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595 Stunden Nachspielzeit - Humorvoller Roman (German Edition)

595 Stunden Nachspielzeit - Humorvoller Roman (German Edition)

Titel: 595 Stunden Nachspielzeit - Humorvoller Roman (German Edition)
Autoren: Jo C. Parker
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wenigstens verschwindet sein widerliches Grinsen. »Du warst die letzten vierundzwanzig Tage vorzeigbar«, korrigiert er mich. »Davor allenfalls unterer Durchschnitt. Es gibt Leute, die verhalten sich stets so selbstlos wie du in den vergangenen drei Wochen. Von diesen Menschen spreche ich.«
    »Was habe ich damit zu tun?«
    »Eine solche Person hat kurz vor deinem Tod einen Wunsch an uns gerichtet, der im direkten Zusammenhang mit dir steht.«
    Mir wird klar, er spricht von Katharina.
    »Du hast es erfasst«, bestätigt er. »Die Frau, die gerade mit deinem Leichnam kuschelt, bat kurz vorm Einschlafen darum, dass es mit euch beiden funktioniert. Verstehst du mein Dilemma? Sie sehnt sich nach etwas, was wir ihr unter normalen Umständen nicht erfüllen können. Was passiert also? Innerhalb der nächsten Minuten oder Stunden wacht sie auf und stellt fest, dass du tot bist. Sie wird sich Vorwürfe machen, sie wird annehmen, die Schuld daran zu tragen, dich zu hart rangenommen zu haben.«
    »Oh nein!«
    »Das trifft es ziemlich genau. Oh nein! Das hat sie einfach nicht verdient! Zumal ihr dein Testament Scherereien bereiten könnte. Die Polizei wird sich fragen, ob sie dich ermordet hat.«
    Entsetzt schlage ich die Hand vor den Mund.
    »Nur, weil du nicht die Augen offenhalten konntest«, redet er sich in Rage. »Ein Karmadrama der obersten Kategorie. Wer trägt dafür die Verantwortung? Ich tendiere dazu, sie dir zuzuweisen. Du hättest wach bleiben und sie wegschicken müssen, denn du wusstest, dass du stirbst! Also sind deine Bemühungen der letzten Wochen zunichtegemacht.«
    »Weil ich eingeschlafen bin?«
    »Weil du im falschen Moment eingeschlafen bist«, korrigiert er mich.
    Deswegen also die Wiese, folgere ich. Er wird mich in ein Insekt verwandeln. Zu allem Überfluss wird es Katharina das Herz brechen, von der unangenehmen Polizeiermittlung ganz zu schweigen.
    »Aber das ist ja noch nicht alles«, fährt Sascha fort. »Zusätzlich haben wir den Wunsch eines kleinen Jungen empfangen, der sich ebenfalls Tag für Tag bemüht, ein guter Mensch zu sein. Er träumt davon, dass du sein neuer Vater wirst. Doch selbst damit ist die Geschichte nicht zu Ende erzählt. Plötzlich gehen hier fünfzehn Fürbitten für eine glückliche Beziehung zwischen dir und Katharina ein.«
    »Von wem?«, wundere ich mich.
    Wie eine Fata Morgana taucht Gudruns Haus mit durchsichtigen Wänden vor uns auf. Arabella erklärt ihren Kolleginnen, warum ich nicht auf ihre verlockenden Angebote eingegangen bin.
    »Hoffentlich haben die beiden ein Happy End«, flüstert Jelena gerührt.
    Andere Frauen nicken oder schließen sich diesem Anliegen mit ähnlichen Worten an.
    Das Bild verblasst.
    »Also sind hier eine Menge Wünsche eingegangen, die dich betreffen«, fasst er zusammen. »Von Menschen, die dem Himmel wichtig sind.« Unglücklich seufzt er. »Ausgerechnet dir hätte ich diese Nachspielzeit nicht gewähren dürfen.«
    Eine Weile laufen wir gedankenverloren durchs Gras.
    »Was soll’s?«, sagt er schließlich resignierend. »Ich kann mich davor nicht verschließen.«
    »Schickst du mich zurück?«, platzt es aus mir heraus.
    Sascha nickt. Spontan presse ich ihn an mich.
    »Du wirst es niemals bereuen«, verspreche ich ihm. »Ich sammle ausschließlich gutes Karma, ich mache Kathi glücklich und werde für Noah der bestmögliche Ersatzvater sein!« Nachdem wir eine Pirouette gedreht haben, lasse ich ihn los. »Wie viel Zeit bleibt mir diesmal?«, erkundige ich mich, während um uns herum die Helligkeit langsam erlischt.
    »Das zu wissen, steht dir nicht zu«, erklingt seine Stimme in meinem Ohr.
    Der Nachhall dieses Satzes weckt mich. Die Morgendämmerung taucht mein Schlafzimmer in ein warmes Licht. Da uns die Lust überwältigt hat, hat keiner von uns daran gedacht, den Rollladen herunterzukurbeln. Ihr Kopf liegt auf meiner Brust. Sanft bewege ich mich zur Seite, sie rutscht im Zeitlupentempo von mir herab und ich überprüfe die Uhrzeit. Es ist Viertel vor sechs. Der anvisierte Zeitpunkt meines Todes ist längst überschritten.
    »Danke«, flüstere ich ergriffen.
    Ich betrachte meine hübsche Bettgenossin. Verliebt streichle ich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und küsse ihre Wange.
    »Hey Schlafmütze. Wach auf!«, wispere ich ihr ins Ohr.
    Müde schlägt sie die Augen auf.
    »Wasnlos?«, nuschelt sie.
    »Wir sind eingeschlafen.«
    Diese Info wirkt wie ein Schwall kaltes Wasser. Hellwach richtet sie sich auf.
    »Wie spät ist
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