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Abbild des Todes

Abbild des Todes

Titel: Abbild des Todes
Autoren: Christiane Heggan
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hin.”
    Lenny rümpfte die Nase. “Du bist mir einiges schuldig, Boss. Ich denke da an einen All-Inclusive-Trip nach Paris, mindestens.”
    Rick schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter. “Okay, einverstanden.”
    Nachdem er Lenny gebeten hatte, auf sie zu warten, gingen Rick und Archie zum Tresen des diensthabenden Sergeants. Rick nannte ihm ihre Namen und sagte, dass Detective O’Bryan sie bereits erwartete.
    Der Sergeant, der sicher schon Schlimmeres gesehen hatte, schaute sie ausdruckslos an, ließ sie im Besucherregister unterschreiben und deutete den Flur hinunter. “Sein Büro ist da entlang.”
    O’Bryan erhob sich hinter seinem Schreibtisch, schüttelte Ricks Hand und nickte Archie zu. Wahrscheinlich war Archie das sehr recht – bei seiner Abneigung gegen die Staatsgewalt hatte er sicherlich nicht das Bedürfnis, einem Polizisten die Hand zu geben. “Also, Mr. Vaughn”, begann er mit leichtem Sarkasmus in der Stimme. “Sie mögen es offenbar auch, Detektiv zu spielen?”
    “Das hier ist mir mehr oder weniger in den Schoß gefallen”, entgegnete Rick entschuldigend.
    “Wo ist die andere Hälfte des dynamischen Duos?”
    “Das erzähle ich Ihnen in einer Minute. Im Moment möchte ich, dass Sie sich Archies Geschichte anhören. Und bitte versuchen Sie, nicht voreilig zu urteilen.”
    “Das fängt gar nicht gut an, Vaughn.” Dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf Archie und fragte: “Wie heißen Sie, Sir?”
    Bei dem Wort “Sir” schien Archies Brust vor Stolz anzuschwellen. “Archibald Newton III.”
    O’Bryan hielt im Schreiben inne und warf Rick einen Blick zu, der jedoch nur mit den Schultern zuckte.
    “Wie der ‘Fig Newton’ von den Energieriegeln”, setzte Archie hinzu.
    “Na dann.” O’Bryan fuhr mit dem Schreiben fort.
    “Aber Sie können mich Archie nennen.”
    “Danke, Archie.”
    Rick wartete geduldig, bis O’Bryan die Formalitäten erledigt hatte, um Archies Identität festzustellen. Anschließend stellte der Detective ihm Fragen nach seinem Aufenthaltsort und seinen nächsten Angehörigen. Meine Güte, wollte Rick ihm zurufen. Wenn Archie eine Adresse und Angehörige hätte, würde er ja wohl kaum auf der Straße leben.
    Seltsamerweise schienen Archie diese Fragen jedoch zu beruhigen. Während sein Vertrauen wuchs, nahm seine Nervosität spürbar ab, und er konnte sich immer klarer und eindeutiger ausdrücken.
    Als er O’Bryan erzählte, was er in der Seitenstraße mit angesehen hatte, beobachtete Rick den Detective, dessen Miene unverändert blieb. Ein Rekorder auf seinem Tisch nahm jedes Wort auf, das gesprochen wurde, und er hatte mehrere Bände der Verbrecherkartei neben sich liegen. Als Archie geendet hatte, holte er einen davon hervor.
    “Archie, ich möchte, dass Sie einen Blick in diese Bücher werfen …”
    “Das ist nicht nötig”, unterbrach ihn Rick.
    O’Bryan schaute ihn ärgerlich an. “Und warum nicht?”
    “Weil er weiß, wer Lola umgebracht hat. Archie hat ihn bereits für mich identifiziert.”
    “Spannen Sie mich nicht auf die Folter. Wer ist es?”
    “Detective Joe Santos.”
    Nach einer kurzen verwirrten Pause warf O’Bryan seinen Kopf in den Nacken und brach in ein so lautes und herzhaftes Lachen aus, dass die beiden anderen Detectives im Raum aufmerksam wurden. Als er sich langsam wieder beruhigt hatte, blickte er Rick ernst an. “Sie haben Glück, dass das kein anderer gehört hat – sonst wäre Ihr Leben keinen Heller mehr wert.”
    “Würden Sie es mich erklären lassen?”
    O’Bryan streckte seine Hände aus, als wollte er sagen: “Machen Sie nur, fühlen Sie sich wie zu Hause.”
    “Joe Santos und Zoe waren im Village, um ein paar Weihnachtseinkäufe zu erledigen, als sie zufällig auf Archie trafen. Weil sie dachte, dass er vielleicht derjenige war, der Rudy Goldberg das Armband verkauft hatte, wollte Zoe ihn ansprechen, doch Archie bekam Panik und rannte davon. Auf Zoes Bitte hin lief Joe ihm hinterher, aber Archie war verschwunden. So stellte es Joe zumindest dar. Ich persönlich denke, er hat ihn absichtlich entwischen lassen. Wer sollte schon etwas anderes bezeugen können? Zoe war zu weit hinter ihm, um alles genau mitzubekommen. Was sie sah, war, dass Joe versuchte, Archie zu kriegen.”
    Der Detective blickte zu Archie. “Stimmt das?”
    “Ja, Sir.”
    “Darf ich fragen, warum Sie weggelaufen sind?”
    Archie verstärkte den Griff um seine Tüte, als fürchtete er, jemand könnte sie ihm wegnehmen.
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