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Abbild des Todes

Abbild des Todes

Titel: Abbild des Todes
Autoren: Christiane Heggan
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nicht vergaßen.
    In dem obersten Fach im Aktenschrank fand Rick einen Schuhkarton mit Fotos von Joe, seiner Familie und Zoe, die bei jeder Familienfeier der Santos dabei gewesen zu sein schien. Außerdem fand er mehrere Sammelalben, in denen Erinnerungen an die Tragödie des 11. September eingeklebt waren. Den fast berstenden Alben nach zu urteilen, hatte Joe keine Gelegenheit ausgelassen, sich fotografieren zu lassen.
    Als er das letzte Buch schloss, ertappte er Mrs. Santos dabei, wie sie ihn mit der gleichen Ablehnung betrachtete wie schon bei der Begrüßung. Er konnte es ihr nicht verübeln, dass sie ihn nicht mochte. Als Exmann, der plötzlich wieder in Zoes Leben aufgetaucht war, war er für sie der Feind, die einzige Person, die zwischen Zoe und ihrem Sohn stand. Und die Tatsache, dass Rick hier war und nach Beweisen dafür suchte, dass Joe Zoe eventuell etwas angetan hatte, machte ihn zu einer noch wesentlich größeren Bedrohung.
    Er versuchte ihren starren Blick zu ignorieren und öffnete das untere Fach. Hier fand er Kontoauszüge, die mit einem Gummiband zusammengehalten wurden, Quittungen für Dinge, die Joe gekauft hatte, Garantiescheine und einen Hefter mit der Aufschrift “Einkommensteuererklärungen 1998-2004”.
    Er hielt die Mappe hoch. “Detective? Wollen Sie sich das einmal anschauen?”
    “Was ist das?”
    “Steuererklärungen der letzten sieben Jahre.”
    “Ja, lassen Sie mich mal einen Blick hineinwerfen.”
    Rick setzte sich neben O’Bryan auf das Bett und sah ihm über die Schulter, als der Detective sich die einzelnen Formulare anschaute. Die ersten fünf zeigten keine Veränderungen außer der jährlichen Gehaltserhöhung und einem kleinen Anstieg in Joes Sparbuch.
    Rick, der sich mit Steuererklärungen auskannte, entdeckte sofort die Diskrepanz zwischen den Rückzahlungen von 2003 und denen von 2004. “Hier hat sich etwas verändert.” Er tippte auf zwei Zeilen mit den einzelnen Abzügen. In der einen stand “Grundsteuer” und in der anderen darunter “Zinsen für Eigenheimhypotheken”. In der ersten Zeile waren Abzüge in Höhe von zweitausendzweihundert Dollar geltend gemacht worden, in der zweiten dreitausendeinhundert Dollar.
    O’Bryan wandte sich an Mrs. Santos. “Ihr Sohn besitzt ein Haus, Mrs. Santos?”
    Sie schüttelte energisch den Kopf. “Definitiv nicht. Er hat immer zu Hause gelebt, um Geld zu sparen.”
    “Dennoch hat er für 2003 Grundsteuern bezahlt.” Er blätterte durch die restlichen Zettel in dem Hefter. “Und für 2004 auch.”
    “Das muss ein Fehler sein.”
    “Das ist kein Fehler. Es steht auf seinen Steuererklärungen.”
    Sie sah ihn fassungslos an und schwieg. Rick glaubte nicht, dass sie ihre Bestürzung spielte. Sie wusste wirklich nichts davon.
    “Gehen wir noch einmal durch den Rest des Faches”, wies O’Bryan an. “Da muss irgendwo eine Rechnung zu finden sein.”
    Kurze Zeit später hielt Officer Scott ein Papier hoch. “Ich hab sie.”

48. KAPITEL
    N achdem er arrangiert hatte, dass Mrs. Santos aufs Neunte Revier gebracht wurde, wo man ein Auge auf sie haben konnte, führte O’Bryan die kleine Gruppe nach draußen.
    Er warf einen Blick auf die Adresse, die er auf ein Stück Papier geschrieben hatte. “Weiß einer von Ihnen, wo New Milford ist?”, fragte er.
    Officer Scott schüttelte den Kopf, aber Rick ging zu seinem Auto und holte eine Karte von Connecticut aus der Tasche an seinem Sitz. Er breitete sie auf der Motorhaube des Audi aus.
    “Ich war ein paar Jahre nicht mehr dort”, erklärte er, während er die Straße von Queens aus mit einem roten Stift nachzeichnete. “Aber ich hatte mal ein Haus in Avon, was nahe bei New Milford liegt. Ich glaube sogar, dass die Lumbock Road, in der Santos sein Haus hat, hier …”, er markierte die Stelle mit einem großen X, “… genau hier ist. Nicht weiter als fünf oder sechs Meilen vom Vogelschutzgebiet entfernt.”
    “Ist es eine dicht besiedelte Gegend?”
    “Nicht, als ich noch da gewohnt habe.” Rick faltete die Karte zusammen. “Warum fahre ich nicht einfach vor …”
    “Einen Moment.” O’Bryan nahm eine autoritäre Haltung an. “Ich habe mich nicht sagen hören, dass Sie mitkommen können. Ich habe keine Ahnung, was uns da oben erwartet, und ich will mir nicht den Kopf über die Sicherheit eines Zivilisten zerbrechen müssen.”
    Rick warf die Mappe auf den Vordersitz. “Ich habe in Desert Storm gekämpft, Detective. Ich denke, dann kann ich es auch mit einem
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