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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris
Autoren: Karl May
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Unterlassungsfehler, wie er sehr leicht einmal vorkommen kann. Und besonders, da er von einer Dame begangen wurde, so wäre es höflich gewesen, denselben mit Stillschweigen zu übergehen.“
    Ihr Blick ruhte streng und herausfordernd auf ihm. Er hatte große Lust, das Wortgefecht weiterzuführen, aber er sah das Auge Idas mit stummer und doch beredter Bitte auf sich gerichtet; darum nahm er einen heiteren und leichteren Ton an und antwortete:
    „Sie haben recht, gnädige Frau. Eine Dame hat unter allen Umständen diejenigen Aufmerksamkeiten zu erwarten, welche ihr von den gesellschaftlichen Gesetzen zugesprochen worden. Habe ich gegen diese Regeln gesündigt, so würde ich recht glücklich sein, von Ihnen Absolution zu empfangen.“
    Die Falten von ihrer Stirn verschwanden. Er bat sie um Verzeihung, sie hatte also, wenigstens scheinbar, einen Sieg über ihn errungen. Das erlaubte ihr, nun Freundlichkeit und Milde walten zu lassen. Sie antwortete:
    „Ich will keineswegs grausam sein, Herr von Königsau. Ich verzeihe Ihnen also und heiße Sie nachträglich willkommen.“
    Sie reichte ihm die Hand entgegen, welche er ergriff und hochachtungsvoll küßte. Über Hedwigs hübsches Gesichtchen glitt ein Zug, welcher ganz deutlich sagte: „Er hat aber doch gesiegt, dieser Deutsche.“ Idas Augen strahlten dem letzteren warm entgegen; aber aus dem Halbdunkel, in welches sich der Graf zurückgezogen hatte, erklang es scharf und wie zurechtweisend:
    „Liebe Tante, du vergißt, daß du dich nicht allein hier befindest.“
    Sie wendete sich ihm mit einem Ausdruck des Erstaunens zu und fragte:
    „Was willst du damit sagen?“
    „Daß mehrere Personen vorhanden sind, welche beleidigt wurden, und daß du also nicht eigenmächtig verzeihen darfst.“
    „Ah“, meinte sie, „ich ahnte nicht, daß du annimmst, auch angegriffen worden zu sein. Fühlst du dich beleidigt, so ist das einfach deine Sache. Jedenfalls aber nehme ich für mich das Recht in Anspruch, für meine Person verzeihen zu können. Das andere aber geht mich nichts an.“
    „Ich will nicht bestreiten, daß du das Recht hast, für dich persönlich zu verzeihen; aber ich habe auch die Überzeugung, daß du in deiner Eigenschaft als Tante einen Angriff auf deinen Neffen nicht so gleichgültig übersehen darfst, wie es in deiner Absicht zu liegen scheint.“
    „Ja, wenn dieser Neffe ein Kind wäre, welches dieses Schutzes bedarf. Ihr Herren aber seid stets so passioniert, euch Männer zu nennen, daß ich mir in dieser Angelegenheit wohl erlauben darf, dich dir selbst zu überlassen.“
    „Das heißt, du nennst diesen Mann wirklich willkommen?“
    „Jawohl; du hast es gehört.“
    Da trat er aus dem Halbdunkel hervor auf sie zu.
    „So muß ich allerdings annehmen“, sagte er, „daß ich dir weniger willkommen, vielleicht sogar unwillkommen bin.“
    Er hatte die Augen finster zusammengekniffen, und die Stellung, welche er einnahm, war eine herausfordernde, ja, fast drohende zu nennen.
    Sie dagegen behielt ihre vollständige Ruhe bei. Ihm einen nur verwunderten Blick zuwerfend, sagte sie:
    „Mein Neffe ist mir jederzeit willkommen gewesen, und auch noch jetzt kenne ich keinen Grund zu einer Änderung meiner Ansicht hierin. Wen ich aber außer ihm bei mir empfangen will, darüber steht mir sicher das alleinige Urteil zu. Mein Haus ist mein Eigentum, und ich kenne keinen Menschen, welchem ich erlauben werde, die für mich daraus hervorgehenden Rechte mir streitig zu machen.“
    Er zog unter einem beinahe höhnischen Lächeln die Schultern nach vorn, machte eine ironische Verbeugung und sagte:
    „Ich lasse dir natürlich dieses Recht; es kann mir gar nicht einfallen, es dir zu schmälern, da ich nicht die Erlaubnis dazu habe. Aber ich bitte, zu den Stunden, in welchen du mir unsympathische Personen empfängst, auf das Glück deiner Nähe verzichten zu dürfen.“
    Da legte sie den Kopf in den Nacken, geradeso, wie es die hübsche Hedwig in ihrer Gewohnheit hatte, warf ihm einen ernsten, dominierenden Blick entgegen und antwortete:
    „Ich habe nichts dagegen, daß du selbst in den Stunden, in denen du dich wohl bei mir fühlen würdest, auf mich verzichtest. Ich verliere nichts dabei.“
    „Fällt mir nicht ein“, entgegnete er. „Eines Fremden, eines Eindringlings wegen gebe ich dich ebensowenig auf, als ich auf eine Person oder Sache verzichten würde, welche mir lieb und angenehm ist. Ich habe keineswegs die Absicht, dich zu beleidigen, sondern ich will
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