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Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Titel: Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)
Autoren: Olaf Kraemer
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aufnehmen. Noch verharrten sie in ihrer Konzentration und Greta schwärmte mit Victor von der goldenen Zukunft.
    Keines der drei Kinder wusste, wie viel Zeit vergangen war, als plötzlich eine männliche Stimme ertönte, die zunächst keiner von ihnen einordnen konnte.
    „Los, kommt! Steht auf! Ich bringe euch raus!“
    Mit letzter Kraft versuchten sie, sich auf ihre Vision zu konzentrieren, doch jemand riss Linus unsanft am Arm auf die Füße.
    „Raus hier!“
    Es war Bixby.
    Mit einem Schlag war das Feld zerstört. Die Kinder sahen Bixby fassungslos an. Wie hatte er sich losmachen können? Wieso kam er ihnen zu Hilfe? Für Antworten blieb keine Zeit, denn im gleichen Augenblick kehrten im Schlaflabor auch Greta und Victor aus ihrer Vergangenheit zurück. Greta begriff erstaunlich schnell, dass Marie verschwunden war. Sie starrte in die geöffnete Schleuse. Das Blut wich aus ihrem Gesicht, sie musste sich an einem Tisch festhalten, um nicht vor Schreck ohnmächtig zu werden.
    „William“, murmelte sie. Victor folgte ihrem Blick und erschrak kaum weniger als Greta. Bixby, der sich in der Tür breitmachte, versteckte die Kinder vor den Blicken Gretas und Victors. Hinter seinem Rücken gab er ihnen das Zeichen zu fliehen und deutete in den Gang, in dem Marie verschwunden war.
    „Los“, flüsterte Edda. „Das ist unsere Chance!“
    Ganz langsam standen sie auf und bewegten sich so unauffällig wie möglich in die Richtung, in die Marie in den schmalen Gang verschwunden war.
    Sprachlos stand Greta immer noch Bixby gegenüber. Sie hatte diesen Mann betrauert, hatte ihn beweint, und da nach dem Absturz im Meer kein Leichnam zu finden gewesen war, hatte sie ihn sogar symbolisch begraben. Jetzt stand er vor ihr. Es schien ihm gut zu gehen. Er wirkte jung und selbstbewusst. Greta begriff den Betrug. Schmerz breitete sich in ihr aus. Schmerz, den sie noch niemals so empfunden hatte. Geschürt von Verrat und Vertrauensbruch. Sofort war ihr klar, dass Edda, Linus und Simon mit Bixbys Hilfe in den Teufelsberg eingedrungen waren. Am liebsten wäre sie auf ihn zugestürmt und hätte mit all ihrer Kraft auf ihn eingeschlagen. Doch ihre Beine hätten es nicht erlaubt. Und vor allem nicht ihr Stolz.
    Mit einem Wimpernschlag hatte sich Greta scheinbar wieder gefasst.
    „Wie kannst du es wagen, dieses Experiment, für das wir unser ganzes Leben gearbeitet haben, zu zerstören?“
    Kaum merklich schüttelte Bixby den Kopf. Nicht ein einziges Wort hatte Greta seinem Auftauchen, seiner Wiederauferstehung gewidmet. Er spürte, wie er traurig wurde.
    „Wirst du es niemals verstehen?“, entgegnete er leise. „ GENE-SYS ist Vergangenheit.“
    „Nein!“, schrie Greta auf. „Du hast keine Vorstellung, wie nah wir der Lösung sind.“
    „Du meinst die Kinder? Die Kritische Masse?“
    Greta fixierte ihn. „Wie lange pfuschst du schon an den Kindern herum?“
    „Sie haben sich deiner Kontrolle entzogen, Greta. Und das ist gut so. Jetzt wird sich dieser Schwarm aus Antennen selbst vernetzen und seine eigene Intelligenz entwickeln!“
    „Schwarmblödheit meinst du!“, schrie Greta erbost.
    „Nein. Eine Intelligenz, die viel größer und tragfähiger ist als deine Idee von Eliten.“
    „Es war auch deine Idee!“
    „Ja. Aber ich habe erkannt, dass wir den falschen Weg gehen. Du wolltest mir nicht glauben.“
    „Weil das alles auf den Kopf gestellt hätte, was Bernikoff entwickelt hatte!“
    „Er hatte es in den letzten beiden Jahren selber auf den Kopf gestellt. Er ist selber viel radikaler geworden in seinem Denken, in seinen Ideen. Das Wissen, auf dem wir aufgebaut haben, war von Anfang an veraltet. – Du hast verloren, Greta!“ Mitleid lag in Bixbys Stimme.
    „Nein. Nein, William“, ereiferte sich Greta. „Bald werden wir den Menschen das Böse nehmen können, die Gier, den Neid, die Gewalt, das Unbewusste ...“
    „Wenn das Böse verschwindet, Greta“, sagte Bixby, „dann wird es das Gute mitnehmen.“
    Greta lachte nur. Sie spürte, dass sie diesen Gedanken noch nicht gedacht hatte. Doch wollte sie ihn jetzt nicht an sich heranlassen. Sie musste verhindern, dass die Kinder mit Marie entkamen, und löste Alarm aus.
    Die Luft in der Anlage hatte sich so weit erneuert, dass die Wirkung der Droge nachließ.
    Bixby drehte sich um und sah, wie Gretas Schergen den Gang entlanggelaufen kamen. Sie waren bewaffnet.
    „Setzt ihn fest“, schrie Greta und deutete auf Bixby. „Und holt mir die Kinder und Marie
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