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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris
Autoren: Karl May
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hatte sie ja als ‚Deutschenhasserin‘ bezeichnet.
    „Ja, gnädige Frau. Sie liebt ihn sogar noch“, antwortete Gebhard lächelnd.
    „War und ist das recht von ihr, als Französin?“
    „Jedenfalls, Madame. Schon Christus will, daß alle Menschen, welcher Nationalität sie auch sein mögen, sich lieben sollen. Und der gute Gott hat uns ja ein Herz gegeben, dessen Sprache so mächtig wirkt, daß vor ihr die Stimme des Parteihasses, der Rache, des Vorurteils verstummen muß. Dieses Herz hat wohl in jeder menschlichen Brust einmal gesprochen. Wohl dem, welchem es erlaubt war, diesen süßen und beglückenden Einflüsterungen Folge zu leisten.“
    Idas Augen ruhten mit zustimmendem Wohlgefallen auf ihm. Es lag eine Art von Bewunderung der beredten Art und Weise in ihrem Blick, in welcher er seine Sache zu führen verstand.
    Auch auf ihre Tante schienen seine Worte nicht ohne Eindruck zu bleiben. Ihre vorher mißfällig zusammengekniffenen Augen erweiterten sich wieder. Ihr Blick richtete sich empor, ins Weite. Er schien in der Ferne zu ruhen, in welcher sich ihm Erinnerungsbilder der Liebe boten, von welcher der junge Mann soeben gesprochen hatte.
    „Sie mögen recht haben“, sagte sie langsam und zögernd. „Ich will nicht richten, zumal ich keineswegs annehmen darf, dazu berufen zu sein. Aber noch weiß ich nicht, ob Ihre Familie wirklich diejenige ist, an welche ich denke. Hatte Ihre Mutter Geschwister?“
    „Einen Bruder.“
    „Wie war sein Name?“
    „Albin.“
    „A la bonne heure! Was war er? Auch Kaufmann oder Bankier?“
    „Nein, Madame. Er war Offizier, Kapitän bei der alten Kaisergarde.“
    „Das stimmt; das stimmt! Lebt er noch?“
    „Vielleicht. Niemand weiß es.“
    „Niemand weiß es? Sie müssen doch über die Schicksale eines so nahen Verwandten irgendwelche Nachrichten haben!“
    „Dies ist hier nicht der Fall, gnädige Frau.“
    „Sie haben keinen Umgang mit ihm gepflogen?“
    „Sie haben ihn gemieden. Und wenn er selbst eine vorübergehende Annäherung herbeiführte, so ist die Folge stets ein Unglück für sie gewesen.“
    Sie nickte langsam mit dem Kopf.
    „Ja“, sagte sie; „er war ein Schurke, ein böser Mensch, welcher mitgeholfen hat, seinen Vater in das Unglück zu stürzen. Wissen Sie davon?“
    „Es ist mir allerdings einiges bekannt.“
    „Kennen Sie auch seinen Verbündeten, mit welchem er daran arbeitete, die Eltern und die Schwester in das Elend zu führen?“
    „Sie meinen den Baron de Reillac? Der ist tot.“
    „Ah! So besitzt die Erde eine gefährliche Kreatur, ein Raubtier weniger. Er hat einen schlimmen Tod verdient. Woran ist er gestorben?“
    „Er ist ermordet worden.“
    „Wann?“
    „Schon längst, nämlich am Tag oder einige Tage vor der Schlacht bei Ligny.“
    „Wer war der Mörder?“
    „Sein Freund, Kapitän Richemonte.“
    „Sein eigener Freund, Kumpan und Verbündeter? Welch eine Fügung! Sie werden mir davon erzählen müssen, auch von den Ihrigen! Zuvor aber“ – und dabei nahm ihre Stimme wieder den harten, klanglosen Ausdruck an – „zuvor aber muß ich Ihnen sagen, daß die Art und Weise, in welcher Sie sich bei mir eingeführt haben, keineswegs eine angenehme und empfehlende ist.“
    Der Blick der Gräfin ruhte forschend und auffordernd auf Königsau, als ob sie eine Entschuldigung erwarte. Er aber verbeugte sich unter einem höflichen Lächeln und antwortete, indem er leise mit der Achsel zuckte:
    „Madame, der Deutsche kennt ein oft angewendetes Sprichwort, welches auch hier am Platz sein dürfte. Es lautet: Wie es in den Wald schallt, so schallt es wieder heraus.“
    „Dieses Sprichwort klingt nicht gut. Es beweist, daß der Deutsche der Mann der Vergeltung, der Rache, der Revanche, ist, welche er doch dem Franzosen so gern und geflissentlich vorzuwerfen pflegt.“
    „Oh, er will damit doch nur einen gewöhnlichen Erfahrungssatz ausdrücken, welchen auch Sie anerkennen werden. Der Deutsche scheint mir mehr passiv, als aktiv zu sein. Er schreitet nur dann zur Vergeltung, wenn er mit Gewalt dazu getrieben wird.“
    „Wer hat Sie vorhin mit Gewalt dazu getrieben?“
    „Die Antwort liegt in Ihrer eigenen Frage, gnädige Frau Gräfin. Indem Sie zugeben, daß ich mich zu einer Art von Abwehr treiben ließ, gestehen Sie ein, daß vorher ein Angriff stattgefunden hat.“
    „Dieser Angriff war kein direkter.“
    „Aber dennoch ein sehr fühlbarer und energischer.“
    „Oh, nur ein kleiner, gesellschaftlicher
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