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Ab ins Bett!

Ab ins Bett!

Titel: Ab ins Bett!
Autoren: David Baddiel
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dann denke ich bloß: dumme Kuh. Liegt da, schnarcht albern - ja, mir machst du nichts vor, eiinn, auuus, eiinn, auuus, jeder Atemzug ein einziges »Ist doch ein Klacks, diese Schlafchose, gar nix dabeiiiiii«. - VERARSCH MICH BLOSS NICHT!
    Na ja, das war jetzt gelogen. Es war zwar wirklich eine Frau hier, aber sie ist gerade fort, allem äußeren Anschein nach in einer Art Wutanfall. Die Wahrheit ist, es lief nicht sonderlich gut. Und dann lief’s schlechter.
    Wissen Sie, wer schlafen will, muß leer sein. Ein Trick - einer der Millionen, die nicht funktionieren — ist, sich seinen Körper als leere Glashülle vorzustellen, in die ganz langsam ein entspannendes gelbes Gas strömt, jeden Winkel ausfüllt und die Verkrampfung lockert. Aber es ist schwer, sich seinen Körper als leere Glashülle vorzustellen, solange irgendein verqueres Neuron in deiner Hirnkammer jeden Milliliter Urin in deiner Blase und jeden Tropfen Sperma in deinen Hoden registriert und außerdem noch das winzigste Haar, das dir gegen den Strich auf der Haut liegt. Wenn ich aufstehe, um zum zweihundersten Mal aufs Klo zu gehen, dann nicht, weil ich schon wieder müßte , sondern weil mir, durch geschicktes, bewußtes Kontrahieren der Schließmuskeln, klargeworden ist: Stünde ich vor der Kloschüssel, könnte ich. Und das reicht, mich aus dem Bett zu scheuchen. Zapf, zapf, bis zum letzten Tropfen: Erst wenn ich mich einem Kaiserschnitt unterziehen
    müßte, um noch was rauszukriegen, fühle ich mich wirklich entleert.
    Zehn mal schlimmer ist es mit Sperma. Das muß man einfach loswerden, schlimmstenfalls heimlich, beispielsweise, wenn es nicht sonderlich gut lief und sich ein Riesenvorrat von dem Zeug angesammelt hat. Aber können Frauen, besonders Frauen, von denen man dachte, sie schlafen seit zwanzig Minuten tief und fest, das verstehen? Können die das, verdammt, verstehen?
    Hätte ich bloß vorher nicht die Schlafbrille aufgesetzt und mir die Ohren zugestopft. So hörte ich gerade noch das Türenknallen.
    Nächster Morgen. Nick ist vor mir auf, für eine Bestandsaufnahme.
    »Na?«
    »Hervorragend. 3:0. Streiterei übers dritte Tor, aber in der Zeitlupe war der Ball eindeutig über der Linie. Hand in der Verlängerung.«
    »Und wie war der Platz?«
    »Ein einziger Sumpf.«
    Nick ist mein Wohngenosse; er ist fünfundddreißig und wird kahl. Er ist die Sorte Mann, der furzt und seine Freude daran hat. Was mich nicht weiter stören würde, klänge sein Furzen nicht so furchtbar gequält, so als würde sein Anus vor Anstrengung ächzen, und ich will wirklich nicht dabei sein, wenn er endgültig aus dem Leim geht. Mein Wohngenosse und ich, der Traum aller vom Feminismus unbeleckten Frauen, kaschieren unsere offenkundige Angst vor den düsteren Verwicklungen des Geschlechtsverkehrs gern damit, daß wir darüber reden wie über Fußball. Nick ist Bradford City-Anhänger.
    »Gabe?«
    Sein Morgenmantel ist schwarz, meiner burgunder. Er trägt enorme Pantoffeln mit senkrecht aufgenähten Kermit der Frosch-Figuren. Kermit streckt die Arme aus, als flehe er um Gnade. Meine Füße stehen nackt und kalt auf dem Küchenboden. Ich tue so, als vertiefte ich mich in die Zeitung, aber die Schlagzeilen -irgendein Komitee, ein Kindesmißbrauch, irgendwelche Inflationszahlen, ein Psychokiller in Amerika, eine neue Autobahn -prallen von der Schlafbrillen-verursachten Lichter-Show in meinen Pupillen ab.
    »Ja?«
    »Ich meine, ich hätte die Tür zuknallen gehört. So gegen zwei.«
    »Mmmm... nein. Muß der Wind gewesen sein.«
    »Dann ist sie also noch da?«
    Ich tu so, als hätte ich seine Frage nicht gehört. Ein Gutes hat der Ruf als Schlafloser: Man kann jederzeit den Abwesenden spielen. Ich gucke zum Fenster raus. London ist so fahl die ganze Zeit; vielleicht sind es auch bloß meine Fenster, die vergilben.
    Ich sage: »Mußt du heute weg?«
    »Ja. In ungefähr zehn Minuten.«
    »Und wo schaffst du gerade?«
    »Camden Road.«
    »An der großen Ampel?«
    »Ja.« Er grinst verschlagen. »Wie ich gehört hab, ist sie defekt. Bleibt Ewigkeiten auf Rot stehen ...«
    Der Grund für Nicks Grinsen ist, daß er sein Geld als Scheibenwäscher an Ampeln verdient. Genau, er ist wirklich einer dieser schrecklichen Kerle. 350 Pfund macht er die Woche, 350 die Woche, wovon ihm jeder Pfennig widerwillig gegeben wird. Ich lege die Zeitung hin.
    »Hat noch nie einer zu dir gesagt, Tut mir leid, aber - ob Sie’s für möglich halten oder nicht — ich hab zufällig ein Ding an
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