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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris
Autoren: Karl May
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meinen Neffen.“
    Sie hatte also nur Kunz willkommen geheißen, nicht aber auch Gebhard. Dieser tat, als ob er diese Unhöflichkeit gar nicht bemerkt habe, verbeugte sich und antwortete im höflichsten Ton:
    „Ergebensten Dank, gnädige Frau! Ich kam erst heute in Paris an; dieser erste Tag mußte meinem Freund gewidmet sein, und da er Ihnen den Abend zu widmen hatte, so sah ich mich leider gezwungen, mich ihm anzuschließen, wenn ich nicht auf seine Gesellschaft verzichten wollte.“
    Das war natürlich mit anderen Worten gesagt: Ich komme nicht um Euretwillen, sondern meines Freundes wegen, Gebhard hatte also der Unhöflichkeit der Gräfin eine zweite entgegengesetzt, die aber in ein besseres Gewand gekleidet war als die ihrige.
    Die Gräfin warf einen erstaunten Blick auf den jungen Menschen, welcher dieses wagte. Die Lider Idas hoben sich einen kurzen Augenblick empor, um einen warnenden Blick passieren zu lassen. Hedwig legte das Köpfchen sofort noch etwas weiter nach hinten und schnipste leise mir den rosigen Fingerchen; Graf Rallion ließ ein halblautes, indigniertes Hüsteln hören, und selbst Kunz von Goldberg konnte nicht umhin, dem Freund einen warnenden Blick zuzuwerfen.
    „Setzen Sie sich!“ sagte die Gräfin kurz und scharf. Und als dies geschehen war, fuhr sie, zu Kunz gewendet fort: „Also, Monsieur, Ihr Freund wollte heute abend Ihnen gehören?“
    „Allerdings“, antwortete der Gefragte gewandt; „aber nicht so ausschließlich, wie es die Herrschaften nach seinen Worten meinen könnten.“
    „So mag es gelten“, erwiderte sie in einem ironischen Ton. „Vielleicht ist er des Französischen nicht so mächtig, als notwendig ist, sich präziser Ausdrücke zu bedienen.“
    Der Graf nahm augenblicklich diese Gelegenheit wahr, seinem Ärger Luft zu machen, indem er meinte:
    „Die Deutschen sprechen nie ein gutes Französisch. Und was haben sie für unbequeme Namen. Der Vorname des Lieutenants ist Gepar; wie sinnlos! Wie schwer auszusprechen.“
    „Sie irren, Graf“, entgegnete Königsau. „Nicht Gepar, sondern Gebhard ist mein Name. Und wenn unsere deutschen Worte Ihnen so schwer fallen, so beweist dies nur, daß Sie des Deutschen nicht so mächtig sind, wie wir des Französischen. Ich muß nämlich auch die Frau Gräfin dahin berichtigen, daß ich des Französischen so vollständig Herr bin wie ein geborener Franzose, und daß ich auch in dieser Sprache gerade nur sage, was und wieviel ich will.“
    Da war es gerade, als sei ein Stück der Decke eingefallen. Die Rallions blickten einander mit großen Augen an. Kunz stieß den kühnen Sprecher mit dem Fuß, und nur Ida ließ keinen Unwillen bemerken. Sie wußte, daß der Deutsche zuerst von ihrer Tante beleidigt worden sei und bewunderte den Mut und die Kaltblütigkeit, mit welchen er diesen gesellschaftlichen Fehler zurechtwies.
    „Pah!“ schnarrte der Graf zornig. „Gebhard ist doch ein schlechter Name. Blücher hieß so.“
    „Mich hat man so genannt, weil der Feldmarschall von Blücher der Freund meines Vaters und mein Pate war“, antwortete Königsau.
    „Wie, Monsieur, Blücher war Ihr Pate?“ fragte der Graf.
    „Ja, Monsieur.“
    „Dann werde ich Ihnen raten, hier diesen Umstand zu verschweigen oder gar keine Pariser Gesellschaft zu besuchen, weil Blücher ein Ungeheuer war; er hat das schöne Frankreich unendlich unglücklich gemacht.“
    „So meinen Sie wohl, daß Napoleon ein Engel war, der das häßliche Deutschland unendlich glücklich gemacht hat? Ehe Sie mir einen Rat geben, lernen Sie erst, Nationen und weltgeschichtliche Personen gerecht beurteilen. Ich bin hier mit ausgesuchter Unhöflichkeit empfangen worden, Herr Graf und Madame. So etwas könnte bei den Deutschen, welche Sie Barbaren nennen, niemals vorkommen. Meine Mutter ist eine geborene Pariserin: ich bin also Ihrer Nation, welche ich achte, nicht fremd und weiß ihre Fehler und Vorzüge genau zu beurteilen. Man hat mich bisher überall, wo ich eingeführt wurde, willkommen geheißen, nur hier bei Ihnen nicht, wo man sich im Gegenteil sogleich im ersten Augenblick über meinen Namen und mein Französisch, welches doch dem Ihrigen vollständig ebenbürtig ist, mokierte. Ich reise von hier nach der Sahara und bin überzeugt, daß der wilde Tuba oder Tuareg, in dessen Zelt ich trete, mir sein ‚Habakek îa Sihdi, sei willkommen, o Herr‘, zurufen wird. Wünschen Sie, daß ich diesen räuberischen Nomaden erzählen soll, daß in Paris, der großen Metropole
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