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69

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Titel: 69
Autoren: Ryu Murakami
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Kazuko »Lady Jane« Matsui endete an einem regnerischen Sonntag im Februar 1970, nachden sich ihre Gefühle geändert hatten .
    Der Engel hatte sich einen älteren Freund gesucht.
    Der Freund ging auf die Medizinische Hochschule an der Universität von Kyushu, während sie Studentin in Tonju war. Ich sah sie weiterhin gelegentlich - auch wenn wir jetzt nur Freunde waren -, bis sie mir in einem Park, wo die letzten Blütenblätter der Kirschbäume zu Boden fielen, verkündete, dass sie ihn heiraten wolle. In jener Nacht konsumierte ich eine ganze Flasche Suntory-Kaku-Whisky, eine halbe Flasche Suntory White, eine Flasche Red-Ball-Port, zwei Portionen Curry und zwei Schüsseln Rindfleischeintopf. In den frühen Morgenstunden zog ich meine Flöte hervor und begann darauf zu spielen. Infolgedessen teilte mir ein junger Yakuza, der im gleichen Gebäude wohnte, mit, dass ich seinen Schlaf störte, und boxte mir viermal ins Gesicht.
    Seitdem ich ein Romanautor bin, habe ich mehrere Briefe und einen Anruf von ihr bekommen. Als sie anrief, hörte ich mir gerade Bozz Scaggs’ We’re All Alone an.
    »Das ist Bozz Scaggs, nicht?«
    »Ja.«
    »Hörst du immer noch Paul Simon?«
    »Nein, nicht mehr.«
    »Nein, vermutlich nicht. Ich allerdings schon, manchmal jedenfalls.«
    »Wie geht’s dir?«
    Darauf gab sie keine Antwort. Ein paar Tage später schickte sie mir einen Brief.
    Als ich deine Stimme hörte, mit Bozz Scaggs im Hintergrund, fühlte ich mich, als wäre ich wieder in der Schule. Ich mag Bozz Scaggs auch, aber ich höre ihn mir neuerdings nicht mehr an. Mein Leben bestand in den letzten zwölf Monaten aus einer elenden Geschichte nach der anderen, deshalb höre ich oft Tom Waits. Ich versuche, die schlimmen Dinge zu vergessen, aber ich nehme an, das schaffe ich nur, wenn ich ein neues Leben anfange ...
    Am Ende des Briefes stand auf Englisch eine Zeile aus einem Lied von Paul Simon:
    »Still crazy after all these years ...«

    Die Hühner, die beim Morgenlatten-Festival mitgewirkt hatten, wurden von Adama in den Bergen in der Nähe seines Hauses freigelassen, nachdem die Kohlegruben geschlossen waren. Sie erschienen einmal in einem Bericht in einer regionalen Zeitung:

    WILDE SUPERHÜHNER
    ZEHN METER MIT EINEM EINZIGEN SPRUNG!
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