie ein Feuer speiender Drache und aus dem Mundwinkel spuckte er einen Tabakkrümel.
    »Tolle Gelegenheit!«, dachte Tarzan und blieb drei Schritt vor ihm stehen. Klick!, machte die Kamera. Im selben Moment öffnete Billy Schneider die Augen.
    Er war ein stabiler Brocken, so groß wie Tarzan, aber schwerer und immerhin drei Jahre älter. Zu seinen Gewohnheiten gehörte es, umherzublicken, ohne den Kopf zu bewegen. Diese aus den Augenwinkeln hervorzuckenden Blicke wirkten berechnend und manchmal sogar tückisch.
    »Was denn?«, sagte er. »Fotografierst du mich?« Es klang so freundlich wie eine Aufforderung zur Prügelei.
    »Ich brauche ein Bild von dir«, erwiderte Tarzan. »Drüben im Kaufhaus wird nämlich ein Dieb gesucht, mit dem du identisch sein könntest. Angestellte haben ihn beschrieben. Er gleicht dir aufs Haar. Weil der Dieb erheblichen Schaden angerichtet hat, ist es unsere Pflicht, auf dich aufmerksam zu machen. Ich sage dir das ganz offen, damit du – falls du der Dieb bist – deine Lage bessern kannst. Indem du die ganze Beute zurückgibst: Uhren, Kameras, Briefmarken und Brieftaschen. Kapiert?«
    Billy Schneider starrte ihn an. In den tief liegenden Augen schien ein Funke zu sprühen. Das Gesicht rötete sich. Mit einem Ruck stieß er sich von der Wand ab. Der Zigarettenrest fiel zu Boden. Er trat die Glut aus. Breitbeinig stellte er sich vor Tarzan auf.
    »Hallo, Kleiner!«, fuhr er Tarzan an. »Höre ich recht! Detektiv spielen willst du? Und mich in die Pfanne hauen? Dir hat wohl der Seewind dein bisschen Gehirn aus dem Hohlkopf geblasen? Du Mistkerl! Bist mir schon heute Morgen sauer aufgestoßen. Her mit dem Bild, oder du fängst eine, dass du dich in Helgoland wiederfindest.«
    »Komisch!« Tarzan lächelte. »Wenn ich du wäre, hätte ichjetzt als Erstes gesagt, dass ich kein Dieb bin. Aber dir geht es nur um das Foto.«
    »Her damit!«
    Tarzan schüttelte den Kopf und trat einen Schritt zurück.
    Billy Schneider setzte nach. Sicherlich hätte er Tarzan angegriffen, aber in diesem Moment tauchte Rasputin auf.
    Der Betreuer, ein 22-jähriger Student, schien eine Antenne zu haben für Feindseligkeit. Mit zwei Schritten war er neben den beiden.
    »He, was ist denn hier los? Keinen Streit, Jungs.«
    Billy Schneider sah ihn aus den Augenwinkeln an, ballte die Fäuste, sagte aber nichts.
    Tarzan lächelte. »Nichts von Bedeutung, Günther. Wir konnten uns nur nicht einigen, ob backbord rechts oder links ist. Tschüss, denn! Bis nachher! So long! Arrivederci! ( ital. Auf Wiedersehen!). Was meinen Sie Günther: Wird’s heute noch regnen?«
    Der Betreuer hieß Günther mit Vornamen und so wurde er angeredet. Seinen Spitznamen gebrauchten die Kinder nur unter sich.
    Während Tarzan zu seinen Freunden trabte, die etwas abseits standen, fühlte er Billy Schneiders Blicke wie Brennglasstrahlen im Rücken. Aber so was ist immer Einbildung. Als er den Kopf wandte, hatte der Junge sich umgedreht. Mürrisch beantwortete er Rasputins Fragen. Der gab auch bald auf und ging zu den Federballspielern.
    Das Foto war aus der Kamerakassette herausgekommen – etwas überbelichtet, aber gestochen scharf. Billy Schneiders orangefarbene Windjacke – abgesehen von Klößchens die einzige im Ferienlager – leuchtete wie eine Rettungsboje. Sein Gesicht war gut getroffen, es sah dem Original wirklich ähnlich.
    Tarzan schwenkte das Foto. Die vier liefen zu den Rädern. Oskar hechelte vor Aufregung. Tarzan stopfte Kamera und Bild unter seine Windjacke – er trug eine blaue –, und ab ging die Post. Als sie über den sandigen Weg strampelten, drehteTarzan sich um. Eben kam Billy Schneider um die Hausecke. Er schüttelte drohend die Fäuste.
    Herr Vierhaus war wie umgewandelt, als sie im Kaufhaus ankamen. Er triefte vor Freundlichkeit wie ein Schwamm, der
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