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595 Stunden Nachspielzeit - Humorvoller Roman (German Edition)

595 Stunden Nachspielzeit - Humorvoller Roman (German Edition)

Titel: 595 Stunden Nachspielzeit - Humorvoller Roman (German Edition)
Autoren: Jo C. Parker
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abstinent gewesen als ich. Ein zärtlicher Abschiedskuss, bevor sie ihrem Sohn nach oben folgt.
    »Arabella?«, rufe ich beim Betreten der Wohnung.
    Das Fehlen jeglicher Geräusche deutet auf ihre Abwesenheit hin. Das Ausbleiben einer Antwort verstärkt meinen Verdacht.
    Mein Weg führt mich ins Badezimmer, wo die Ablageflächen wieder so frei wie vor ihrem Einzug sind. Also ist sie nicht bloß für ein paar Stunden ausgeflogen. Trotzdem vergewissere ich mich im Schlafzimmer. Sie hat ihre Bettwäsche abgezogen, in den Wäschekorb gesteckt und die Bettdecke ordentlich zusammengefaltet. Die Hälfte des Schrankes, in der sie ihre Kleidung untergebracht hatte, wirkt trostlos.
    Arabella ist verschwunden, doch ich kann mir nicht vorstellen, dass sie gegangen ist, ohne mir eine Nachricht zu hinterlassen. Ich laufe ins Wohnzimmer, wo auf dem Beistelltisch ein Zettel liegt.
    Lieber Sven,
    ich habe über deine Bedenken nachgedacht. Wahrscheinlich hast du recht. Wahrscheinlich ist es besser für mich, wenn ich zu neuen Ufern aufbreche und das alles hinter mir lasse. Je länger ich darüber nachdenke, ob Dimitri dir das versprochene Geld dennoch leihen wird, desto mehr tendiere ich zu deiner Meinung.
    Zeig ihm, dass du kein leichtes Opfer bist. Besieg ihn!
    Ich danke dir für die letzten zwei Wochen. Du bist ein liebenswerter Mensch. Ich wünsche dir alles
Gute mit Katharina. Ihr seid ein schönes Paar. Ich hoffe, ihr werdet glücklich miteinander.
    Ihr Sohn vergöttert dich. Sei ihm ein guter Vater.
    Alles Liebe
    Arabella
    Bei diesen Abschiedsworten wird mein Herz schwer. Sie verdeutlichen mir, wie nah mein Ende bevorsteht. Leider wird ihr Wunsch nach einer glücklichen Zukunft für Katharina und mich nicht in Erfüllung gehen. Leider muss Noah zumindest vorläufig seinen Weg ohne männliches Vorbild finden.
    Trotz dieser schwermütigen Gedanken bin ich froh über ihre Entscheidung.
    ***
    Während es draußen langsam dämmert, setze ich mich auf den Balkon. Auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig unterhalten sich zwei Frauen, gleichzeitig bellt ein Hund.
    Ich fläze mich auf den Stuhl und öffne eine Flasche Bier. Der Geruch zieht in meine Nase, der Geschmack des Gerstensaftes zergeht auf meiner Zunge, die gekühlte Flüssigkeit rinnt wohltuend meine Kehle entlang.
    »Herrlich!«, seufze ich beim Absetzen.
    In ungefähr dreißig Stunden werde ich Sascha wiederbegegnen. Dann existiere ich nur noch als Erinnerung in den Köpfen der Personen, die mich gekannt haben.
    Obwohl ich Angst vor meinem Tod verspüre, fühle ich mich ausgeglichener als an jedem Tag der letzten Jahre vor dem Herzinfarkt.
    Die Nachspielzeit hat mir den Wert des Lebens ins Gedächtnis gerufen. Ich bin dankbar für dieses Privileg. Nun hoffe ich, genug gutes Karma gesammelt zu haben, um nicht als niedere Lebensform auf die Erde zurückzukehren.
    »Ich habe mir wirklich Mühe gegeben«, wispere ich. »Hoffentlich honorierst du das.«
    Wie als Antwort auf mein Flüstern öffnet sich über mir die Balkontür.
    »Jemand zum Quatschen anwesend?«, erkundigt sich Katharina.
    »Ich warte schon auf dich«, erwidere ich.
    Wir reden stundenlang. Unser Gespräch wird lediglich von einem Gang zur Toilette unterbrochen, nach dem ich mir ein weiteres Bier genehmige. Gegen drei Uhr morgens verabschiedet sie sich. Ich verdränge den Gedanken, dass es ein Abschied für immer ist, und wünsche ihr süße Träume.
    »Vielleicht träume ich ja von dir«, sagt sie wie ein verliebtes Schulmädchen.
    Ich schicke ein Gebet zu Sascha: Bitte lass nicht zu, dass ihr das Herz durch meinen Tod bricht.

All-in
    Auf dem Besucherparkplatz vor Gudruns Etablissement steht ein schwarzer Porsche 911 Carrera 4. Wahrscheinlich kostet er in der Grundausstattung als Neuwagen einen sechsstelligen Betrag.
    Taucht man mit diesem Fahrzeug hier auf, wird man wohl kaum gefragt, ob man sich ein Wochenende mit einem der Mädchen überhaupt leisten kann.
    Aus Sorge, versehentlich mit meiner Tür einen Kratzer in der Karosserie zu hinterlassen, parke ich nicht direkt neben dem Luxusschlitten. Dann wird mir jedoch die Bedeutung psychologischer Aspekte in den folgenden Stunden bewusst. Ich lasse mich nicht von einem teuren Auto beeindrucken. Also starte ich meinen Motor erneut, setze zurück und stelle meinen Besitz in die Parklücke daneben. Vorsichtig steige ich aus. Zwischen Respekt vor dem Eigentum anderer und Angst aufgrund dieses Eigentums besteht ein deutlicher Unterschied.
    An der Eichentür hängt ein
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