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595 Stunden Nachspielzeit - Humorvoller Roman (German Edition)

595 Stunden Nachspielzeit - Humorvoller Roman (German Edition)

Titel: 595 Stunden Nachspielzeit - Humorvoller Roman (German Edition)
Autoren: Jo C. Parker
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einfaches, weißes Schild:
Wegen einer Privatveranstaltung geschlossen.
    Nach meinem Klingeln dauert es eine Weile, bis mir geöffnet wird. Gudrun hat sich selbst zum Eingang bequemt und lächelt mir zu. Sofort fällt mir das Fehlen von Schmuck an ihren Händen auf. Ob sie diesen als Sicherheit hinterlegen musste oder ob er sie beim Pokern ablenken würde? Ihr braunes Kleid hingegen ähnelt jenem, in dem ich sie das erste Mal gesehen habe.
    »Sven«, begrüßt sie mich übertrieben freundlich. »Wir warten schon auf dich.«
    Wie bei unserer letzten Begegnung richtet sich ihr Blick auf meinen Polo, der im Vergleich zu dem 911er noch armseliger wirkt. Missfällig hebt sie ihre Augenbrauen. Offensichtlich ihre Standardreaktion, sobald sie einen minderwertigen Wagen entdeckt.
    »Erinnerst du dich? Auf protzige Autos lege ich keinen Wert.«
    Nickend bittet sie mich hinein. Ich bin überrascht, dass sie Arabellas Nichterscheinen mit keinem Wort erwähnt. Bestimmt hat diese sie telefonisch informiert und um Absolution gebeten.
    Sie führt mich wieder in den großen Empfangsraum. In der Mitte steht diesmal allerdings ein runder walnussfarbener Tisch mit vier Stühlen. Auf der massiven Holzplatte befindet sich bereits ein professionelles Kartendeck. Außerdem liegen dort beeindruckende Geldbündel und haufenweise Spielchips, die mir den Atem rauben.
    Einige von Gudruns Mädchen halten sich ebenfalls in dem Zimmer auf. Sie tragen weiße oder schwarze Dessous, alle laufen auf Stilettos, deren Absätze man wahrscheinlich als tödliche Waffe einsetzen könnte. Die Frauen lächeln mir zur Begrüßung zu, wahren aber körperlichen Abstand, was mir sehr gelegen kommt. In den nächsten Stunden darf sich mein Denken ausschließlich ums Pokern drehen.
    »Möchtest du etwas trinken?«, erkundigt sich Gudrun.
    »Wasser«, antworte ich. »Ohne Kohlensäure.«
    Sie nickt einem ihrer Mädchen zu, das sich auf den Weg zur Küche macht. Gleichzeitig tritt Dimitri aus einem Nebenraum zu uns. Er ist erneut mit einem maßgeschneiderten Anzug bekleidet. Da dies absehbar war, habe ich mich für ein bewusst legeres Outfit entschieden: dünne Stoffhose, einfaches Hemd. Meine Anzüge hätten unmöglich mit seinen konkurrieren können. Dem Russen folgt sein Leibwächter, der mich nicht zur Kenntnis zu nehmen scheint.
    Verblüfft bleibt Dimitri stehen. »Ich sehe keine Arabella.«
    Bevor ich ihre Abwesenheit verteidigen kann, hebt er schmunzelnd die Hand.
    »Glaubst du, dass ich damit nicht gerechnet habe?«, fragt er. »Sie ist so launenhaft! Eine lästige Eigenschaft von hübschen Stuten.« Mit diesen Worten zieht er ein Blatt Papier aus seiner Anzugsjacke und deutet zum Tisch. »Setzen wir uns.«
    Verwundert wegen seiner gleichgültigen Reaktion folge ich ihm. Wir wählen die einander gegenüberstehenden Stühle, deren Sitzflächen und hohen Rückenlehnen außerordentlich bequem sind.
    Mit einer langsamen Bewegung schiebt er den Zettel zu mir hin. In fetten Buchstaben ist darauf das Wort ›Schuldschein‹ gedruckt. Der Text darunter gibt unsere mündlich getroffene Vereinbarung wieder. Dimitri überlässt mir einhunderttausend Euro, dafür gehören ihm alle kürzlich zugesagten Garantiehonorare und die Tantiemen der bereits erschienenen Werke, die sogar einzeln aufgelistet sind. Mit meinem Tod erlischt der Kontrakt.
    »Einverstanden?« Er reicht mir einen Mont-Blanc-Füller.
    Vorsichtig ziehe ich dessen Kappe ab. Die vergoldete Feder gleitet beim Unterschreiben sanft übers Papier.
    Nachdem ich den Vertrag und das Schreibgerät zurückgegeben habe, stapelt Dimitri zehn Geldbündel vor mir.
    »Einhunderttausend Euro. Das kannst du in Ruhe nachzählen.«
    »Nicht nötig.«
    Eine der Frauen bringt mir eine geschlossene Flasche Wasser ohne Kohlensäure und ein Glas. Zusammen mit ihr betritt eine weitere Terminfrau den Raum, die jedoch die typische Kleidung eines Croupiers trägt: weiße Bluse, schwarze Weste, schwarzer Rock. Um ihren Hals ist eine Krawatte gebunden. Ich erinnere mich an sie, bei ihr handelt es sich um Jelena, zu deren Spezialitäten unter anderem das Tragen von Fetisch-Outfits gehört. Ob manche Kunden auf diese Verkleidung abfahren?
    Gudrun nimmt links von mir Platz, Jelena rechts.
    »Beginnen wir mit dem Tausch des Geldes in Chips«, schlägt sie vor.
    Dimitri deutet großspurig auf mich. »Der Gast zuerst.«
    Natürlich will er mich demotivieren, denn mein Haufen wird der kleinste sein. Ich schiebe Jelena die Eurobündel zu, sie
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