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50 Rituale für das Leben

Titel: 50 Rituale für das Leben
Autoren: Anselm Gruen
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Bindungen. Ich laufe in die einmalige Gestalt hinein, die Gott mir zugedacht hat.
    Ein drittes Ritual des Loslassens kann sein: Ich werfe mit Kraft und Aggression Steine in den Fluss oder in den See. Mit jedem Stein werfe ich etwas, was mich bestimmen möchte, in das Wasser. Manchmal braucht es auch die körperliche Kraft, um das loszulassen, was an mir zu kleben scheint – seien es alte Verletzungen, seien es Lebensmuster oder Gedanken und Gefühle, von denen ich einfach nicht freikomme.

    Der dritte Schritt der Selbstwerdung ist das Einswerden . Auch das kann in der Meditation erfahren werden. Nach dem Loslassen im Ausatmen stelle ich mir vor, dass im Einatmen Gottes Geist in mich einströmt. Ich werde eins mit Gottes Geist und durch Gottes Geist mit mir selbst. Ich werde eins mit meinem Atem und im Atem mit meiner Seele.
    Ein Ritual, das uns die Kirche schenkt, um das Einswerden zu erfahren, ist die Kommunion bei der Eucharistiefeier.Da werden wir im Essen des Brotes mit Christus und durch ihn mit Gott eins. Essen ist seit jeher ein Akt der Integration. Ich integriere das Fremde in mich hinein. In der Kommunion integriere ich den Leib Christi und in ihm seine Liebe, die in seiner Hingabe am Kreuz am sichtbarsten aufgeleuchtet ist. Indem Christi Liebe in der Kommunion in mich eindringt und meinen ganzen Leib durchdringt, werde ich eins mit ihm. Da es nun nichts mehr in mir gibt, das nicht von Christi Liebe durchdrungen und berührt ist, kann ich nun auch mit mir selbst eins werden, einverstanden sein mit meinem Leben, mit meinem Leib, mit meinem Gewordensein. Im Einswerden mit Christus werde ich zugleich eins mit allen Menschen und mit der ganzen Schöpfung.
    Ein anderes Ritual der Einswerdung: Setz dich allein hin und spüre dein Alleinsein. Peter Schellenbaum sagt: Es ist wunderbar, mit allem eins zu sein, all-eins zu sein. Söhne dich aus mit deinem Alleinsein und erahne darin, was es bedeutet, all-ein zu sein.

    Ein weiterer Schritt auf dem Weg der Selbstwerdung ist das Verwandeltwerden . Die Metamorphose war für die griechische Philosophie und Mythologie ein wichtiges Bild für die Menschwerdung. Der Mensch soll immer mehr verwandelt werden in das einmalige Bild, das Gott sich von jedem gemacht hat. Die Bibel berichtet uns von der Verklärung Jesu am Berg Tabor. Da wurde sein Antlitz verwandelt und erstrahlte in hellem Licht. Christus wurde in die Gestalt verwandelt, die er eigentlich von seiner göttlichen Natur her hatte, die aber den Jüngern oft verborgen war.
    Das wichtigste Ritual für die Verwandlung ist wieder die Eucharistie. In der Eucharistie halten wir in den Gaben vonBrot und Wein unser eigenes Leben Gott hin. Im Brot halten wir unseren Alltag hin mit dem, was uns reibt und aufreibt. Wir halten die Tretmühle unseres Alltags hin und die Zerrissenheit, die in den vielen Körnern zum Ausdruck kommt, aus denen das Brot gebacken ist. Im Kelch halten wir unser Leid und unsere Bitterkeit Gott hin, damit sie durch seine göttliche Liebe verwandelt werden. Und im Kelch mit Wein halten wir unsere Liebe hin, die oft vermischt ist mit aggressiven Gefühlen oder den Gefühlen von Gekränktsein und Verletztsein. Wir vertrauen darauf, dass Gottes Geist in diesen Gaben auch unser Leben verwandelt, so dass das ursprüngliche und unverfälschte Bild Gottes in uns sichtbar wird.
    Ein persönliches Ritual der Verwandlung könnte sein: Setz dich hin und halte in der Gebärde der Schale dein Leben Gott hin. In deine Hände hat sich das Leben, so wie es war, hineingeritzt. In deinen Händen hältst du deine Wahrheit Gott hin, damit er die Spur in deine Hände eingräbt, die er für dich reserviert hat, damit du deine eigene Lebensspur in diese Welt eingraben kannst.

    Der fünfte Schritt auf dem Weg gelingender Menschwerdung ist das Neuwerden . Auch das kann im Ritual des Atmens geschehen: Wenn du im Einatmen spürst, dass neuer, unverbrauchter Atem und in ihm Gottes neuschaffender Geist in dich einströmt, dann wird in dir etwas Neues, dann wirst du selbst neu. Gott ist immer ein Gott, der alles neu macht. Durch seinen Geist schafft er dich neu. Du kannst dir vorstellen, dass er alles in dir erfrischt und erneuert.
    Auch die Eucharistiefeier ist ein Ritual des Neuwerdens. Du hast in der Kommunion Christi Leib gegessen und sein Blut getrunken. Über den Kelch wurde
     das Wort Jesu gesprochen:«Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird.» (Lk 22,20) Christus will seinen Wein in neue
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