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Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Titel: Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)
Autoren: Olaf Kraemer
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überzeugender war als die Welt, in der sie gerade lebten. Allein durch die Kraft ihrer Gedanken.
    Dann endlich hatten sie die Vision gefunden. Die verlockende Vision von Harmonie, von ihrer freiwilligen Rückkehr zu GENE-SYS . In der Vision öffnete Greta ihnen die Tür, um sie willkommen zu heißen. Sie lud sie in den Raum zu Marie ein, weil sie nun alle eine große Familie waren. Sie waren keine Feinde mehr, sondern Bekehrte. Weder Greta noch Victor würden mehr an die Situation denken, die eben noch in der Schleuse stattgefunden hatte. An die Schüsse, an Linus’ Versuch, mit Gewalt einzudringen. An die apathisch herumtaumelnden Angestellten, die sie auf den Monitoren gesehen hatten. Das Blut an Eddas Ohr und auf dem Boden würde verschwinden. Dann würde Marie aufstehen und sich zu ihnen gesellen. Gemeinsam würden sie GENE-SYS verlassen.
    „Auf Greta konzentrieren!“, dachte Edda. „So wie damals auf Clint!“
    Wieder tuneten sie sich ein, bildeten die „ Antennen “ , von denen Bixby gesprochen hatte, und sie spürten, dass eine bisher ungeahnte Kraft zwischen ihnen entstand. Eine Kraft, die zunahm, je mehr sie sich auf ihre Aufgabe konzentrierten. Noch nie hatten sie versucht, so ausdrücklich Menschen zu manipulieren, wie sie es jetzt taten. Schweigend saßen sie auf dem Boden im Kreis und konzentrierten sich auf die Tatsache, dass sie jetzt zu GENE-SYS übergehen wollten. Ihre Hirnfrequenzen waren längst zu einer einzigen geworden; einer, die stärker war als die jedes anderen Menschen. Das war der Vorteil einer Kritischen Masse und des Faktors, der sie verband.
    Sie fokussierten sich auf Greta und ihre Imagination von Harmonie überlagerte die Frequenz, die Gretas Wahrnehmung steuerte. Sie war starr und stark. Dann war da noch eine andere, männliche Frequenz, die leichter zu beeinflussen war. Victor. Keiner von beiden schien eine Ahnung zu haben, was gerade in der Schleuse vor sich ging. Dass die Kraft der Kritischen Masse daran arbeitete, eine Welt zu erzeugen, die ihnen in wenigen Minuten sehr einladend erscheinen würde. Eine Welt, in der sich die Tür zu dem Schlaflabor und zur Schleuse öffnete und in der die Kinder unbehelligt davongehen würden.
    Mit Marie.
    Immer stabiler wurde die Vorstellung.
    Immer eindeutiger die Vision.
    Gretas Gesichtsausdruck wurde plötzlich weich und gelassener. Sie fühlte sich Marie so nah. Und Victor. Und von irgendwo vernahm sie, dass Edda, Linus und Simon zurückgekehrt seien, um in Zukunft für GENE-SYS zu wirken.
    „Ich hab es gewusst“, lächelte Greta. „Ich hab es gewusst.“
    Plötzlich hielt Edda inne – irgendetwas war anders! Sie musste sich auf die Vision konzentrieren! Das war das Wichtigste. Darauf, dass sie Marie hier herausholten und selbst davonkamen. Doch wie sollten sie gleichzeitig das Feld halten und mit Marie die Anlagen von GENE-SYS verlassen? Zweifel? Für einen Augenblick drohte das Feld zusammenzubrechen.
    Da war es, als käme noch eine Stimme hinzu, eine, die ihnen sagte, dass Marie im Inneren des Schlaflabors mit ihnen an der Aufrechterhaltung ihres Feldes arbeitete.
    „Marie ist bei uns!“, triumphierte Edda. Sie konnten es alle spüren. Marie war zu ihnen gekommen! Die Freude darüber verlieh ihnen neue Kraft. Sie setzten all ihre Konzentration ein, um Marie eigenständig aus dem Raum, in dem sie gefangen war, zu leiten. Solange die Kinder das Feld in Gretas und Victors Bewusstsein halten würden, konnte es gelingen.
    Kurz darauf öffnete sich die Tür zum Schlaflabor und Marie trat heraus. Sie schwankte, aber sie lächelte, als sie die Kinder am Boden der Schleuse sitzen sah. So versunken in ihre Aufgabe, dass sie nicht merkten, wie Marie an ihnen vorbeiging. Wie die Türen zu dem schmalen Nebengang auseinanderglitten, Marie hindurchschritt und davonging. Sie entfernte sich immer weiter von den Kindern. In ihren Köpfen jedoch wussten sie genau, was geschah. Es war ihre Vision vom Gang der Dinge, die sie verändern und anpassen konnten, solange sie gemeinsam das Gleiche dachten.
    „Das Schiff wartet auf uns“, empfingen die Kinder als Nachricht von Marie. „Beeilt euch! Folgt mir durch den Gang zum Schiff.“ Noch schien Marie in der Nähe.
    Edda wusste, dass Marie einen Vorsprung brauchte. Doch der gefährliche Teil des Unternehmens stand noch bevor. Es war der Augenblick, in dem sie sich erheben müssten und anfangen würden zu laufen. Dann wäre das Feld unweigerlich zerstört, Greta würde erwachen und die Verfolgung
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