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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris
Autoren: Karl May
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gefährlich. Ich werde dich einführen.“
    „Oho! Ich dir gefährlich? Wo denkst du hin.“
    „Pah! Du bist größer, stärker, überhaupt hübscher als ich.“
    „Aber ich bin dein Freund! Hedwig hat nichts zu befürchten. Übrigens bete ich ausgelassene Naturen, wie sie eine zu sein scheint, nicht sonderlich an.“
    „Sie ist ausgelassen. Ida ist mild und sanft. Ich bin überzeugt, daß du ihr gut werden würdest, wenn du länger hierbleiben könntest.“
    „Zwei Wochen genügen“, lachte Gebhard. „Ich kam, sah und ward besiegt. Aber sage einmal, hat denn die Tante nicht eine schwache Seite, irgendeine Eigenschaft, bei welcher sie zu fassen wäre?“
    „Eigenheit? Donner und Wetter. Davon bin ich ganz abgekommen. Davon wollte ich ja sprechen, als ich vorhin sagte, daß mir Hedwig eingefallen sei. Freilich hat die Alte eine schwache Seite, und Hedwig ebenso.“
    „Welche Schwäche wäre das?“
    „Eine ganz und gar eigentümliche, wie man sie bei Damen wohl selten finden wird. Hast du von Gérard gehört?“
    „Gérard? Welcher Gérard? Der General?“
    „Nein, der Löwentöter.“
    „Der berühmte Saharajäger? Natürlich! Was ist mit ihm?“
    „Tante und Hedwig schwärmen für ihn.“
    „Das ist sonderbar, aber nicht gerade unweiblich.“
    „Mir aber desto unangenehmer, dach ich leider kein Löwenjäger bin.“
    „Ah! Die Kleine will nur einen Löwenjäger heiraten. So spricht sie, vielleicht nur um dich zu ärgern, und in diesem Fall könntest du dir Glück wünschen! Denn ein Mädchen, welches es partout darauf anlegt, einen Herrn, der ihm nichts getan hat und es im Gegenteil auszeichnet, zu ärgern, ist sicherlich in ihn verliebt.“
    „Meinst du wirklich?“
    „Ich bin überzeugt davon.“
    „Herrgott, hast du Erfahrungen.“
    „Massenhaft!“ lachte Gebhard unter einer Miene komischen Stolzes.
    „Das ist aber keine große Ehre für dich. Ich habe dich bisher stets für einen unverdorbenen Jüngling gehalten!“
    „Das bin ich auch, lieber Kunz. Es hat sich nämlich noch keine die Mühe gegeben, mich zu verderben. Wie aber kommt es, daß die Damen so begeistert für diesen Löwenjäger sind?“
    „Das hat zwei Gründe anstatt nur einen.“
    „Laß sie hören! Der erste?“
    „Die Tante liest außerordentlich viel, fast den ganzen Tag, Reisebeschreibungen. Hedwig liest sehr schön und muß ihr also vorlesen. Daher kommt es, daß beide eine besondere Vorliebe für Abenteuer haben und für diejenigen Personen, welche solche bestehen. Gérard ist jetzt in aller Munde. Was Wunder also, wenn auch diese beiden für ihn schwärmen!“
    „Das ist ein Grund. Und der zweite?“
    „Der liegt nur in der Tante. Sie hat nämlich Gérard gesehen. Sie hat ihn sogar einmal eingeladen und hat seinetwegen eine Soiree gegeben, was bei ihrem Geiz ein fürchterliches Opfer gewesen ist. Dabei aber hat sie eine ganz besondere Ähnlichkeit herausgefunden zwischen Gérard und – hm, ich weiß nicht, ob ich das sagen darf. Ich werde indiskret.“
    „Pah! Wir sind Freunde!“
    „Allerdings. Also sie hat gefunden, daß Gérard eine bedeutende Ähnlichkeit besitzt mit einem ihrer früheren Anbeter, den sie begünstigt haben muß.“
    „So, so! Das hat sie dir noch nicht gesagt? Woher weißt du es also?“
    „Mein Sohn, ich bin Diplomat!“
    „Ich denke, einstweilen noch Lieutenant!“
    „Aber dem diplomatischen Korps einstweilen beigezählt, also doch Diplomat.“
    „Schön! Meine Hochachtung, lieber Papa.“
    „Als Diplomat aber lernt man intrigieren, kombinieren, spionieren und manches heraustüfteln und schließen, was anderen verborgen bleibt.“
    „Du bist, bei Zeus, ein Kerl, von dem die Welt einst reden wird. So hast du also den früheren, begünstigten Liebhaber der Alten auch herausgetüftelt?“
    „Ja, mit unvergleichlichem Scharfsinn.“
    „Auf welche Weise?“
    „Ich war einst in ihrem Boudoir –“
    „Donner! Nicht als früherer, sondern als gegenwärtiger Liebhaber?“
    „Als keines von beiden, sondern einfach als Vorleser. Eine Mappe, welche sie mir zeigte, enthielt nur Bilder von Anverwandten. Ein einziges Aquarell war das Porträt eines Nichtverwandten. Sie betrachtete es mit einem so ganz besonderen Blick, so liebevoll, sie konnte es fast gar nicht aus der Hand bringen, und es war auch wirklich ein schöner Kopf.“
    „Ah, da begann nun dein berühmtes Tüfteln.“
    „Natürlich! Ich fragte sofort, wessen Bild das sei.“
    „Neugierde, holder Jüngling.“
    „Das ist
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