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Abbild des Todes

Abbild des Todes

Titel: Abbild des Todes
Autoren: Christiane Heggan
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des Balkens, aber keinen Schmerz. “Ich kann mich nicht bewegen.”
    “Ich weiß. Zum Glück hat dich der größere Querbalken nicht erwischt.”
    “Bist du blind? Er liegt direkt über meinen Beinen.”
    “Aber nur eine kleine Strebe. Der große Balken drückt ihn runter. Ich versuche, ihn anzuheben. In dem Moment, wo du fühlst, dass das Gewicht leichter wird, kriechst du raus, okay?”
    Er wartete ihre Antwort nicht ab. Mit geschlossenen Augen und vor Anstrengung stöhnend, versuchte er den schweren Holzbalken anzuheben. Aber nichts passierte.
    Hinter sich konnte Zoe die Hitze der Flammen spüren und hörte das beängstigende Knistern des Feuers, als ein weiterer Teil der Hütte ihm zum Opfer fiel. “Beeil dich”, schrie sie, als er einen Moment Luft schnappte.
    Sie hörte ein erneutes Stöhnen, diesmal lauter, und dann – wie durch ein Wunder – ließ das Gewicht nach. Erleichtert stieß Zoe einen kleinen Schrei aus und kämpfte sich frei.
    Sie nahm sich nicht die Zeit nachzuschauen, ob sie Verletzungen davongetragen hatte. Es reichte ihr zu wissen, dass sie sich bewegen konnte. Sie nahm all ihre Kraft zusammen, griff nach dem Stuhl und warf ihn durchs Fenster. Die Scheibe zersprang in tausende Teile.
    Mit dem Stuhlbein schlug sie die letzten spitzen Glasscherben ab, die noch im Rahmen steckten, und begann herauszuklettern. Sie war bereits mit einem Bein draußen, als sie einen markerschütternden Schrei hörte.
    Zoe wirbelte herum. Ein weiterer Balken hatte sich gelöst und Joe unter sich begraben.
    Sie erstarrte. Durch das Fenster fühlte sie den kühlen Wind, der den Geruch der Freiheit mit sich trug. Alles, was sie tun musste, war herauszuklettern und wegzulaufen.
    Sie blickte zu Joe. Schmerz verzerrte sein Gesicht, und er hatte Schwierigkeiten zu atmen. “Lauf, Zoe.” Sie konnte die Worte kaum hören, las sie von seinen Lippen ab. “Lauf.”
    Doch sie konnte es nicht. Sie konnte ihn nicht hier zurücklassen, konnte ihn nicht sterben lassen – nicht, nachdem er ihr das Leben gerettet hatte.
    Zoe hielt sich so weit wie möglich von den heißen Flammen entfernt und rannte zurück zum Tisch, wo Joe sein Handy hatte liegen lassen.
    Mit zitternden Fingern wählte sie 9-1-1.
    “Mein Name ist Zoe Foster”, rief sie in den Hörer, als der Anruf angenommen wurde. “Das Haus meines Freundes brennt!”
    “Wo sind Sie, Miss Foster?”
    Hinter ihr zischte es, als der Stapel Zeitschriften, in denen Joe als Held gewürdigt wurde, in Flammen aufging. Sie rannte zu ihm. “Wo sind wir?”, schrie sie ihn an. “Wie lautet die Adresse?”
    Sie musste ihr Ohr ganz nah an seinen Mund halten, um seine Antwort zu verstehen.
    “Lumbock Road 2, New Milford”, erklärte sie dem Polizeibeamten. “Fünf Meilen nördlich des Vogelschutzgebiets.” Joe schloss seine Augen. “Mein Freund ist schwer verletzt”, fügte sie hinzu. “Er ist unter einem Balken eingeklemmt.”
    “Hilfe ist unterwegs, Miss Foster. Sehen Sie zu, dass Sie das Haus verlassen, bevor es über Ihnen zusammenbricht. Haben Sie mich verstanden?”
    Vielleicht kann ich den Balken anheben, dachte Zoe. So wie er es getan hatte. Sie hatte zwar nicht seine Kraft, aber sie hatte den Willen. Sie erinnerte sich an die Geschichte der Mutter, die ein Auto angehoben hatte, um ihr Kind darunter zu befreien.
    “Miss Foster?”
    Sie legte das Telefon zur Seite und ließ ihre Hände unter den Balken gleiten, genauso, wie Joe es getan hatte.
    Sie gab alles, nahm all ihre Kraft zusammen. Immer und immer wieder. Doch der Balken rührte sich kein Stück. Sie hätte genauso gut versuchen können, einen Berg zu verschieben.
    Rick hörte das Heulen der Sirenen nur Sekunden, bevor er schwarzen Rauch über den Baumwipfeln aufsteigen sah. Er trat auf die Bremsen und sprang aus seinem Auto, gerade als Detective O’Bryan und Officer Scott aus ihrem Auto sprangen.
    “Das ist die Lumbock Road.” Er deutete in dem Moment auf den Hügel, als ein Feuerwehrwagen mit Höchstgeschwindigkeit und heulenden Sirenen an ihnen vorbeifuhr. Zwei Streifenwagen folgten ihm.
    O’Bryan zog seine Marke vor, hielt sie hoch und stellte sich dem ersten Streifenwagen in den Weg.
    Mit quietschenden Bremsen kam der Wagen zum Stehen. “Sind Sie verrückt?” Ein wütender Officer leuchtete O’Bryan mit seiner Taschenlampe direkt ins Gesicht. “Für so etwas kann ich Sie in den Knast schicken.”
    O’Bryan blieb ungerührt. “Ich bin Detective Jack O’Bryan von der New Yorker Polizei. Ich
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