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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris
Autoren: Karl May
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wahr. Sie wurde aber befriedigt. Ich erfuhr, daß das Original der Bankier ihres seligen Mannes gewesen sei. Da aber mochte sie doch ahnen, daß sie sich verraten habe, denn sie setzte schnell hinzu, daß das Aquarell sich nur deshalb in der Mappe befinde, weil es von Meisterhand gefertigt sei.“
    „Das war so halb und halb herausgebissen.“
    „Aber doch nicht ganz. Ich wußte nun, woran ich war.“
    „Schlaukopf. Den Namen des Bankiers hast du nicht erfahren?“
    „Von der Alten nicht. Die hätte sich gehütet, ihn mir zu sagen. Ich wendete mich vielmehr an die Nichte, nämlich an Ida.“
    „Ah, an die Sanfte, Freundliche, Zarte.“
    „Ja, an die Unbefangene. Sie wußte den Namen und gab mir Auskunft. Es war ein Pariser Bankier, der sich einst sehr gut gestanden hatte, später aber durch die Verführung eines Barons de Reillac herunterkam, so daß er elend zugrunde ging.“
    „Reillac?“ fragte Gebhard schnell. „Wie hieß der Bankier?“
    „Richemonte.“
    „Richemonte, mein Gott, wäre es vielleicht – ah!“
    Kunz blickte den Freund betroffen an.
    „Was ist mit dir?“ fragte er. „Dieser Name frappiert dich?“
    „Ungeheuer sogar.“
    „Weshalb?“
    „Das ahnst, das begreifst du nicht? Denke an die Familie meiner Mutter.“
    „Sapperlot! Ja, da fällt mir ein, daß deine Mutter eine Französin ist, eine geborene Richemonte.“
    „Deren Vater Bankier war –“
    „Der von jenem Reillac verführt und betrogen wurde –“
    „So, daß er zugrunde ging und Frau und Tochter unglücklich machte.“
    „Wahrhaftig! Verzeihung, lieber Gebhard, daß ich nicht daran dachte. Ich hatte nicht die mindeste Ahnung von dem Zusammenhang dieser Dinge.“
    „Ich bin überzeugt davon, lieber Freund. Ich habe den Großvater nicht gekannt, also auch nicht lieb gehabt. Ob ich sein Andenken in Ehren zu halten habe, darüber bin ich mir noch jetzt im Zweifel. Also du meinst, daß er ein Anbeter dieser alten Gräfin de Rallion gewesen sei?“
    „Jedenfalls, obgleich ich dich damit vielleicht kränke.“
    „Nicht im mindesten. Meine Großmutter war seine zweite Frau. Vielleicht ist das vorher gewesen.“
    „Übrigens mag die Gräfin früher ganz und gar nicht häßlich gewesen sein. Sie hat noch heute den Teufel im Leib, wenn auch in anderer Weise, als es in jüngeren Jahren der Fall zu sein pflegt. Ich glaube, daß sie das Temperament besessen hat, einen Mann zu verlocken.“
    „Wie gut, daß du sie damals nicht gekannt hast.“
    „Freilich! Jetzt lasse ich mich von der Nichte verlocken.“
    „Von der unbezähmbaren! Ich gestehe dir offen, daß ich beginne, mich auf das Lebhafteste für diese Familie zu interessieren.“
    „So muß ich dich wirklich einführen. Du hast es ja gewaltig notwendig.“
    „Das versteht sich, da mir nur so kurze Zeit geboten ist. Zu welcher Tageszeit empfängt die Gräfin am liebsten Besuch?“
    „Des Abends, obgleich ich auch des Tages hingehe, oft sogar zweimal.“
    „Das ist bei einem Verliebten ganz und gar glaubhaft.“
    „Spotte immer! Wenn du Hedwig siehst, so wirst du dich nicht wundern, daß man sie liebt. Ein Glück, daß die Gräfin nicht viele Besuche empfängt! Sonst wären die beiden Nichten längst vergriffen.“
    „Trotz des Drachens?“
    „Ja, trotz des Drachens.“
    „Und nun möchtest du die eine Nichte vergreifen! Na, ich will dir gern wünschen, daß es dir gelingt.“
    „Ich will dir gestehen, daß dies mein höchstes Verlangen ist. Ich liebe Hedwig so wahr und innig, daß ich es für eine Unmöglichkeit halte, von ihr lassen zu können, um einer anderen das gleiche Gefühl entgegenzubringen. Würde es dir heute abend passen?“
    „Ich bin so halb und halb versagt; aber ich werde es doch ermöglichen. Wir treffen uns um acht Uhr hier bei dir.“
    „Ich ersuche dich darum und werde die Gräfin noch im Laufe des Nachmittags besuchen, um dich anzumelden.“
    „Wäre es nicht vielleicht geratener, dies zu unterlassen? Sie könnte es abschlagen, während sie mich annehmen muß, wenn du mich am Abend unangemeldet mitbringst.“
    „Du kennst sie nicht. Nur ihr Wille gilt, gesellschaftliche Rücksichten sind ihr fremd. Bringe ich dich mit, ohne ihr vorher davon zu sagen, so muß ich gewärtig sein, daß sie uns beide nicht empfängt.“
    „So tue, was du für das beste hältst. Aber ich ersuche dich, von meinen Familienverhältnissen noch nichts zu sagen. Ich selbst möchte es sein, der zuerst davon mit ihr spricht, um aus ihrem Verhalten meine
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