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Abbey Road Murder Song

Abbey Road Murder Song

Titel: Abbey Road Murder Song
Autoren: William Shaw
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ist gelogen«, schrie Professor Briggs.
    Plötzlich kam es hinter dem Haus zu einem Handgemenge. Auf den Schrei eines Mannes folgte ein Knall. »Hilfe!«
    Im selben Moment drehte sich der Sergeant um. Der Schuss des Revolvers klang bemerkenswert leise im Vergleich zum Gewehr.
    »Ich hab das Schwein«, schrie der Sergeant und zielte noch immer auf den Weg zwischen den Häusern. Breen rannte zu dem Mann, der ausgestreckt mit dem Gesicht nach unten auf der Erde lag. An den grauen Haaren erkannte er, dass es nicht Ezeoke war.
    Der Sergeant kam mit aschfahlem Gesicht hinter dem Haus hervor. »Er kam direkt auf mich zu. Anders hätte ich ihn nicht aufhalten können«, sagte er. »Ist er tot?«
    Sie zogen Okonkwo weg vom Fußweg, wo ihn die Kugel erwischt hatte. Er trug noch dieselbe Kleidung wie am Vortag und blutete heftig aus einer Bauchwunde.
    »Woher hätte ich wissen sollen, dass die zu zweit da drin sind?«, protestierte der Sergeant.
    »Tut mir leid«, flüsterte Okonkwo. Er lehnte jetzt mit dem Kopf an einem der Autoreifen. Breen zog seine Jacke aus und deckte ihn damit zu. »Ezeoke ist wahnsinnig. Ich hätte nicht gedacht, dass er so wahnsinnig ist.«
    »Er kam direkt auf mich zu. Ich dachte, er ist der andere. Ich kann nichts dafür.«
    Okonkwos Gesicht wurde steingrau. »Tut mir so leid.«
    »Was ist mit Constable Tozer?«, fragte Breen.
    »Was ist mit meiner Frau?«, wollte der Professor wissen.
    »Ezeoke ist völlig von Sinnen«, sagte Okonkwo. »Und Ihre Frau ist eine Idiotin, Mr Briggs.« Er atmete flach. »Sie hält Ezeoke für eine Art Gott, einen revolutionären Gott. Alles was er tut, sei richtig.«
    »Halten Sie den Mund«, entgegnete Professor Briggs schroff.
    »Sie hätten mir gestern sagen sollen, wo er ist.«
    »Verzeihen Sie mir. Ich dachte, ich müsste ihm helfen.«
    Blut kam ihm jetzt in Blasen aus dem Mund. Okonkwo schien es gar nicht zu merken. »Ich glaube, wir werden den Krieg verlieren. Was meinen Sie, Mr Breen?«
    »Welcher Krieg? Wovon faselt er?«
    Okonkwo schloss die Augen. Breen beugte sich tiefer zu ihm herab.
    »Wie sieht es im Haus aus?«, fragte er. »Wo ist Tozer?«
    Okonkwo antwortete nicht. Sein Atem wurde flacher. Langsam öffnete er eine Hand und schloss sie wieder.
    »Wir müssen das wissen. Wo sind die beiden Frauen?«
    Über das Marschland hinweg wurden jetzt Sirenen laut, ihr Heulen schwoll an, bis es ohrenbetäubend war.
    Als die Kollegen eintrafen, hatte Okonkwo aufgehört zu atmen.
    Die Polizisten beschwerten sich über die Kälte und stampften mit den Füßen auf.
    »Sind Sie der Mann aus London? Was ist denn mit Ihrem Kollegen los?«
    »Er hat eine Lebenmittelvergiftung.«
    Ezeoke schrie aus dem Haus: »Was machen Sie da draußen?«
    »Freddie Okonkwo ist tot«, sagte Breen.
    Ezeoke antwortete nicht.
    »Was hat er vor?« Der zuständige Inspector hatte Schusswaffen mitgebracht. Die Kollegen mit 303er-Gewehren umstellten das Haus. Sie waren aufgeregt – so was passierte einem Polizisten vom Land nur einmal im Leben.
    »Knallt das Arschloch ab, sage ich«, meinte ein schlaksiger Beamter. Andere schoben neugierige Anwohner von der Straße.
    Breen dachte über Okonkwo und Ezeoke nach, Männer mit einem leidenschaftlichen Interesse an Politik. Sie forderten Veränderung, waren bereit, Blut zu vergießen, und sie liefen nicht vor Messern davon, sondern darauf zu. Sie wussten genau, wie es in der Welt aussah und wie es dort aussehen sollte. Breen war nicht so. Er nahm die Welt eher aus der Entfernung wahr, sie erschien ihm wie ein seltsames Rätsel. Er dachte an Tozer, die nur wenige Meter von ihm bewusstlos im Haus lag. Für sie konnte er kämpfen, das wusste er, aber niemals für ein Land oder eine Idee. Vielleicht fehlte es ihm einfach an Leidenschaft oder Phantasie. Aber er wollte nur eine Person retten.
    Er dachte an seinen Vater, seit drei Monaten war er nun schon tot, und an die Frau, die er verloren hatte – Breens Mutter. Er hatte das Gefühl, seinen Vater nie so gut gekannt zu haben, wie jetzt. Dabei waren sie so verschieden gewesen.
    »Sergeant?«
    Breen ging zurück zu dem leitenden Beamten, einem rundlichen Mann mit Schnurrbart und traurigem Gesichtsausdruck. Er gab Breen die Hand. »Scheußlicher Tag«, sagte er.
    »Ja, Sir.«
    »Professor Briggs sagt, Sie kennen den Mann mit dem Gewehr.«
    »Das ist richtig, Sir.«
    Er nickte. »Sprechen Sie mit ihm.«
    »Wozu, Sir?«
    Der Inspector sah ihn skeptisch an. »Tun Sie’s einfach. Ihnen wird schon was
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