Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abbey Road Murder Song

Abbey Road Murder Song

Titel: Abbey Road Murder Song
Autoren: William Shaw
Vom Netzwerk:
Das ist bescheuert.«
    »Raus damit, wie lange bei dir?«
    »Sag ich nicht. Jedenfalls keine drei Jahre, so viel steht fest.«
    Er nahm die Plattenhülle. Ein schlichtes weißes Quadrat, rätselhaft und unbeschrieben. Es schien zu sagen: »Denkt nichts.« Er beneidete Tozer um ihre Begeisterung, ihre unbelastete Freude an der Musik. Der Abstand zwischen ihnen blieb.
    »Mir gefällt’s«, sagte er. »Ist gut. Ich mag sogar die acht Minuten Krach.«
    Sie beugte sich runter und küsste ihn auf die Stirn. »Offen gestanden«, meinte Tozer, »ich halte die für Mist.«
    »Echt? Ich fand’s, na ja, ganz gut.«
    »Ich bin ein bisschen enttäuscht von dem Album, wenn ich ehrlich bin«, sagt Tozer. »Ich meine, da sind schon gute Songs drauf, aber irgendwie klingen die nicht nach den Beatles. Eher nach vier Typen, die komische Geräusche machen. Das sind nicht mehr so richtig die Beatles, weißt du, was ich meine? Das macht mich traurig. Man hat den Eindruck, als würden sie sich voneinander entfernen. Soll ich umdrehen?«
    »Was hast du damit gemeint, dass aus dir nie eine gute Polizistin wird?«
    Sie beugte sich über ihn und tastete nach ihren Zigaretten. Er betrachtete die lange Reihe Wirbel, die sichüber ihren Rücken bis zu ihrem Hintern zog, während sie den Boden auf der Suche nach Streichhölzern mit der flachen Hand abtastete. Die Schönheit ihrer Knochen unter der Haut.
    »Willst du auch eine?«
    Er schüttelte den Kopf. Seine fünf Zigaretten hatte er längst geraucht.
    »Ich werde aus dem Polizeidienst ausscheiden«, sagte sie. »Ich passe da nicht hin.«
    »Doch, das tust du«, sagte er, obwohl er es selbst nicht glaubte. Sie passte wirklich nicht dorthin. Genau das liebte er ja an ihr. Genau das machte sie aus, dass sie es nicht nötig hatte, irgendwohin zu passen.
    »Guck nicht so erschrocken«, sagte sie.
    »Bin ich aber.«
    »Tut mir leid wegen neulich an Paddington im Regen. Ich hatte wirklich ein schlechtes Gewissen, dich da stehenzulassen, ich hab mich wie ein Kind benommen.«
    »Ja«, sagte er, »das hast du.« Sie schlug ihn auf den Arm.
    »Ich zieh wieder auf die Farm«, sagte sie. »Ich werde sie von meinem Dad übernehmen. Mum sagt, es wird immer schlimmer mit ihm, er kommt nicht mehr klar.«
    Breen setzte sich auf und sah sie an. Gerade hatte er zum ersten Mal mit ihr geschlafen, und jetzt wollte sie schon wieder wegziehen. »Ich dachte, du willst nicht mehr dort leben. Ich dachte, das hältst du gar nicht aus.«
    »Das war auch so. Ist auch so. Aber ich werde doch meine Meinung ändern dürfen? Auf der Farm kenne ich mich aus. Ich glaube, ich kann was draus machen. Alles ein bisschen umkrempeln.«
    Er staunte über ihre Fähigkeit, sich von einer Minute zur anderen um hundertachtzig Grad zu drehen. »Aber warum?«
    »Früher hab ich gedacht, ich müsste die Welt retten,um wiedergutzumachen, was meiner Schwester passiert ist. Aber jetzt glaube ich das nicht mehr. Die Welt dreht sich auch ohne mich weiter. Und ständig werden Menschen getötet. Außerdem glaube ich, dass meine Mutter mit meinem Vater Hilfe braucht.«
    Sie stand auf, immer noch nackt, und sagte: »Ich geh mal aufs Klo.«
    Er blieb im Bett liegen und atmete ihren Duft ein. Ein paar Minuten später kam sie mit einer Flasche Scotch zurück, die sie in der Küche gefunden hatte, und schenkte zwei kleine Gläser ein. Er strich ihr mit der Hand übers Gesicht, vorbei an dem Pflaster auf ihrer Stirn.
    »Ich muss niemanden mehr retten. Nur noch mich selbst. Das Leuteretten überlasse ich dir«, sagte sie.
    Seine Kleider lagen ordentlich zusammengefaltet neben dem Bett, ihre über den Boden verstreut.
    »Willst du denn nicht mehr Alex’ Mörder finden?«
    »Doch, natürlich. Aber ich hab jetzt kapiert, dass wir vielleicht nie erfahren werden, wer’s war. Das ist die Realität, oder? Es ist jetzt viel zu lange her. Und das ist so schrecklich, dass ich losheulen könnte, aber wir müssen damit leben. Wir können nicht immer alles wissen. Und selbst wenn wir alles wüssten. Selbst wenn wir jemanden festnehmen oder erschießen, dann ist doch trotzdem alles noch viel komplizierter, als wir es uns eingestehen wollen.«
    Er brachte es nicht über sich zu sagen: »Und was wird aus mir?« Stattdessen sagte er: »Ich dachte, ich fahr erst mal weg. Für länger. Ich hab noch Urlaub.«
    »Du willst Urlaub machen?«
    »Was soll das denn heißen?«
    »Ich dachte, du weißt gar nicht, wie Urlaub geht.«
    Er wusste, dass sie ihn neckte, dachte aber
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher