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50 Rituale für das Leben

Titel: 50 Rituale für das Leben
Autoren: Anselm Gruen
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oder die Verletzung dich nicht wieder schmerzt. Aber dann sage dir: Ich habe sie begraben. Ich lasse sie begraben sein. Es hat keinen Zweck, in der Erde zu wühlen. Sonst können die Blumen nicht wachsen. Ich lasse all das, was mich belastet, als fruchtbaren Boden, auf dem schöne Blumen blühen.
40. VERSÖHNUNG MIT SICH SELBST
    Die Versöhnung mit der eigenen Lebensgeschichte ist die Voraussetzung dafür, dass ich Ja zu mir selbst sagen kann. Aber unabhängig von meiner Geschichte geht es immer wieder auch darum, mich mit mir zu versöhnen, so wie ich mich hier und jetzt erlebe. Wenn ich in mich hineinschaue, erlebe ich Haltungen, Phantasien, Emotionen und Leidenschaften, die ich am liebsten verbergen möchte. Ich brauche dann viel Energie, um all das zu unterdrücken, was ich nicht gutheiße in mir. C. G. Jung hat sich mit den «Schattenseiten», die jeder Mensch hat, besonders eingehend beschäftigt. Wir zeigen unsere guten Seiten; die anderen Seiten verstecken wir. Doch dann geraten sie in den Schatten und werden Dunkelheit in uns verbreiten. Aus dem Schatten heraus melden sie sich oft auf unangenehme Weise zu Wort. Die verdrängte Aggression blitzt durch unsere freundliche Fassade hervor, die unterdrückte Bedürftigkeit meldet sich durch das Überschreiten der Grenzen eines anderen. Der Schatten ist ein Bereich, mit dem ich mich versöhnen soll. Der andere Bereich sind die Selbstvorwürfe, Selbstbeschuldigungen und Selbstentwertungen. Sie weisen mich alle auf ein illusionäres Selbstbild hin, von dem ich mich verabschieden soll.

    Folgendes Ritual könnte eine Hilfe sein, mich mit mir, so wie ich bin, auszusöhnen und Ja zu sagen zu mir selbst.
Setz dich still in deine Meditations- oder Gebetsecke oder an einen Ort, an dem du dich geborgen fühlst.
Untersuche deine eigenen Selbstvorwürfe. Was wirfst du dir vor?
Welches Bild von dir selbst steht hinter deinen Schuldzuweisungen?
Versuche, alle Selbstbeschuldigungen loszulassen. Höre auf, dich zu beschuldigen oder zu entschuldigen. Halte dich, so wie du bist, und dein Verhalten, so wie es war, einfach in Gottes vergebende Liebe hinein. Und versuche dir nun selbst zu vergeben. Vielleicht wird dann auch deine Schuld zu einer glücklichen Schuld. Sie stürzt dich vom Thron deiner Selbstgerechtigkeit. Sie lässt dich Mensch unter Menschen werden, barmherzig und milde, versöhnt und Versöhnung ausstrahlend. Du brauchst Gott gar nichts vorzuweisen. Ihm ist es lieber, du hältst ihm dein zerbrochenes Herz ihn. Das wird er nicht verschmähen. (vgl. Ps 51,19)
Frage dich, welche illusionären Selbstbilder hinter deinen Selbstvorwürfen stecken. Und dann betrauere, dass du so bist, wie du bist, nicht so ideal, wie du dir es erträumst, sondern durchschnittlich, mit Stärken und Schwächen. Nur wenn du bereit bist, deine Durchschnittlichkeit zu betrauern, wenn du durch den Schmerz über deine Brüchigkeit hindurchgehst, kannst du dich aussöhnen mit dir selbst. Und du wirst auf einmal das Potenzial entdecken, das in deiner Seele schlummert. Dann kannst du dankbar das leben, was du bist und was dich ausmacht.
Dann schau deine Schattenseiten an. Du erkennst sie, wenn du deine empfindlichen Reaktionen anschaust.
Wo reagierst du empfindlich?
Welche unterdrückte Seite in dir meldet sich da zu Wort? Was möchtest du am liebsten vor dir und vor anderen verstecken?
Halte es Gott hin und stell dir vor, dass Gottes Licht all deine Schattenseiten durchdringt und verwandelt in eine Quelle von Lebendigkeit und Kraft.
41. VERSÖHNUNG MIT GOTT
    Wenn unser Leben nicht so verläuft, wie wir uns das erhoffen, machen wir das oft Gott zum Vorwurf. Er hat nicht für uns gesorgt. Er hat uns nicht vor der Krankheit, vor dem Verlust eines lieben Menschen, vor dem Scheitern bewahrt. Und wir haben den Eindruck, dass wir zu kurz gekommen sind, dass Gott anderen das Glück in die Wiege gelegt hat, uns aber nicht. Viele rebellieren dann. Sie können nicht mehr beten. Sobald sie in der Kirche die frommen Lieder mitsingen sollen, wehrt sich alles in ihnen. Die Einladung, Gott mit Herzen, Mund und Händen zu danken, «der uns von Mutterleib und Kindesbeinen an unzählig viel zugut bis hierher hat getan», empfinden sie als Zumutung. Das entspricht nicht ihrer Erfahrung.
    Doch solange wir unversöhnt mit Gott sind, solange fällt es uns auch schwer, uns mit uns selbst zu versöhnen.

    Folgendes Ritual möchte dir helfen, dich mit Gott auszusöhnen:
Wenn du still in deiner Meditations- oder Gebetsecke
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